Nach einem 0:1 Rückstand aus der ersten Halbzeit haben die Fußballer aus Leipzig-Leutzsch das kaum Geglaubte wahr gemacht. Wie zuletzt 1995 zog damit ein Verein im Alfred-Kunze Sportpark in die zweite Runde ein. Kai Druschky hieß der Siegtorschütze zum 2:1 in einer eher mittelmäßigen Partie mit viel Gestocher im Mittelfeld und langen Bällen nach vorne. Ein Niveau, das im Ganzen sonst eher unterhalb der fünften Liga anzutreffen ist, in der die Grün-Weißen einen guten Saisonstart hinlegten.
Trainer Dietmar Demuth war dies verständlicherweise egal: „Wir mussten heute nichts anbieten, haben in der Defensive tief gestanden, wie das oft unsere Gegner tun. Auf die hohen Bälle als ein Regensburger Mittel waren wir sehr gut eingestellt und haben mit der gleichen Waffe zurück geschlagen, so fielen dann auch die Tore“, sagte der Trainer der L-IZ.
Der Siegtreffer fiel, als alle Zuschauer, die 600 Gäste-Fans eingeschlossen schon auf die Verlängerung eingestellt waren. Nämlich in der Nachspielzeit der zweiten Hälfte. „Mein Gegenspieler hat spekuliert, dass ich den langen Ball von Alexander Bury einmal an mir vorbei laufen lasse, da ich Linksfuß bin. Ich habe aber nach rechts abtropfen lassen und er konnte seinen Schwung nicht bremsen“, beschreibt Kai Druschky die Situation.
Der Stürmer kam erst kürzlich von Travestere Calcio und konnte sein Glück nach der Partie noch nicht fassen. Aus der Drehung heraus erwischte er den Ball vortrefflich.
Es brandete ein Jubel los, der eine Antonov auf umstrittener Route glatt übertönt hätte. Er wünscht sich nun Union Berlin als Gegner, da er dort bis zur U23 in den Jugendmannschaften spielte. „Da möchte ich gerne im direkten Vergleich beweisen, dass auch ich Fußball spielen kann.“
Zuvor hatten die Hausherren einmal nicht aufgepasst. Eine Ecke war nur scheinbar geklärt, die ersten Spieler rückten heraus, was taktisch auch erst einmal in Ordnung ist. Doch am zweiten Pfosten vergaßen die Grün-Weißen Julian Derstroff, der mit einer blitzsauberen Flanke bedient den Ball ins Netz drücken konnte (20. Minute). Zu diesem Zeitpunkt ging dies in Ordnung, da die Gäste in den ersten Minuten der Partie etwas wacher wirkten. Besonders in der zweiten Halbzeit drehten aber die Chemiker auf. „Wir haben uns in der Pause eingeschworen, wollten mehr investieren und zeigen, dass wir das gewinnen wollen. Das haben die Jungs gut umgesetzt.“
In der Tat war mehr Wille bei den zuvor etwas verhalten spielenden Leipzigern zu erkennen. Doch ein wenig Glück war dabei. Beim 1:1 fiel ein Regensburger Verteidiger, die Pfeife des Schiedsrichters blieb stumm. Die Fernsehbilder der ARD können die Szene nicht auflösen, es könnte jedoch einen Kontakt gegeben haben, der den Regensburger Rechtsverteidiger aus dem Tritt brachte und den freien Schuss für Philipp Wendt ermöglichte.
Noch einmal Glück hatten die Leutzscher in der 82. Minute, als Andreas Geipl noch einmal den Pfosten traf. Aufatmen auf dem Norddamm, denn in der zweiten Halbzeit griff Regensburg in Richtung der Chemie Ultras an. Auch die gaben in Hälfte zwei noch mehr Gas. Die wiederholten Rauchtöpfe und Bengalischen Feuer werden vermutlich ein Nachspiel haben, denn der vierte Offizielle notierte einige dieser Vorfälle.
Auch die Gäste-Fans waren in dieser vom Verband nicht gerne gesehenen Disziplin „Tribünenverschönerung“ nicht untätig. Beim Einlaufen der Mannschaften brannten auch im Gästeblock etliche Bengalische Fackeln, hüllten das Tor der Hausherren in Rauch. Skurril, dass Fans auf der Busfahrt berichteten, das Sicherheitspersonal habe erst skeptisch reagiert, ob ein Nasenspray mit in das Stadion gebracht werden dürfe.
Wer auch immer nächster Gegner der BSG Chemie wird, unterschätzen sollte niemand die kämpferische Leistung und Einsatzbereitschaft der Sachsen. Sie dürfen sich über etwa 300.000 Euro Prämie für den Einzug in die zweite Runde freuen, von denen allerdings auch die Finanzierung der Übertragungen bezahlt werden müssen.
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