Der 1. FC Lokomotive hat die Anfangseuphorie nicht ausbauen können. Bei Viktoria Berlin verloren die Probstheidaer am Freitagabend mit 1:4 (1:2). Vor 917 Zuschauern kamen die Blau-Gelben nie in die Partie, setzten keine Akzente und erzielten den zwischenzeitlichen Ausgleich per direktem Freistoß. Nach dem 3:0-Heimsieg gegen den ZFC Meuselwitz wurde so die rundum professionalisierte Lok umgehend unsanft ausgebremst.
Niederlagen lassen sich im Fußball gern auf den Schiedsrichter schieben oder auf entscheidende Situationen, bei denen der Gegner eben mehr Glück hatte. Manchmal sind es auch äußere Umstände wie ein langer Stau bei der Anreise oder viele Ausfälle, die zur Entschuldigung für eine schlechte Leistung herangezogen werden.
Bei der 1:4-Niederlage des 1. FC Lok in Berlin dient nichts dergleichen als Erklärungsmuster. „Wir haben verdient verloren. Zur Pause hätten wir schon 2, 3 zu 0 hinten liegen können“, konstatierte Lok-Cheftrainer Heiko Scholz auf der Pressekonferenz. Der sonst auf Veranstaltungen dieser Art moderate Trainer kommentierte die Niederlage offensiv, redete nichts schön. Man hätte es auch nicht ernst genommen.
Der Sieg von Viktoria Berlin ging absolut in Ordnung, denn Lok fand nie ins Spiel, die Hausherren waren über 90 Minuten das bessere Team, dessen Plan aufging. Viktoria lief die Hintermannschaft des FCL 20 Meter in deren Hälfte an, verhinderte Pässe in die Zentrale auf Paul Schinke oder Ryan Malone. Stattdessen ließen sie Innenverteidiger Peter Misch meist bis zur Mittellinie gewähren, der einen langen Ball auf die Stürmer Kemal Atici oder Matthias Steinborn schlug. Spätestens da kam Viktoria in Ballbesitz und schaltete gut um. Gelang es mal, Steinborn, Atici oder Sascha Pfeffer im letzten Drittel anzuspielen, machte das Viktoria-Mittelfeld Druck von vorn.
Die Lok-Stürmer, die mit dem Rücken zum gegnerischen Tor standen, waren von hinten bedrängt und von vorn unter Druck gesetzt, mangels Anspielstationen gingen so mehrere Bälle verloren. Auch weil Viktoria dumme Foulspiele vermied und Schiedsrichter Johannes Schipke bei mancher 50/50-Entscheidung eher gegen Lok entschied. Probierte es Lok mal über die schnellen Außen Robert Berger und Kevin Schulze, belohnten sich beide selten mit einer guten Eingabe, falls sie überhaupt die zwei oder drei Zweikämpfe auf dem Weg dahin gewannen. Gleichzeitig lebte Viktoria vom Umschaltspiel und von den Räumen im gegnerischen Mittelfeld.
So traf Scharkowski nach einem Lok-Ballverlust im Anschluss an einen Einwurf in der eigenen Hälfte, weil er 22 Meter vor dem Tor noch ein, zwei Schritte gehen und dann abschließen konnte. Zuvor hatten Hanf, Zickert und Berger jeweils schon Großchancen der Hausherren auf der eigenen Torlinie vereitelt.
Eigene Großchancen hatte Lok durch den gehemmten Spielaufbau keine, bis auf einen Standard waren auch diese zu schwach. Einzig Ryan Malones direkter Freistoß zwei Minuten nach der Berliner Führung saß. Weil aber auch Viktoria mit Aykut Soyak einen astreinen Freistoßschützen besitzt, geriet Lok noch vor der Pause in Rückstand. Soyak sollte auch am dritten und vierten Tor eine Aktie haben.
Nach Ballverlust Schulze schaltete Viktoria Mitte der zweiten Halbzeit schnell um, Soyak legte für Scharkowski auf – 3:1 und zehn Minuten vor Schluss schnullerte Soyak Schulze am Strafraum aus und drosch den Ball aus spitzem Winkel zum Endstand ins Tor. „Unser Plan, den wir uns vorgenommen hatten, ist nicht aufgegangen“, kommentierte Scholz anschließend. „Die zwei Sonntagsschüsse, die reingehen, spielten natürlich der Viktoria in die Karten. Die 1:4-Klatsche hat alle auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Das zeigt, dass die Regionalliga sehr stark aufgestellt ist.“
Ist sie. Und jegliche Aufstiegseuphorie zieht jetzt erstmal nicht mehr durch Probstheida. Am Dienstag kommt Aufsteiger Bischofswerdaer FV. Die Schiebocker werden einen ähnlichen Plan wie die Viktoria haben. Auf den Lok dann Antworten haben wird? Scholz und seine Truppe werden bis dahin jeden Tag trainieren.
Lok-Präsident Thomas Löwe verpasste übrigens den Auswärtsauftritt. Der seit heute 51-Jährige war Gast beim Sommerfest des Sächsischen Fußballverbands und traf dort unter anderem Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU).
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