Die nächste Überraschung lag in der Luft: Nachdem Timo Werner bereits nach sechs Minuten die Führung für RB Leipzig erzielt hatte, ließ der Gastgeber anschließend kaum noch etwas zu. Doch eine der seltenen Chancen nutzten die Gladbacher zum Ausgleich.
Nach dem 4:0 beim Hamburger SV nahm RBL-Cheftrainer Ralph Hasenhüttl zwei Änderungen in seiner Startelf vor. Mannschaftskapitän Dominik Kaiser ersetzte erwartungsgemäß Naby Keita im rechten Mittelfeld. Etwas überraschend saß Emil Forsberg nur auf der Bank. Der Schwede war beim HSV maßgeblich an allen Treffern beteiligt. Stattdessen durfte der in Hamburg zur Pause eingewechselte und ebenfalls erfolgreiche Timo Werner von Beginn an ran. Abgesehen vom verletzungsbedingten Ausfall von Lukas Klostermann, der wieder von Bernardo ersetzt wurde, glich die Aufstellung somit jener vom 1:0-Heimsieg gegen den BVB.
Gerade einmal sechs Minuten dauerte es, bis die Anzeigetafel auch gegen Gladbach eine 1 für RB Leipzig anzeigte. Nach einem energischen Sololauf von Poulsen durch die Hälfte der Borussen landete der Ball direkt vor dem Tor bei Werner. Der Zugang aus Stuttgart konnte die Kugel zunächst nicht kontrollieren, doch weil sich zwei Gladbacher nicht einigen konnten, kam Werner doch noch zum Schuss und ließ Gäste-Keeper Sommer aus kurzer Distanz keine Chance.
Auch die erste Großchance der „Fohlen“ erinnerte stark an das Spiel gegen Dortmund, in dem Schürrle kurz vor Schluss die Oberlatte traf. Diesmal war es Johnson, dessen Knaller aus halblinker Position die Latte streifte (27.). Das bis dahin chancenarme Spiel wurde nun spektakulärer, wobei die Gäste zunächst nur noch einmal gefährlich vor das Tor von Gulacsi kamen – gemeinsam konnten Halstenberg und Compper den Schuss von Hahn jedoch zur Ecke klären (37.).
Auf der anderen Seite sorgten die Leipziger fast im Minutentakt für Alarm: Einen Kopfball von Poulsen klärte Sommer zur Ecke, die gleich die nächste Chance brachte: Sabitzers Direktabnahme ging jedoch ans Außennetz (31.). Ein verunglückter Seitfallzieher von Halstenberg landete direkt bei Sommer (41.); ein Fallrückzieher von Compper ging deutlich neben’s Tor (45.). Insbesondere über Konter zeigten die Rot-Weißen immer wieder ihr Können: Erst ließ Sabitzer mehrere Gegner stehen (34.), dann gelang Werner (44.) das Gleiche. Auch Poulsen zeigte einige schöne Dribblings.
Ein etwas anderes Bild bot sich den mehr als 42.000 Zuschauern im zweiten Spielabschnitt: Die Leipziger traten zwar weiterhin aggressiv auf, kamen jedoch kaum noch in Tornähe. Einen Kopfball von Compper nach einem Freistoß von Kaiser konnte Sommer fangen (50.). Zumindest in den ersten Minuten nach Wiederanpfiff zeigte sich die Borussia immer wieder am Strafraum von RBL. Torschüsse sprangen aus der Überlegenheit jedoch nicht heraus. In der Folge häuften sich die Abspielfehler bei den Gästen.
In der letzten Viertelstunde schalteten dann wieder die Leipziger einen Gang hoch: Eine scharfe Hereingabe von Kaiser verpasste Werner direkt vor dem Tor stehend nur knapp (78.). Nur eine Minute später war es wieder Werner: Seinen Schuss von der rechten Strafraumgrenze konnte Sommer nur mit etwas Mühe festhalten. Kurz darauf wurde der auch heute wieder sehr lauffreudige und durchsetzungsstarke Siegtorschütze unter Standing Ovations ausgewechselt.
Den aus Leipziger Sicht diesmal bitteren Schlusspunkt setzten die Gäste: Johnson, der in der ersten Halbzeit nur die Oberlatte traf, umkurvte nach schnellem Spiel in die Spitze die Abwehr der Rasenballer und schlenzte den Ball dann in die linke Ecke (84.). In den letzten Minuten des Spiels ging es hin und her; auch der eingewechselte Burke kam noch mal zum Schuss (86.). Es blieb jedoch beim 1:1. Auch wenn das Ergebnis leistungsgerecht ist, wäre für die Leipziger doch mehr drin gewesen. Wirklich ärgern wird sich über ein Unentschieden gegen einen Champions-League-Teilnehmer aber wohl kaum jemand. In der Tabelle belegt RBL nun den 6. Platz.
Eine starke Vorstellung boten einmal mehr auch die Fans der Rot-Weißen. In der 16. Spielminute wünschten sie dem wohl bis weit in die Rückrunde ausfallenden Klostermann mit Spruchbändern und Zetteln, die seine Rückennummer 16 zeigten, gute Besserung. Rechtzeitig bevor die Anhänger der Borussen nach 19 Minuten aus ihrem Boykott erwachten, stimmte der Leipziger Fanblock ein Lied an, das in der Regel im gesamten Stadion zieht – so auch heute. Zumindest auf der Pressetribüne war von der „Wortmeldung“ aus dem Gästeblock daher wenig zu hören. Noch vor einigen Jahren – beispielsweise gegen die anfänglich ebenfalls schweigsamen Rostocker – schien der gesamte Heimbereich nach wenigen Minuten in Ehrfurcht zu erstarren.
Am kommenden Sonntag reisen die Rasenballer zum bislang ungeschlagenen 1. FC Köln. Gegner im nächsten Heimspiel ist anschließend der FC Augsburg.
Die Statistik zum Spiel
RB Leipzig:
Gulácsi – Bernardo, Orban, Compper (63. Papadopoulos), Halstenberg – Ilsanker, Demme – Kaiser (C) Sabitzer (57. Forsberg) – Werner (81. Burke), Poulsen
Borussia Mönchengladbach:
Sommer – Strobl (24. Elvedi), Vestergaard, Wendt – Traoré (83. Schulz), Christensen, Kramer, Johnson – Stindl (C, 90. Jantschke) – Hazard, Hahn
Schiedsrichter:
Manuel Gräfe (Berlin)
Tore:
1:0 Werner (6.), 1:1 Johnson (84.)
Gelbe Karten:
Gulácsi (1) | Vestergaard (1), Stindl (2)
Zuschauer:
42.558 (ausverkauft)
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