Die blau-gelbe Glückseligkeit geht in die nächste Runde: Regionalliga-Aufsteiger Lok Leipzig hat am Mittwochabend auch Staffelfavorit FSV Wacker Nordhausen mit 2:1 (0:1) besiegt. Vor 3.496 Zuschauern war Lok wieder äußerst effektiv, machte aus drei Chancen zwei Tore. Lok-Trainer Heiko Scholz schonte vier Stammspieler und rief nach dem Spiel auf, nun nicht „rumzuspinnen“. Mit sieben Punkten aus drei Spielen ist der FCL zurzeit Vierter.
Felix Brüggmann hieß der Mann des Abends. Der Norddeutsche legte Paul Maurer den Schuss zum Ausgleich auf – am Ende drückte Nordhausens Verteidiger Schulze den Ball zum Eigentor ins Netz – und traf nur wenige Minuten später zum Sieg. Danach blieb der 23-Jährige auch in den Interviews bemerkenswert ruhig. „Wenn du frei vor dem Tor stehst, musst du als Stürmer das gewisse Selbstvertrauen haben“, so Brüggmann, der exzellent von Daniel Becker gefüttert worden war.
Überhaupt Becker und Brüggmann: Zwei Spieler, die in der Saison bisher Spätstarter im Spiel waren, standen im Aufgebot. Neben ihnen feierten auch Nils Gottschick und Steven Heßler ihr Startelf-Debüt. Dass der in Luckenwalde überragende Georgi (muskuläre Probleme), Djamal Ziane (Knieprobleme), Paul Schinke und Marcel Trojandt allesamt (zunächst) geschont wurden, fiel allenfalls zu Spielbeginn auf.
Wie schon gegen Cottbus kassierte Lok einen zeitigen Gegentreffer. Nils Pichinot vom Staffelfavoriten Nordhausen – angereist mit Sportdirektor Mauricio Gaudino und mit Ex-Bundesligaprofi Marco „Toni“ Sailer in der Startelf – hielt das Bein in eine durchrutschende Flanke. Danach brauchte Lok wie schon gegen Cottbus etwas Anlaufzeit. Brüggmann gestand später: „Mit dem Tor ist unser Matchplan durcheinandergeraten, denn wir wollten auf jeden Fall ein zeitiges Gegentor vermeiden.“
Immerhin: Lok vermied das zweite Tor, musste aber schon nach 20 Minuten um drei Verteidiger bangen: Mit Ibold, Krug und Hanne hatten gleich drei Elemente der Viererkette Gelb gesehen. Schiedsrichter Max Burda aus Berlin machte nicht den Eindruck, als ob er mit weiteren Karten zimperlich wäre. Zu den gelben Karten gab es jeweils gefährliche Standards obendrauf.
Nennhuber alleine nickte den Ball dreimal nur knapp über das Gehäuse. „Wir wussten, dass Nordhausen bei Standards kreuzgefährlich ist und dass das nur schwer zu verteidigen ist“, so Trainer Scholz. Eigene gefährliche Offensivaktionen wollten Lok nicht gelingen. Trotzdem sagte Heiko Scholz seinen Spielern in der Pause, „dass wir hier gewinnen werden, wenn wir kein zweites kassieren.“
Prophet Scholz sollte Recht behalten, Lok überstand die zehnminütige Anrollphase der Gäste, in der Sailer keineswegs auffiel, dafür Torschütze Pichinot oder Außenverteidiger Chaftar. Und dann kamen unvergessliche zehn Minuten, in denen Lok wie entfesselt nach vorn spielte. Erst dribbelte sich Gottschick durchs Zentrum, schickte Brüggmann, der vor Berbig abkappen und zurücklegen musste, Maurer schoss den Ball scharf Richtung langem Pfosten. Der Rest ist bekannt.
Keine volle Zeigerumdrehung später hätte Daniel Becker schon alles drehen können. Sein Ball landet am Außennetz. Und mit der erst dritten Lok-Chance überhaupt traf letztlich Brüggmann zur Führung nach 66 Minuten. Daniel Becker hatte mit einem Pass, der sicher in die Hall of Fame der Regionalliga-Pässe aufgenommen würde – wenn es sie gäbe – den Neuzugang von Altona 93 steil geschickt, der auch noch Tino Berbig im Nordhausener Tor tunnelte.
Selten hat Probstheida so eine Eruption der Gefühle erlebt. Bei keinem Tor in der Oberliga jubelten die Fans auf den Tribünen derart ausgelassen wie bei diesem Führungstor. Eine Blaupause des neuen Lok-Gefühls, die Fans skandierten: „Der FCL ist wieder da“, anschließend trat Scholz auf die Bremse. „Ich bin kein Träumer, und ich hoffe, ihr auch nicht“, rief er den Sponsoren auf der Pressekonferenz zu. „Für mich war wichtig zu sehen, dass wir mithalten können. Die Punkte nehmen wir mit, denn wir wissen, dass auch andere Zeiten kommen können.“
Am Samstag muss Lok schon wieder ran, das dritte Spiel in sechs Tagen bestreitet die Lok in Zittau bei Oberlausitz Neugersdorf. Für Scholz wird es schwer sein, eine Elf zu nominieren, in der keiner über seinen Bankplatz murrt. „Aber wenn jeder begreift, dass die Breite unseres Kaders wichtig ist, dann werden wir Erfolg haben.“
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