Der 1. FC Lokomotive Leipzig kann beim VfB Auerbach weiter nicht gewinnen. Beim neunten Gastspiel verlor der FCL mit 0:1 (0:0) und war damit noch gut bedient. Drei Tage nach dem willensstarken Auftritt gegen Rot-Weiß Erfurt gab es kein kollektives Aufbäumen gegen die Niederlage. Lok hätte sogar schon nach 20 Minuten mit 0:3 hinten liegen können. Die Luft für Lok-Trainer Heiko Scholz wird nach nur acht Punkten aus acht Spielen und Platz 12 extrem dünn.
In Auerbach zu verlieren, das kennt man beim 1. FC Lok. Aber nur einmal war es lebloser. Als Lok im Mai 2010 im Vogtland vorstellig wurde, kassierten die Jan Evers’, Manuel Starkes und Co ein 0:3 – nach 45 Minuten. Was die Lok-Elf unter Uwe Trommer spielte, grenzte an Arbeitsverweigerung. Acht Jahre später war das Ergebnis ein anderes, die Tendenz aber gleich. Und haben diesmal alle alles gegeben? Eher nicht.
Im Gegensatz zum Heimspiel gegen Rot-Weiß Erfurt stemmte sich die Mannschaft nicht kollektiv gegen die Niederlage. Nach dem Gegentor von Danny Wild nach 53 Minuten gab es keine Drangperiode, keine Torchancen, nichts, worauf sich aufbauen ließe. Und das alarmierte die Funktionäre des Vereins mehr als das Ergebnis.
Eine Niederlage in Auerbach, sie gehört eigentlich zu jeder blau-gelben Saison, aber bei acht Punkten nach sieben Spielen muss es im Vogtland mehr sein, erst recht, da es keine Ronny Mendes, Steffen Fritzschs oder René Heusels waren, die tagsüber noch arbeiten gehen und sich am Abend noch eine Auswärtsfahrt ins Vogtland angetan haben. Die Kevin Schulzes, Lovro Sindiks und Kemal Aticis können sich im Jahr 2018 gänzlich auf den Fußball konzentrieren.
Genau diese Konzentration ließ die Scholz-Elf, am 1.805. Tag seiner Amtszeit, nicht nur in den ersten 20 Minuten wie alles andere vermissen, was es für einen dringend benötigten Sieg braucht. Wie schon 2010 hätte Lok zur Pause deutlich hinten liegen müssen. Nach fünf Minuten erkannte Schiedsrichter Rauschernberg ein Auerbacher Tor wegen eines Fouls an Lok-Torwart Christopher Hanf nicht an, wenig später köpfte Zimmermann den Ball nach Abstimmungsfehler zwischen Zickert, Misch und Hanf an den Pfosten – und spätestens als Kapitän Zickert über den Ball schlug, musste Zimmermann treffen. Hanf lief allerdings glänzend heraus und parierte.
Zickert wollte danach keine Ausreden suchen, obgleich er gegen die Sonne guckte. „Es war einfach ein Fehler von mir, der nicht passieren darf.“ Heiko Scholz und Rüdiger Hoppe hatten als eine Erkenntnis aus dem Erfurt-Spiel auf Viererkette umgestellt. Urban, Adler und Sindik mussten auf die Bank, Atici, Gottschick und Misch waren dafür dabei. Der junge Peter Misch allerdings nur bis zur 25. Minute, musste dann runter. Zu dem Zeitpunkt trat Lok auch offensiv in Erscheinung. Pfeffers Volley nach Salewski-Flanke boxte Torhüter Schmidt um den Pfosten, den Steinborn wenig später traf. Es war das einzige Mal, dass Lok erfolgreich tief spielte.
Als Paul Schinke zur Pause wegen muskulärer Probleme in der Kabine bleiben musste, erhielten die Hoffnungen auf einen Auswärtserfolg einen weiteren Dämpfer. Die Gäste sollten sich vor 910 Zuschauern, darunter 100 Lok-Fans, keine einzige echte Torchance erarbeiten. Auerbach, bisher nur ein einziger Sieg in sieben Spielen, musste für den Führungstreffer wenig Aufwand betreiben. Hanf schlug einen Rückpass mit rechts ins Zentrum, wo Stock den Ball aufnahm und auf Wild durchsteckte. Salewski hatte seine Seite noch nicht wieder zugestellt, spekulierte auf Abseits, Wild traf ins Lok-Herz.
Scholz brachte in der 72. Minute Nicky Adler, spielte nun mit drei Stürmern, suchte häufiger die Tiefe – ohne Ertrag. Adler trat nur zweimal nennenswert in Erscheinung: Sein Fallrückzieher aus 16 Metern landete am Außennetz, nach einer aktionistischen wie sinnlosen Grätsche von hinten, musste er nach 15 Minuten Spielzeit schon wieder duschen gehen. Es war bereits die dritte rote Karte im achten Spiel für den 1. FC Lok. Zu zehnt gelang den Blau-Gelben nichts mehr.
Heiko Scholz sprach auf der anschließenden Pressekonferenz von „Enttäuschung“. Sein Gegenüber Sven Köhler sprach das eigentliche Dilemma des FCL an. „Lok besitzt eine sehr gute Qualität, die heute glücklicherweise nicht ganz zum Tragen kam.“ Genau genommen kam diese nur im ersten Saisonspiel zum Tragen. Zu wenig für die Ansprüche in Probstheida und damit auch zu wenig für Scholz. Dass der Trainer gehen muss ist keine Frage mehr, die Frage ist nur noch: wann. Einen Rücktritt thematisierte der 52-Jährige bisher nicht.
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