Es wäre ein starkes Zeichen im Kampf gegen Nazis und Rassismus gewesen, wenn RB Leipzig zum Benefizspiel beim SV Babelsberg 03 angetreten wäre – Marketing hin oder her. Doch daraus wird nun nichts: Innerhalb weniger Tage haben beide Vereine angeblich festgestellt, dass es keine Möglichkeit gibt, im Sommer ein solches Spiel auf die Beine zu stellen. Zweifel an dieser Darstellung sind angebracht.

RB Leipzig und der SV Babelsberg 03 haben ein erst vor vier Tagen angekündigte Benefizspiel wieder abgesagt. Dieses sollte eigentlich in der Vorbereitung auf die kommende Saison stattfinden. Die Babelsberger Kampagne „Nazis raus aus den Stadien!“ sollte den Rahmen bilden.

Doch nun erklären beide Vereine: „Bereits bei der am Montag erklärten Absicht des Benefizspiels wurde der genaue Spieltermin noch offengehalten. Leider fanden beide Seiten nun bei den weiterführenden Gesprächen eben aufgrund dieser terminlichen und organisatorischen Gründe nicht zusammen, so dass beide Vereine gemeinsam die Entscheidung getroffen haben, auf eine Austragung in der Sommervorbereitung zu verzichten.“ Die Rasenballer erklärten zudem, den Regionalligsten auf andere Weise unterstützen zu wollen.

Dass es wirklich nicht möglich war, einen gemeinsamen Termin zu finden, darf zumindest bezweifelt werden. Es erscheint nicht plausibel, warum beide Vereine erst ein Benefizspiel verkünden, aber bereits wenige Tage später feststellen, dass es nicht umsetzbar sei – und das noch mehrere Monate vor der Austragung. Bei der Bekanntgabe vor vier Tagen ließen die Vereine zwar den Termin offen, ansonsten aber keine Zweifel daran, dass es stattfinden soll.

Mal wieder eine Absage

Die nun auftretenden Zweifel an der offiziellen Darstellung resultieren vor allem aus der Testspielgeschichte von RB Leipzig. Besonders zu Dritt- und Zweitligazeiten waren immer wieder bereits vereinbarte Freundschaftsspiele abgesagt worden – vor allem wegen Beschwerden der gegnerischen Fans, die verhindern wollten, dass ihr „Traditionsverein“ gegen den „Retortenclub“ antritt.

Nachdem der SV Babelsberg mit den Plänen eines Benefizspiels gegen RB Leipzig an die Öffentlichkeit gegangen war, gab es ebenfalls vereinzelte Unmutsäußerungen. Die Leipziger Fangruppierung „Rasenballisten“ vermutet hingegen, dass nicht Babelsberg, sondern RBL das Spiel wieder abgesagt hat. Auf Twitter schreiben sie: „Der Moment, wenn man merkt, dass der Kurs vom „unpolitischen/neutralen“ Fußball doch nicht so gut zu einer #nazisrausausdenstadien-Kampagne passt. Gerade als Verein im Osten, wo Rassismus und Nazis ein großer Faktor sind, knickt man ein. Das ist schwach.“

In der Anhängerschaft von RB Leipzig war die Ankündigung eines Benefizspiels überwiegend positiv aufgenommen worden. Nun dürfen sich andere freuen: Nazis zum Beispiel.

RB Leipzig möchte „Nazis raus“-Kampagne des SV Babelsberg unterstützen

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