Rekordsieger 1. FC Lok. Der Probstheidaer Fußballclub hat die Saison als einziger Club in den ersten fünf deutschen Ligen ungeschlagen beendet. Gegen den FSV Barleben aus Sachsen-Anhalt gewann der Club mit 5:2 (2:1). Obwohl das Spiel sportlich wertlos war, kamen 3.593 Zuschauer ins Bruno-Plache-Stadion und sahen noch einmal vier Spieler, die Lok verlassen werden. Einer eröffnete den Torreigen und traf noch ein weiteres Mal.
Dem Vernehmen nach flossen bei Faton Ademi Tränen als ihm vom Trainerteam Scholz/Hoppe vor wenigen Wochen mitgeteilt wurde, dass mit ihm nicht weiter geplant wird. Dass der Albaner in seinem letzten Saisonspiel gleich zweimal trifft, spricht für ihn. Dass er überhaupt, wie auch die Scheidenden Dräger und Böhne ein letztes Mal von Anfang spielen darf, spricht für das Trainerteam.
Scholz und Hoppe ermöglichten allen Dreien einen letzten Höhepunkt im Lok-Trikot, schonten dafür Kapitän Krug und Dauerläufer Marcel Trojandt, stellten das System auf 4-1-3-2 um. Auch Stammtorhüter Latendresse-Levesque ließ seinem Vertreter Christopher Schulz den Vortritt.
Qualitätsunterschied? Nicht vorhanden. Lok dominierte das letzte Saisonspiel von der ersten Minute an, schon nach 45 Sekunden hatte Djamal Ziane die große Möglichkeit, die Führung zu erzielen. Der Toptorjäger knallte das Leder freistehend aus 12 Metern ans Außennetz. Sturmpartner Ademi war da nach einer Viertelstunde treffsicherer, drehte sich um seinen Gegenspieler und netzte aus acht Metern. Kurz vor der Pause traf er nach einer Ecke noch einmal zur neuerlichen Führung. Die Gäste hatten mit der einzigen echten Chance durch Piele ausgeglichen und ergaben sich förmlich in der zweiten Hälfte. Daniel Becker traf doppelt, zwischendurch drückte Robert Zickert einen Ball mit dem Becken über die Torlinie.
„Heute zum letzten Spiel wollten wir noch einmal Freude und Spaß haben. Im Gegensatz zu letzter Woche passten auch die äußeren Bedingungen“, erklärte Doppeltorschütze Becker das locker-leichte Saison-Hallali und wagte auch einen Ausblick. „Dass wir ungeschlagen durchs Ziel gehen, war uns auch wichtig, denn es hat natürlich einen psychologischen Wert. Die Gegner wissen, dass da ein souveräner Aufsteiger kommt.“
Aber im Gegensatz zu Sonntag werden Ademi, Böhne, Serrek, der verletzungsbedingt nicht spielen konnte, und Dräger fehlen. Alle vier verlassen den 1. FC Lok, mehr oder weniger freiwillig. „Ich wäre gern geblieben“, gestand Sebastian Dräger, „aber so ist nun mal Fußball.“ Auch Chefanalyst Albrecht Brumme macht beruflich einen weiteren Schritt und wird Lok fehlen. Wie alle anderen Spieler war Dräger hingegen nach dem Spiel umringt von den fast 3.600 Zuschauern, die durch die geöffneten Tore zum Feiern auf den Rasen strömten. Umarmungen, Selfies, Träume. „Das war heute wirklich noch einmal emotional. Eine feine Geste von den Trainern, dass sie uns noch mal auf den Platz geschickt haben. Ich war ja immerhin auch drei Jahre da“, freute sich Dräger. Wohin er wechselte, konnte er nicht sagen. „Das werden wir demnächst sehen.“
Gino Böhne wird zurück in seine niedersächsische Heimat gehen und durfte sich als Erster einen letzten Applaus von den Zuschauern holen. Scholz tauschte nach und nach alle drei aus, gab ihnen noch mal eine große Bühne, obgleich die größte Bühne der Mannschaft gehörte. Lok geht sensationellerweise ungeschlagen über die Ziellinie der Saison, holte 74 von möglichen 90 Punkten, schaffte in 30 Spielen 22 Siege und erzielte dabei siebenmal (!) fünf Tore. Die 78 Saisontore bedeuten einen Schnitt von mehr als zweieinhalb eigenen Toren pro Spiel, die 14 Gegentore gleichzeitig von weniger als einem halben pro Partie. Deutlicher kann man eine Liga kaum dominieren.
Längeren Urlaub gibt es trotzdem nicht. Die Vorbereitung auf die Regionalliga-Saison beginnt am 27. Juni. Daniel Becker und Co haben folglich nur zwei Wochen frei. Der Neuzugang aus Luckenwalde hatte letztes Jahr praktisch keinen Urlaub und haderte auch mit der kurzen Erholung. „Aber so ist das eben, wenn man aufsteigt. Da kann man nur den Verein wechseln, wenn man auf diesen kurzen Urlaub keine Lust hat.“ Aber im Gegensatz zu Dräger, Böhne, Ademi und Serrek stand das für den stark aufspielenden Becker nicht zur Debatte.
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