Wie sieht die Polizeidirektion Görlitz als diensthabende Polizeidirektion die Ereignisse Ende März beim Sachsenpokal-Halbfinale Bischofswerdaer FV vs. 1. FC Lok Leipzig? Warum sind die Ordnungskräfte nicht in den Block gegangen, und wieso war man von den Ausschreitungen offenbar überrascht? Pressesprecher Thomas Knaup äußert sich.
Im Polizeibericht hieß es am Tag nach dem Spiel, es seien mehrere Beamte verletzt. Um welche Verletzungen handelte es sich, und wie geht es den Beamten?
Nach den der Polizeidirektion Görlitz vorliegenden Erkenntnissen wurden die angesprochenen Beamten der sächsischen Bereitschaftspolizei leicht verletzt und waren weiter dienstfähig.
Die Polizei hat im Spiel nur den Zaun gesichert, allerdings nicht im Block eingegriffen. Aus welchen Motiven heraus, wurde diese Taktik gewählt?
Hier ist die Frage der Verhältnismäßigkeit näher zu betrachten. Im angesprochenen Gästeblock befanden sich ca. 1.500 Fans. Nur von einem Teil davon, etwa 200 Personen, gingen Gewalttätigkeiten aus. Eine gezielte, aber gebotene Differenzierung in gewalttätige bzw. friedliche Fans war aus polizeilicher Sicht während des laufenden Fußballspiels unter den vorhandenen Rahmenbedingungen nur schwer möglich gewesen.
Um zu verhindern, dass unbeteiligte Gästefans durch polizeiliche Einsatzmaßnahmen betroffen werden, insbesondere, wenn es zur Vermischung dieser Fangruppen kommt, wurde im Rahmen der polizeilichen Lagebeurteilung auf ein Eingreifen im Block selbst verzichtet. Im Gegenzug wäre es jedem möglich gewesen, diesen jederzeit von sich aus zu verlassen. Unter Nutzung der gefertigten Videoaufnahmen wurden nach dem Spiel gezielt mutmaßliche Tatverdächtige identifiziert und angezeigt.
Für die Sicherheit im Stadion und damit auch im Gästeblock ist der Veranstalter verantwortlich. Der ausrichtende Fußballverein BFV 08 hatte dazu ca. 80 Ordner im Einsatz, welche auch bis kurz vor Ende des Spiels im Gästeblock präsent waren.
Hatten Sie im Vorfeld mit der Präsenz von Gewalttätern gerechnet? Welche Maßnahmen konnten im Vorfeld ergriffen werden, um dies zu verhindern?
Der Polizeidirektion Görlitz lagen vor Spielbeginn keine belastbaren Informationen zur Anzahl der tatsächlich anreisenden gewaltbereiten Anhänger des Vereins Lok Leipzig vor. Von Seiten des Vereins wurde in einem Vorgespräch mitgeteilt, dass diese “Problemfans” vermutlich nicht nach Bischofwerda anreisen würden, da sie sich auf das Spiel gegen den BFC Dynamo vorbereiten würden.
Wenn die Polizei vor dem Spiel entsprechende Erkenntnisse gehabt hätte, hätten entsprechende Kontrollmaßnahmen geplant und mit zusätzlichem Personal untersetzt werden können, um Ausschreitungen, wie wir sie erleben mussten, zu verhindern.
Anmerkung: Das Interview wurde bereits Anfang April geführt.
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