Am Mittwoch war der 1. FC Lok einmal mehr Stadtgespräch. Diesmal allerdings nur positiv: Der Fußballclub feierte 50 Jahre Umbenennung in den traditionsreichen Namen 1. FC Lok Leipzig. Im historischen Wartesaal des Leipziger Hauptbahnhofs amüsierten sich über 150 geladene Gäste, unter ihnen Landtags- und Bundestagsabgeordnete, zahlreiche Stadträte, Verbands- und Polizeivertreter und auch Oberbürgermeister Burkhard Jung.
Nach einer etwas längeren Einleitung von Moderator Walter Weitz trat er dann hervor: Lok-Präsident Jens Kesseler. Mehrmals gratulierte der 52-Jährige seinem Fußballclub und allen Mitgliedern und Fans und begab sich nach einem zehnminütigen Ausflug in die zahlreichen Höhen- und Stürzflüge zurück in einen Pulk von Vertretern aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Sport.
Seine Mutter möge sagen, er sei überdurchschnittlich gealtert, seitdem er im Präsidium des 1. FC Lok arbeitet, aber dieses Leid scheint sich für den Club aktuell auszuzahlen. Denn dass der zurzeit nur Fünftligist zum Jubiläum lädt und hochrangige Landtagsabgeordnete wie Wolf-Dietrich Rost oder Bundestagsmitglied Dr. Thomas Feist (beide CDU) sowie eine ganze Zahl an Stadträten, Verbands- und Polizeivertretern und selbst die Bürgermeister Prof. Dr. Fabian und Heiko Rosenthal zugegen sind, ist eigentlich nicht vorauszusetzen und -zusehen gewesen. Doch sie kamen alle zur Freude des Vereins und lauschten so auch den Worten des ebenfalls gratulierenden Oberbürgermeisters Burkhard Jung, der noch am vergangenen Montag seine Teilnahme zusagte.
Seit 2013 neue Werte bei Lok
Jung bedankte sich „ehrlichen Herzens bei der Vereinsführung, für all das, was Sie auf sich nehmen, um den Club aus den bösen Schlagzeilen herauszuführen.“ Seit 2013 werden im Verein „neue Werte gelebt“, lobte Jung. Werte, die auch er selbst neulich in ihrer Anwendung erleben konnte. Der OBM berichtete den anwesenden Gästen von einer Begegnung mit zwei jungen Kerlen, die ihren Golf mit L-OK-Kennzeichen plötzlich direkt neben ihm stoppten und aus dem Auto ausstiegen. „Ich war auf alles vorbereitet“, berichtete Jung. Doch am Ende machten diese Männer indirekte Werbung für den neuen 1. FC Lok. „Also Herr Jung, wir wissen ja, dass Sie auf den falschen Verein halten, aber das, was Ihnen gerade mit den ganzen Morddrohungen und Hasskommentaren angetan wird, das haben Sie nicht verdient“, sollen sie ihm gesagt haben.
„Wenn ich nicht schon für die heutige Feier zugesagt hätte, hätte ich es dann gemacht“, so das Stadtoberhaupt, der schließlich dem Club „von ganzem Herzen“ den Aufstieg wünschte und damit die Reden für den Tag beschloss – sieht man einmal von den Zeitzeugenberichten der Lok-Legenden um Henning Frenzel, Wolfram Löwe oder René Müller ab, die anschließend auf die Bühne gewinkt wurden.
Noch mal durften Prof. Karl Drößler, Frenzel, Löwe und auch Manfred Geisler vom ersten internationalen Erfolg einer DDR-Clubmannschaft berichten, als sie den IFK Norköpping im Inter-Cup-Finale schlugen. Der Geist vom Benfica-Spiel flog ebenfalls durch den historischen Wartesaal und natürlich durften die sagenhaften Europapokalspielzeiten 1973/74 und 1986/87 in den Erzählungen ebenfalls nicht fehlen.
Wenn Lok 50 Jahre feiert, geht es ohne all dies sowieso nicht. Und das wird sich bei dem Verein mit den zahlreichen Flügen nach oben und unten auch in den kommenden 50 Jahren nicht ändern – so versprach es auch Präsident Jens Kesseler am Ende seiner Rede: „Wir sind nach wie vor der erfolgreichste Fußballclub Leipzigs – und wir werden der Kultclub der Stadt bleiben.“
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