Das hätte vor der Saison wohl kaum jemand erwartet: Mit einem 4:0 beim Hamburger SV poliert Aufsteiger Rasenballsport Leipzig seine Startbilanz auf sieben von neun möglichen Punkten auf. Nach einer ausgeglichenen ersten Halbzeit präsentierte sich der Bundesliga-Neuling im zweiten Abschnitt so kaltschnäuzig wie ein Dino. Der diesmal von Beginn an eingesetzte Forsberg war an allen Toren beteiligt.
Nachdem sich Lukas Klostermann im Training das Kreuzband gerissen hat, musste RBL-Cheftrainer Ralph Hasenhüttl auf der rechten Abwehrseite eine neue Lösung finden: Überraschend präsentierte er hierfür nicht Benno Schmitz, der bereits im ersten Saisonspiel in Hoffenheim als Rechtsverteidiger aufgelaufen war, sondern den Last-Minute-Transfer Bernardo. Zudem spielten im offensiven Mittelfeld Emil Forsberg und Naby Keita anstelle von Timo Werner und Mannschaftskapitän Dominik Kaiser.
HSV-Trainer Bruno Labbadia stellte nach den drei Gegentoren in Leverkusen seine Abwehr auf zwei Positionen um: Johan Djourou ersetzte Cleber in der Innenverteidigung und Douglas Santos startete auf der linken Seite – für Matthias Ostrzolek blieb somit nur ein Platz auf der Bank.
RB Leipzig kam bereits nach wenigen Minuten zu der ersten Großchance: Poulsen ließ auf der rechten Strafraumseite Djourou stehen, passte nach innen, doch Forsberg kam einen Schritt zu spät (3.). Auch die zweite Torchance des Spiels gehörte den Rasenballern: Nach einer Ecke durch Demme köpfte Compper den Ball aufs HSV-Tor, doch Keeper Adler konnte den Ball per Flugeinlage von der Linie kratzen (14.). In der Folgezeit konnten Spieler der Leipziger mehrmals mit Tempo aufs gegnerische Tor zulaufen, standen dabei jedoch entweder im Abseits (30., Poulsen) oder wählten das falsche Abspiel (28., Forsberg). Überhaupt verhinderte eine niedrige Passgenauigkeit auf Seiten der Rasenballer zunächst bessere Torgelegenheiten.
Auf der anderen Seite gelang es dem HSV immer wieder, mit schnellem Spiel in die Nähe des Gehäuses von RBL-Keeper Gulacsi zu gelangen. Wirkliche Gefahr entstand jedoch erst in der Schlussphase der ersten Halbzeit. Erst zog Müller aus spitzem Winkel ab, woraufhin Gulacsi den Ball zur Ecke klären musste (39.), dann parierte er einen Schuss des freistehenden Hunt nach Kostic-Vorlage (45.). In den Nachschuss von Müller warfen sich mehrere Abwehrspieler der Leipziger erfolgreich hinein.
Die zweite Halbzeit begann genau so wie die erste: Drei Minuten nach Anpfiff sorgte Poulsen für Torgefahr, auch wenn sie diesmal nur sehr gering ausfiel – seinen laschen Schuss aus 15 Metern konnte Adler locker halten. Auf der anderen probierte es Sakai volley aus 30 Metern – knapp drüber. Ein besonderes Augenmerk lag in dieser Phase auf Hunt. Der Mittelfeldakteur ließ zweimal eine scharfe Hereingabe an sich vorbei, obwohl er auch selbst hätte den Abschluss suchen können. Wohl auch deshalb wurde er bei seiner Auswechslung ausgepfiffen.
Ein gutes Händchen bei den Wechseln bewies erneut RBL-Coach Hasenhüttl, der gegen Dortmund die drei Spieler brachte, die am Siegtor beteiligt waren. Auch diesmal sorgten die Joker für die Wende zugunsten der Leipziger. Nach einem Pass von Forsberg holte der eingewechselte Werner einen Strafstoß heraus, den der Vorlagengeber sicher verwandelte (66.). Sechs Minuten später trat der schwedische EM-Fahrer wieder als Scorer in Erscheinung: nach seiner Freistoßflanke und anschließenden Kopfballablage von Willi Orban schob Werner den Ball über die Linie. Auch das dritte Tor bereitete Forsberg vor: Nach einem Ballverlust von Djourou im Mittelfeld schickte er Werner, der von Spahic nicht mehr entscheidend gestört werden konnte und zum 3:0 aus Leipziger Sicht verwandelte (76.). Kurz vor Abpfiff machte der ebenfalls eingewechselte Selke die Demütigung für den HSV schließlich perfekt: Nach Ballgewinn von Forsberg in Strafraumnähe und Pass auf Selke, schob dieser mühelos zum 4:0 ein.
Den Gästen ist mit sieben von neun möglichen Punkten somit ein nahezu perfekter Start in die erste Bundesliga-Saison gelungen. Bereits am kommenden Mittwochabend steht für RB Leipzig das nächste Spiel auf dem Programm: Im heimischen Stadion empfangen die Rasenballer dann Borussia Mönchengladbach. Das nächste Auswärtsspiel steigt vier Tage später beim 1. FC Köln, der bislang noch kein Gegentor kassiert hat. Es könnte ein Spitzenspiel sein.
Die Statistik zum Spiel
Hamburger SV:
Adler – Sakai, Djourou, Spahic, Douglas Santos – Holtby, Jung, Müller, Hunt (70. Halilovic), Kostic (83. Waldschmidt) – Wood (83. Gregoritsch)
RB Leipzig:
Gulásci – Bernardo, Orban, Compper, Halstenberg – Ilsanker, Demme, Keita (46. Werner), Forsberg – Poulsen (80. Selke), Sabitzer (62. Kaiser)
Schiedsrichter:
Dr. Robert Kampka (Mainz)
Tor:
0:1 Forsberg (66. FE), 0:2 Werner (72.), 0:3 Werner (77.), 0:4 Selke (90.+1)
Gelbe Karten:
Sakai, Spahic, Djourou, Adler, Wood | Compper
Zuschauer:
52.998 im Volksparkstadion
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