Fünf Tage vor dem vielleicht entscheidenden Spitzenspiel beim SC Freiburg hat RB Leipzig keine Punkte liegen lassen. Nach einer schwachen ersten Halbzeit mussten die Rasenballer einen Rückstand drehen. Das gelang ihnen mit einer starken Leistung in der zweiten Hälfte. Am Ende stand es 3:1.
Wie erwartet kehrte der zuletzt verletzte Ilsanker für Khedira in die Startaufstellung zurück. RBL-Cheftrainer Ralf Rangnick wusste jedoch auf andere Weise zu überraschen: Auf der linken Verteidigerposition schickte er anstelle von Halstenberg, der im Hinspiel zum 1:1-Endstand traf, Jung ins Rennen.
In einer lange Zeit ereignisarmen ersten Halbzeit gelang es den Leipzigern zunächst nicht, den Ball in die Nähe von Gäste-Torwart Müller zu befördern. Zwei Fernschüsse von Sabitzer gingen rechts (14.) und links (25.) am Tor vorbei. Außerdem landeten zwei Freistöße in den Armen von Müller (36., Forsberg) und am Außennetz (39., Kaiser). Gegner Heidenheim lauerte auf Konter und nutzte einen davon zur 1:0-Führung. Der Ex-Leipziger Thomalla erlief auf der rechten Außenbahn einen weiten Ball, legte quer zurück und fand dort Leipertz, der aus 20 Metern Entfernung in den rechten Winkel verwandelte (21.).
Die Rasenballer entwickelten erst in den letzten zehn Minuten der ersten Hälfte mehr Zug zum Tor. Nach einem Handspiel von Strauß in der 42. Minute hätte es einen Strafstoß für die Leipziger geben können. Schiedsrichter Sören Storks bewertete die Situation jedoch zugunsten der Gäste. Kurz darauf hatte Forsberg die beiden besten RBL-Chancen der ersten Hälfte, als er erst aus kurzer Distanz übers Tor schoss (43.) und dann knapp daneben (45.).
Nach der Pause setzte der Gastgeber seine Offensivbemühungen fort. Das Geschehen spielte zu einem großen Teil in der Hälfte der Heidenheimer, die nur selten über Konter gefährlich wurden, so wie Torschütze Leipertz per Kopfball in der 53. Minute. Drei Minuten später brachte der Dauerdruck der Leipziger den verdienten Erfolg. Einen unplatzierten Schuss von Kaiser aus zentraler Position fälschte Beermann zum Ausgleich ab (56.). Kurz darauf legte RBL nach: Forsberg bediente per Hackentrick Poulsen, der den Ball erst an einem Gegenspieler vorbei legte und dann unten links einschob (62.).
Die Leipziger hatten die Partie nun völlig im Griff. Brenzlig wurde es nur noch einmal in der 75. Minute, als Compper unfreiwillig für den eingewechselten Schnatterer vorlegte. Gulacsi war jedoch wachsam und vor dem Heidenheimer am Ball. Kurz darauf hatte der RBL-Innenverteidiger die Chance zur Wiedergutmachung, vergab nach einer Ecke jedoch aus kurzer Distanz (78.). Eine Minute später musste Gästekeeper Müller erneut parieren, diesmal gegen Bruno, der aus spitzem Winkel aufs Tor schoss (79.). Kurz darauf versuchte es der gerade eingewechselte Halstenberg aus der Distanz (81.)
Heidenheim stand in der Endphase der Partie offener, so dass RB Leipzig häufiger zu Torgelegenheiten kam. Selbst schaffte man es jedoch nicht, Gulacsi in Bedrängnis zu bringen. Im Gegenteil: Nach einer Ecke von Kaiser köpfte Compper den Ball zum 3:1 ins Netz (83.). Es war bereits das dritte Tor des Innenverteidigers in der Rückrunde und eine Kopie des Siegtores in Paderborn.
In der Nachspielzeit hätte Poulsen fast noch das 4:1 erzielt, doch sein Schuss von der Strafraumgrenze wurde zur Ecke abgefälscht. Auf der Gegenseite traf Leipertz mit der letzten Aktion des Spiels die Latte. Sein Vorlagengeber stand jedoch im Abseits. Damit blieb es beim verdienten, aber hart erkämpften 3:1 gegen Heidenheim.
Diese waren von knapp 50 Fans auf ihrer Reise nach Leipzig begleitet worden. Der Großteil der Fanszene boykottierte das Spiel beim „Fußballmörder RBL“. Auf diese Weise hatten die FCH-Anhänger ihren Gegner beim Aufeinandertreffen in der gemeinsamen Drittligasaison 2013/14 bezeichnet. Vor dem Hinspiel der laufenden Saison bewarfen sie den Mannschaftsbus der Rasenballer mit selbst gestalteten Geldscheinen. Darauf war unter anderem das Gesicht von Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz mit Hakennase zu sehen – eine beliebte stereotype Darstellung von Juden.
Die Fans, die in Heidenheim blieben, organisieren dort ein „Public Viewing“ der Partie. Alle Einnahmen dieser Alternativveranstaltung sollen dem österreichischen Zweitligisten Austria Salzburg zugute kommen. Der Club, der anlässlich der Übernahme des gleichnamigen Traditionsvereins durch Red Bull von Fans neu gegründet wurde, schleppt einen Schuldenberg von 1,4 Millionen Euro mit sich herum und muss am Ende der Saison zwangsabsteigen. Die Gläubiger der Austria stimmten am Dienstag jedoch einem Sanierungsplan zu, so dass der Club bis zum Ende der Saison weiter am Spielbetrieb teilnehmen darf.
RB Leipzig reist am kommenden Montag zum Spitzenspiel nach Freiburg, die an diesem Spieltag ebenso gewinnen konnten wie der Drittplatzierte Nürnberg. Ein Sieg beim direkten Verfolger könnte die Leipziger den entscheidenden Schritt Richtung Bundesligaaufstieg bringen.
Die Statistik zum Spiel:
RB Leipzig:
Gulácsi – Klostermann, Orban, Compper, Jung – Ilsanker (46. Bruno), Demme – Kaiser (C), Forsberg (79. Halstenberg) – Poulsen, Sabitzer (86. Khedira)
1. FC Heidenheim:
Müller – Strauß, Beermann, Kraus, Feick – Theuerkauf (79. Finne), Titsch-Rivero – Halloran (57. Schnatterer), Reinhardt (C 65. Wittek), Leipertz – Thomalla
Tore:
0:1 Leipertz (21.), 1:1 Kaiser (57.), 2:1 Poulsen (62.), 3:1 Compper (83.)
Gelbe Karten:
Jung (3), Bruno (2) | Reinhardt (1), Strauß (1), Wittek (5)
Schiedsrichter:
Sören Storks (Velen)
Zuschauer:
22.134
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