Erstmals findet ein Sachsenpokal-Finale mit und beim 1. FC Lok statt. Aus einem spannenden, aber spielerisch gewöhnungsbedürftigen Halbfinale beim Bischofswerdaer FV gingen die Leipziger am Sonntag mit 5:3 nach Elfmeterschießen als Sieger hervor. Benjamin Kirsten parierte vor 2.741 Zuschauern einen Elfer, Brügmann jagte den entscheidenden Ball wie weiland René Müller zum Abschluss links oben ins Netz. Der Oberligist hatte jedoch die besseren Chancen und gewöhnte Lok das Fußball spielen fast über 120 Minuten ab. Das Finale findet am 27. Mai in Probstheida statt.

Vor einer Woche saß Benjamin Kirsten noch auf der Couch, nun ist er nach Hiromu Watahiki der nächste Probstheidaer Pokalheld: Kirsten hielt im Elfmeterschießen den Versuch von Eric Bachmann und führte Lok damit auf halbem Weg ins Sachsenpokal-Finale. Bachmann zielte nach links, Kirsten flog auch im dritten Versuch in diese Ecke. Hatte er davor zweimal falsch gelegen, war er diesmal genau richtig dort und parierte den halbhohen Ball.

Maik Georgi, Paul Maurer, Christian Hanne, Daniel Becker und Felix Brügmann trafen für Leipzig, das nun am 27. Mai im Bruno-Plache-Stadion entweder den FSV Zwickau oder den Chemnitzer FC zum Sachsenpokal-Finale erwartet. Brügmann nahm sich beim fünften Elfmeter ein ungewolltes Beispiel an Lok-Legende René Müller, nagelte den Ball links oben ins Eck. „René Müller kenne ich gar nicht, ich habe am Ende auch nur noch gesehen, wie der Ball im Netz zappelte.“

Felix Brügmann (re.) schoss mit seinem Elfmeter den 1. FC Lok ins Pokalfinale. Foto: Bernd Scharfe
Felix Brügmann (re.) schoss mit seinem Elfmeter den 1. FC Lok ins Pokalfinale. Foto: Bernd Scharfe

Das Nordlicht beendete einen langen Fußball-Nachmittag, an dem sich der Regionalligist beim Oberligisten zwischenzeitlich richtig quälen musste, weil wenig klappte. „Das ist eben der Pokal. Wir haben nicht gut gespielt, hatten aber am Ende das Glück auf unserer Seite.“ Bischofswerda machte aus den schlechten Platzverhältnissen mehr, hatte in einem chancenarmen Spiel mehr Möglichkeiten, die allesamt wegen des schwachen Abschlusses keinen Jubel auf der Heimseite im Wesenitz-Sportpark produzierten.

Lok agierte vorwiegend mit hohen Bällen auf Ziane. Der Stürmer musste grob geschätzte 128 Kopfballduelle bestreiten und verlor die meisten davon. „Auf dem Platz haben sich die Jungs nicht sicher gefühlt, um den Ball laufen zu lassen. Da haben sie lieber geschlagen, als gespielt“, so Lok-Co-Trainer Rüdiger Hoppe. Die Taktik ging erst mit der Einwechslung von Brügmann besser auf, als zwei kopfballstarke Spieler im Zentrum als Anspielstationen fungierten und Lok mehr zweite Bälle gewann. Zu mehr Chancen führte das allerdings nicht.

In der Defensive gewann Lok zwar die meisten wichtigen Zweikämpfe, Schiebock aber eben auch in der ihren – und die Hausherren arbeiteten taktisch diszipliniert in der eigenen Hälfte, verstellten Passwege und profitierten viel von der Einfallslosigkeit in Blau-Gelb. Kurzum: Das Elfmeterschießen schien beizeiten unvermeidlich. Einzig Daniel Becker hatte nach 115 Minuten die dicke Möglichkeit, freistehend vor Max Höhne alles klarzumachen. Doch Höhne hielt den einzigen Versuch, der heute direkt auf sein Tor flog. Im Elfmeterschießen hatte er bei keinem Ball eine Chance, entsprechend enttäuscht saß er mit seinen Mannschaftskameraden nach Spielende auf dem Rasen, während die Leipziger jubilierten.

„Und wenn wir jede Runde nach Elfmeterschießen weitergekommen wären, wäre mir das auch egal gewesen“, jauchzte erwähnter Djamal Ziane, der allerdings nicht auf der vorläufigen Schützenliste stand – wie andere auch. „Es haben natürlich alle elf Spieler gesagt, dass sie einen reinhauen wollen“, flunkerte Co-Trainer Hoppe, als das Drama vorbei war. Wie die genaue Reihenfolge zustande kam, wusste am Ende keiner mehr. Nur soviel: Brügmann hatte sich bewusst für den fünften entschieden. „Ich hatte gehofft, dass dann der ganz große Druck nicht mehr da ist und ich lockerer rangehen kann.“

Starker Rückhalt: Mehr als 2.000 Lok-Fans begleiteten ihr Team nach Bischofswerda. Foto: Marko Hofmann
Starker Rückhalt: Mehr als 2.000 Lok-Fans begleiteten ihr Team nach Bischofswerda. Foto: Marko Hofmann

Apropos Druck: Kapitän Markus Krug musste nach 30 Minuten gelbrot-gefährdet vom Platz, bekam für ein Allerwelts-Foul Gelb, für ein taktisches Foul eine letzte Ermahnung und tigerte nach seiner Auswechslung durch die Coaching-Zone, schlug die Hände immer wieder vors Gesicht und schaute letztlich gar nicht mehr richtig hin. „Das war natürlich extrem bitter für mich, dass ich so zeitig raus musste, ein Glück, dass es die Jungs noch geschafft haben.“ Es hat halt nur seine Zeit gedauert.

Am 27. Mai wird der 1. FC Lok nun Gastgeber des Sachsenpokal-Finales sein. Der Gegner wird am 19. April zwischen dem FSV Zwickau und dem Chemnitzer FC ausgespielt. Der Sachsenpokal-Sieger zieht in den DFB-Pokal ein. Sollte Lok verlieren, aber der Sachsenpokal-Sieger unter den ersten Vier in der 3. Liga landen – was bei vier Punkten Rückstand für beide Teams derzeit machbar ist – käme Leipzig dennoch in den nationalen Pokal. Die Teilnahme an der 1. Runde würde dem Verein allein 155.000 Euro an Antrittsprämie seitens des DFB bringen – und möglicherweise ein attraktives Los.

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