Im letzten Heimspiel des Jahres 2016 hat der 1. FC Lok Leipzig eine unnötige und zu hohe Niederlage kassiert. Gegen den Tabellen-Dritten Berliner AK verlor Lok mit 1:4 (1:2). Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt erwärmten beide Teams die 2.615 Zuschauer mit schnellem Offensivfußball. Berlin war vor dem Tor allerdings noch kälter als der Rasen, während Lok zweimal an der Latte scheiterte und auch Torhüter Latendresse-Levesque, genannt „Latte“, mindestens einmal nicht gut aussah.
Wer um 15:15 Uhr Ortszeit ohne Kenntnis des Ergebnisses am Bruno-Plache-Stadion vorbei gefahren ist, wird sicher auf einen Spielstand pro Lok getippt haben. „Immer wieder Probstheida!“, sangen die 2.615 Zuschauer wiederkehrend. Doch da führte der Berliner AK bereits mit 1:4. Leipzig stand vor der höchsten Heimpleite seit April 2014 (0:4 gegen Carl Zeiss Jena). Den Fans war es egal: Ihre Mannschaft liegt im Punktesoll, hat eine gute Leistung abgeliefert, nur leider vier Gegentore kassiert.
Heiko Scholz war ebenfalls alles andere als miesepetrig unterwegs. „Auch wenn es komisch klingt und wir so hoch verloren haben: Es war eines der besten Spiele der Saison von uns. Wir haben nicht allzu viel verkehrt gemacht, aber der BAK ist eben ein anderes Kaliber“. In der Tat: Beide Teams begegneten sich in weiten Teilen auf Augenhöhe, der BAK hatte an dem Tag nur zweimal Aluminiumglück und die bessere Chancenverwertung.
Schon in der Anfangsphase traf der Top-Torschütze Myroslav Slavov mit dem ersten Torschuss. Sein Tor wurde aber wegen einer vermeintlichen Abseitsstellung nicht anerkannt. Der zweite Torschuss der Gäste saß dagegen. Maurice Trapp verwandelte einen unstrittigen Elfmeter nach Foul von Christian Hanne an Maximilian Zimmer. Es war schon der dritte Elfmeter in den letzten vier Heimspielen gegen Lok.
Die Blau-Gelben hatten ihrerseits vier der letzten sechs Tore nach einem Standard erzielt, und auch diesmal klappte es. Ausgerechnet Hanne glich die Gäste-Führung nach 33 Minuten per Kopf aus und sein Busenfreund Schinke hatte drei Minuten später sogar die Führung auf dem Fuß. Dessen sehenswerter Volley aus 22 Metern klatschte allerdings nur an die Latte.
Derbyheld Hiromu Watahiki und die Lok-„Latte“, Torhüter Latendresse-Levesque, standen wenig später in anderer Spielrichtung im Mittelpunkt: Erst verliert der Japaner in der gegnerischen Hälfte den Ball und lädt die handlungsschnellen Berliner zum Kontern ein, und dann rutscht der Abschluss von Zimmer auch noch unter den Händen von „Latte“ hindurch. Die Berliner Führung war zu dem Zeitpunkt zumindest unerwartet. So sah es auch nach dem Spiel BAK-Trainer Goslar im besten Fußball-Konjunktiv. „Wenn Schinkes Ball reingeht, wäre es ein anderes Spiel geworden.“
So aber legten die Berliner in der Anfangsphase der zweiten Halbzeit nach, weil wieder Watahiki schlief. Diesmal ließ er Kevin Stephan laufen, der aus 10 Metern zum 1:3 traf und auch nach 82 Minuten den Endstand herstellte. Diesmal ging Trojandt nicht ins Kopfballduell, „Latte“ hatte wieder die Hände dran. An guten Tagen hätte er zumindest einen der beiden angesprochenen Bälle gehalten. Scholz mäkelte jedenfalls an niemandem rum. Naja, am Ergebnis höchstens: „Der Sieg der Berliner war verdient. Ich kann mit der Niederlage leben, die meines Erachtens um zwei Tore zu hoch ausfiel.“
Goslar pflichtete dem bei, auch weil Daniel Becker nach 70 Minuten ebenfalls die Latte nach einem Freistoß traf. Ansonsten verlor sich das Lok-Spiel in der zweiten Hälfte zuweilen in Abspiel- und Abstimmungsfehlern, wirkte mancher Spielzug hektisch und unausgegoren, was gewiss auch am angetauten Rasen lag, auf dem gerade im Mittelfeld mehr geschlittert als gesprintet wurde.
Ob kommende Woche die Rasenverhältnisse besser sind? Am dritten Advent muss Leipzig um 13:30 Uhr bei Hertha II antreten. Die nächste Möglichkeit, die Bonuspunkte-Jagd erfolgreich zu gestalten, denn in dieser Phase befinden sie sich derzeit bei Lok. Die bisher erzielten 23 Punkte markieren das angesprochene Soll. Aber schon früher wurde das Soll auch gern mal übererfüllt.
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