Zum ersten Mal in der Ära Hasenhüttl hat RB Leipzig zwei Pflichtspiele in Folge verloren. Da sämtliche Verfolger am vergangenen Spieltag ebenfalls patzten, können die Rasenballer jedoch weiter entspannt auf die Tabelle blicken. Nun steht das schwere Auswärtsspiel bei den formstarken Gladbachern auf dem Programm. Gegen die Konterspezialisten muss RBL auf Abwehrchef Orban und Stürmer Poulsen verzichten.

Das 0:3 gegen den Hamburger SV am vergangenen Spieltag war in vielerlei Hinsicht ein besonderes Ergebnis. Ein auf Champions-League-Kurs stehender Tabellenzweiter, der sich noch Chancen auf die Deutsche Meisterschaft ausrechnen konnte, unterlag im eigenen Stadion dem damaligen Inhaber des Abstiegs-Relegationsplatzes. Außergewöhnlich war das Spiel zudem, weil es dem Auswärtsteam gelang, mit lediglich 32 Prozent Ballbesitz und einer Passquote unter 50 Prozent drei Tore zu erzielen, während dem Gegner kein einziger Schuss aufs Tor glückte – für gewöhnlich sind es fünf pro Spiel.

Schließlich war es auch die erste Bundesliga-Heimniederlage in der Geschichte von RB Leipzig und das erste Mal in der im Sommer 2015 gestarteten Ära Hasenhüttl, dass die Rasenballer zwei Pflichtspiele in Folge verloren. Die Pleite gegen den HSV markierte somit den vorläufigen Höhepunkt einer seit Dezember anhaltenden Ergebniskrise. Nach zuvor acht Siegen am Stück ging RBL in den vergangenen sieben Spielen viermal als Verlierer vom Feld. In der Formtabelle der jüngsten sieben Spieltage belegen die Leipziger damit den 13. Platz.

Wirkliche Verunsicherung hat dieser Negativlauf jedoch nicht verursacht. Dies liegt zum einen daran, dass insbesondere das 0:3 gegen den HSV ohne ernsthafte Konsequenzen blieb, da am 20. Spieltag auch Frankfurt, Dortmund, Hoffenheim, Hertha und Köln ihre Spiele verloren. Der Vorsprung vor jenen Plätzen, die nicht für die (direkte) Qualifikation zur Champions beziehungsweise Europa League berechtigen, blieb somit konstant bei acht bis zehn Punkten. Lediglich der Rückstand auf Tabellenführer Bayern München vergrößerte sich auf sieben Punkte.

Überhaupt ist zu beobachten, dass sich durch die vier Niederlagen am komfortablen Vorsprung wenig geändert hat. Vor der ersten Pleite gegen Ingolstadt am 14. Spieltag hatte RB Leipzig acht beziehungsweise elf Punkte mehr als der Tabellenvierte beziehungsweise -siebte auf dem Konto. Der einzige wesentliche Unterschied zur Situation Anfang Dezember besteht heute darin, dass die Bayern mittlerweile nicht mehr Tabellenzweiter sind.

Den 1:0-Treffer im Hinspiel widmeten die Leipziger dem Langzeitverletzten Klostermann. Foto: GEPA
Den 1:0-Treffer im Hinspiel widmeten die Leipziger dem Langzeitverletzten Klostermann. Foto: GEPA

Hinzu kommt, dass die meisten Niederlagen plausibel zu erklären sind. Ein 0:3 bei Bayern München dürfte derzeit für keine Mannschaft der Welt – abgesehen vielleicht von Real Madrid – ein Grund zur Sorge sein, zumal der Gastgeber eine Stunde lang in Überzahl spielte. Das 0:1 in Dortmund wiederum war auf die zahlreichen Ausfälle – darunter Forsberg, Werner, Sabitzer und Demme – zurückzuführen. Schließlich: Beim 0:1 in Ingolstadt kam der Gegner (mit noch niedrigerer Passquote als zuletzt der HSV) lediglich zu einem Schuss aufs Tor – doch dieser hatte Erfolg. Somit zeigten die Rasenballer einzig beim 0:3 gegen Hamburg eine schwache Leistung.

Sollte sich dies wiederholen, dürfte im kommenden Auswärtsspiel bei Borussia Mönchengladbach (Sonntag, 15:30 Uhr) wenig zu holen sein. Die „Fohlen“ haben einen hervorragenden Start ins neue Jahr hingelegt und 2017 erst eine Pflichtspiel-Niederlage kassiert: das 0:1 gegen Florenz am Donnerstag. Zuvor gab es für den vor der Winterpause in den Abstiegskampf geratenen Traditionsverein vier Siege in Serie.

Die Gladbacher haben meist wenig Ballbesitz (40 % beim 1:0 in Bremen, 41 % beim 3:2 in Leverkusen) und schießen selten aufs Tor. Die wenigen Gelegenheiten, die sich ihnen bieten – häufig über Konter oder durch individuelle Aktionen – nutzen sie jedoch effektiv. Die Leipziger dürften daher gewarnt sein: Gegen Hoffenheim und den HSV kassierten sie zuletzt Kontergegentore.

Da fällt es umso mehr ins Gewicht, dass Abwehrchef Orban wegen der 5. Gelben Karte gesperrt fehlt. Für ihn kehrt der zuvor gesperrte Compper zurück in die Mannschaft. Zudem muss RBL-Cheftrainer Ralph Hasenhüttl bis weit in den März hinein auf Poulsen verzichten. Dieser war gegen den HSV wegen eines Muskelbündelrisses im Oberschenkel ausgewechselt worden. Denkbare Alternativen im Angriff wären Selke und Burke. Möglich scheint aber auch, dass Hasenhüttl neben Werner erneut Sabitzer stürmen lässt.

Das Hinrundenspiel am 4. Spieltag endete 1:1. Werner erzielte in der 6. Minute die Führung für RBL, Johnson in der 84. Minute den Ausgleich für Gladbach. Bis zum 0:3 gegen den HSV war dies der einzige Punktverlust vor heimischem Publikum.

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