Knapp eine Woche vor dem Pokalspiel bei Dynamo Dresden zeigte Rasenballsport Leipzig eine überzeugende Vorstellung gegen den spanischen Erstligisten Betis Sevilla. Wegen eines individuellen Fehlers endete das Testspiel trotz Führung jedoch nur 1:1.

Wer in der vergangenen Saison einige Spiele von RB Leipzig verfolgt hat, wird in den ersten Minuten des Testspiels gegen Betis Sevilla viel Vertrautes entdeckt haben: Die Rasenballer drückten den Gegner zunächst in die eigene Hälfte hinein, so dass dieser offensiv nicht in Erscheinung treten konnte. Ein Freistoß von Forsberg landete in der Mauer (4.), ein Schuss von Sabitzer aus 25 Metern ging knapp neben das Tor (9.).

Nach etwa 15 Minuten – auch das kannte man bereits – nahm Leipzig ein bisschen Druck raus. Sevilla kam zumindest in die Nähe des RBL-Gehäuses. Mehr als der deutlich neben das Tor gesetzte Kopfball von Pezzella nach einem Freistoß aus dem Halbfeld (18.) sprang dabei jedoch zunächst nicht heraus.

Ab der Mitte der ersten Halbzeit erhöhte Rasenballsport wieder den Druck und spielte sich mehrmals in aussichtsreiche Positionen. Wie schon in der Vorsaison ging dabei vieles über die Außen. Vor allem die Hereingaben von Neuzugang Schmitz sorgten für viel Gefahr. In der 25. Minute ließ Mannschaftskapitän Kaiser eine davon durch, weil er hinter sich einen Mitspieler im Strafraum vermutete. Dort war jedoch niemand aus dem eigenen Team – stattdessen nutzte Sevilla den Ballverlust für einen Konter. Der Schuss von Jonas Martin aus 15 Metern ging knapp am linken Pfosten vorbei. Es blieb die einzige wirklich gefährliche Szene von Sevilla im ersten Durchgang – Leipzigs Torwart Gulacsi musste kein einziges Mal eingreifen.

Insgesamt 13.198 Zuschauer verfolgten das Spiel. Foto: GEPA Pictures
Insgesamt 13.198 Zuschauer verfolgten das Spiel. Foto: GEPA Pictures

Auf der Gegenseite zeigten die Rasenballer hin und wieder schnelles, direktes Spiel, das die Verteidigung des spanischen Erstligisten mehrmals in Bedrängnis brachte. Besonders schön: Eine Flanke von Keita auf Forsberg, der den Ball direkt mitnahm, im Strafraum einen Abwehrspieler aussteigen ließ, am Ende jedoch deutlich drüber schoss. Der nach kicker-Noten beste Zweitligaspieler der vergangenen Saison dürfte mit seiner Technik auch in der Bundesliga für Aufsehen sorgen. Neuzugang Keita überzeugte im defensiven Mittelfeld neben Demme vor allem als Abräumer, zeigte aber auch einige kreative Impulse nach vorn.

Leipzig kam personell unverändert aus der Kabine und agierte ähnlich druckvoll wie in der ersten Hälfte. Nach einem trickreichen Zusammenwirken mehrerer Spieler entlang der Strafraumgrenze schlenzte Poulsen den Ball aus 15 Metern Entfernung an den rechten Außenpfosten (52.). In dieser Phase bissen sich die Leipziger förmlich am gegnerischen Strafraum fest. Insbesondere Forsberg wirkte dabei ein wenig zu verspielt und hätte mehrmals den Abschluss suchen können, anstatt den Ball wieder nach hinten zu passen. Hier zeigte sich jedoch, dass RBL nicht nur über außen, sondern auch durch die Mitte Lösungen finden kann.

Nach einer Stunde wechselte Cheftrainer Ralph Hasenhüttl zum ersten Mal: Compper ersetzte Ilsanker in der Innenverteidigung und Poulsen musste für Werner weichen. Gut möglich, dass dies mit Blick auf das Pokalspiel in Dresden die beiden am Härtesten umkämpften Positionen sind. Compper startete jedoch denkbar ungünstig: Er verlor kurz nach seiner Einwechslung als letzter Mann den Ball an einen Gegenspieler; Gulacsi konnte parieren

Coach Ralph Hasenhuettl. Foto: GEPA Pictures
Coach Ralph Hasenhuettl. Foto: GEPA Pictures

Stattdessen auf der Gegenseite ein Tor mit Ansage (63.): Forsberg flankte den Ball von der rechten Strafraumgrenze über sechs Spieler von Sevilla hinweg auf die leere linke Seite, wo Halstenberg mit 20 Metern Anlauf unbedrängt heranstürmte. Sein Flachschuss von der Strafraumgrenze landete unhaltbar im rechten Eck – was auch Hasenhüttl sichtbar freute. Sein Vorgänger und jetziger Sportdirektor Ralf Rangnick verfolgte das Spiel von der Tribüne aus.

Gar nicht gut lief es heute hingegen für Compper: Nach seinem Bock kurz nach der Einwechslung holte er in der 68. Minute im Strafraum Jonas Martin von den Beinen. Den fälligen Elfmeter verwandelte Rubén Castro zum Ausgleich. Anschließend vollzog Hasenhüttl einen Vierfachwechsel; unter anderem kam Fanliebling Terrence Boyd, der schon nach wenigen Sekunden per Flugkopfball knapp das Tor verfehlte (71.) Zwei Minuten später scheiterte Halstenberg mit einem Fernschuss an Keeper Adán, ebenso Werner von der rechten Strafraumgrenze (90.). Kurz darauf pfiff Schiedsrichter Lasse Koslowski die Partie ab.

Insgesamt zeigte Rasenballsport in seinem letzten Testspiel vor der neuen Saison eine überzeugende Leistung. Das Angriffsspiel der Leipziger präsentierte sich variabel. Demme, Keita und Kaiser sorgten immer wieder für schnelle Ballgewinne aus dem Mittelfeld heraus. Die Abwehrreihe von RBL und insbesondere der über 90 Minuten auf dem Rasen stehende Torwart Gulacsi bekamen daher nur wenig zu tun. Unglücklich agierte jedoch der eingewechselte Innenverteidiger Compper – seine Aussichten auf einen Startplatz gegen Dresden dürften innerhalb weniger Minuten rapide gesunken sein. Die Erstrundenpartie im DFB-Pokal findet am kommenden Samstag, 15:30 Uhr, statt.

Die Statistik zum Spiel

RB Leipzig: Gulasci – Schmitz, Ilsanker (60. Compper), Orban, Halstenberg – Keita, Demme (70. Khedira), Kaiser (70. Bruno), Forsberg (70. Kalmar) – Sabitzer (70. Boyd), Poulsen (60. Werner).

Real Betis: Adán – Piccini (60. Cejudo), Mandi, Pezzella, Durmisi (60. Alegría) – Petros, Jonas Martin (70. Fabián), F. Gutiérrez (60. Martínez), Musonda (60. Carlos), Joaquín (84. Ceballos) – Rubén Castro.

Schiedsrichter: Lasse Koslowski (Berlin).

Tore: 1:0 Halstenberg (63.), 1:1 Rubén Castro (69./Foulelfmeter)

Gelbe Karten: Sabitzer | –

Zuschauer: 13.198

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