Der 1. FC Lok hat nach fast zwei Jahren wieder eine Heimniederlage einstecken müssen. RB Leipzig II durchbrach mit dem 1:0-Sieg im Bruno-Plache-Stadion die lange Serie. Während Palacios vor 5.610 Zuschauern den Siegtreffer für die rot-weißen Gäste markierte, zerstörte ein Hohlroller am Ende die prächtige Fußballatmosphäre.

Was hätte das für ein schönes, rundum gelungenes Fußballfest in Probstheida sein können. Sonne, 30 Grad, keine Wolke am Himmel, guter Fußball, zahlreiche prominente Gäste. Selten war auf der alten Holztribüne in Probstheida gleichzeitig soviel Prominenz versammelt. In der Ehrenloge saßen neben den Altinternationalen Geisler, Löwe, Nauert, Drößler, Kühn, Baum noch Kulttrainer Uli Thomale, RB-Geschäftsführer Wolter und ETL-Gründer und Lok-Gönner Franz-Josef Wernze.

Die ehemaligen Lok-Kicker Kai Metzner, Steve Rolleder und Pierre Trinko – mittlerweile Trainer der U17-Bundesligamannschaft von Tennis Borussia Berlin – begnügten sich mit einem der hinteren Plätze, genauso übrigens wie der Sportdirektor des Karlsruher SC, Jens Todt, DFB-U19-Nationaltrainer Frank Kramer – und jemand wollte sogar DFB-Sportdirektor Hansi Flick erspäht haben.

Blau-Gelbe Choreografie beim Einlaufen der beiden Mannschaften. Foto: Jan Kaefer
Blau-Gelbe Choreografie beim Einlaufen der beiden Mannschaften. Foto: Jan Kaefer

Sie alle sahen bis zur 90. Minute ein Regionalliga-Spiel des Prädikats „sehenswert“, denn es wurde das von RB II-Trainer Robert Klauß erwartete offene, temporeiche Spiel mit zahlreichen zügigen Umschaltmomenten – vor allem der von circa 150 Fans unterstützten Gäste. Diese nutzten ihre Tempovorteile vor allem nach Lok-Standards gleich mehrmals nicht aus, wurden aber dennoch gefährlich: Janelt köpfte zweimal aus gleicher Position – sechs Meter vor dem Tor – über selbiges. Terrence Boyd murmelte nach einem starken Pass in den Lauf den Ball freistehend am Tor vorbei, und Palacios fand keine Lücke bei Lok-Torhüter Latendresse-Levesque.

Das 0:0 zur Halbzeit war für den euphorisch angefeuerten Tabellen-Vierten aus Probstheida schmeichelhaft. Nur Gottschick schaffte mit zwei Schüssen Torgefahr. Lok kam einen Tick mehr über den Kampf, hatte allerdings etwas Pech, dass Gipson nach zwei Trikotzupfern nicht zweimal Gelb sah, sondern beim zweiten Mal mit einer letzten Ermahnung davon kam. RB wäre 50 Minuten in Unterzahl gewesen.

Vitaly Janelt (#6, RB) hat sich gegen Nils Gottschick (#18, Lok) durchgesetzt. Foto: Jan Kaefer
Vitaly Janelt (#6, RB) hat sich gegen Nils Gottschick (#18, Lok) durchgesetzt. Foto: Jan Kaefer

So konnten die Gäste ihren Stiefel weiterspielen und nutzen gleich zu Beginn der zweiten Halbzeit mal wieder eine Konterchance nach schlechtem Umschaltverhalten von Lok. Schinke hatte eben noch nach gutem Pass von Gottschick aus 15 Metern abgeschlossen, da rollte schon der RB-Konter, den Palacios zehn Sekunden später mit einem Schuss ins Lok-Tor abschloss. Ein Treffer, dessen Begleitumstände irgendwie vorauszusehen waren. Lok berannte fortan das RB-Tor, hatte hinten raus mehr Körner, aber weniger Tore.

Gottschick und Georgi hatten binnen weniger Sekunden Schusspech und Schiedsrichter-Assistent Steffen Hösel hob aus Sicht der Zuschauer vor dem Tor 1 am Dammsitz einmal zu oft die Abseits-Fahne. In der letzten Minute flog ein Böller in den Innenraum, in der Nachspielzeit ein Zweiter, der direkt neben Hösel und auch dem ehemaligen Lok-Teammanager René Gruschka landete. Lossius pfiff ab, Gruschka musste behandelt werden. Verdacht auf Trommelfelleinriss. Fünf Minuten vor dem Wurf hatten Zuschauer aus demselben Bereich noch den Abschied von Sicherheitschef Martin Mieth gefordert. Dessen Arbeit scheint durch so eine Aktion nicht gerade obsolet zu sein.

Während Ken Martin Gipson (#2, RB) noch reklamierend auf dem Rasen liegt, ist Nils Gottschick (#18, Lok) bereits wieder auf dem Weg nach vorn. Foto: Jan Kaefer
Während Ken Martin Gipson (#2, RB) noch reklamierend auf dem Rasen liegt, ist Nils Gottschick (#18, Lok) bereits wieder auf dem Weg nach vorn. Foto: Jan Kaefer

Und so dominierte nach dem Spiel nicht die Trauer über die erste Liga-Heimniederlage seit dem 22. November 2014 (0:1 gegen den VfL Halle) oder die ersten zwei Niederlagen in Folge seit April 2014 (0:1 gegen Babelsberg und 0:4 gegen Carl Zeiss Jena), sondern darüber, dass ein Einzelner dem Verein wieder Schimpf und Schande bescherte und die Atmosphäre, die die 5.400 Heimzuschauer schafften, in den Schatten stellte. „Wir sind sauer und wütend über diese Situation“, bekannte Lok-Präsident Jens Kesseler nach dem Spiel, über dessen fußballerische Hauptdarsteller doch noch geredet wurde.

RB-Trainer Robert Klauß hatte einen „glücklichen Sieg“ gegen eine „starke Regionalliga-Mannschaft gesehen“, von deren „Wucht und Präsenz“ sich seine Mannschaft in der Schlussphase zu sehr beeindrucken ließ. Lok-Trainer Heiko Scholz haderte dagegen mit der Chancenverwertung. „Von fünf klaren Torchancen musst du in der Regionalliga mindestens eine machen, um etwas mitzunehmen“, so Scholz. Sein Team muss kommenden Sonntag beim zweiten Überraschungsteam der bisherigen Saison, dem FC Schönberg, antreten. RB spielt zu Hause gegen den SV Babelsberg. Bei einem Sieg würde Lok in der Regionalliga-Spitze verbleiben.

René Gruschka wurde durch die Detonation eines Knallers verletzt und musste behandelt werden. Foto: Jan Kaefer
René Gruschka wurde durch die Detonation eines Knallers verletzt und musste behandelt werden. Foto: Jan Kaefer

Die Statistik zum Spiel:
www.fussball.de/spiel/1-fc-lokomotive-leipzig-rasenballsport-leipzig-u23-ll/…

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