"Bitte seid alle pünktlich“, forderte der 1. FC Lok seine Fans vor dem Heimspiel gegen den VfL Halle auf. Sie hörten eine Ansprache von Präsident Jens Kesseler und sahen eine kleine Choreographie der 200 Nachwuchsspieler, die ganz klar herausstellten, wer die Zukunft des Vereins ist – und wer nicht.
Stadion-Ansprachen des Präsidenten sind beim 1. FC Lok eigentlich nicht die Regel. Doch diese musste ganz offensichtlich sein. Als alle elf Nachwuchsmannschaften des 1. FC Lok das Spielfeld des eigenen Stadions betreten hatten, griff Präsident Jens Kesseler 15 Minuten vor Beginn des Heimspiels gegen den VfL Halle zum Mikrofon. Kesseler erinnerte an den „Schreckmoment von Erfurt“, der „vieles in Frage gestellt und kaputt gemacht hat.“
Der Lok-Präsident meinte die Ereignisse rund um das letzte Spiel der vergangenen Saison in Erfurt, dass beim Stande von 0:2 aufgrund von Zuschauer-Ausschreitungen abgebrochen werden musste. Lok geriet damals einmal mehr wegen angeblicher Fans in die bundesweiten Schlagzeilen.
Mittlerweile hat der Verein, wie Kesseler verkündete, 41 Hausverbote verhängt. „20 davon habt ihr selbst durch die Täteridentifizierung über unsere Homepage erreicht. Das zeigt uns, dass wir alle keine Verfehlungen einzelner Chaoten im Stadion dulden“, wandte er sich den Fans zu. Die 2.239 Zuschauer spendeten Beifall, nur wenige Fans auf der Tribüne skandierten: „Gegen Stadionverbote“. Die anderen Zuschauer pfiffen diese Wortmeldung nieder, auch Kesseler parierte diesen Protest souverän und verwies auf die Aktion des Nachwuchses. Die kleinen Lok-Kicker hatten ein Plakat mit der Aufschrift „Wir sind die Zukunft“ entrollt, dazwischen ein Banner mit einer vermummte Person hochgehalten und daneben ein Plakat mit der Aufschrift „ihr nicht“ präsentiert. Alle Spieler tragen fortan ein T-Shirt mit der Aufschrift „Nein zu Gewalt & Diskriminierung“.
Die Nachwuchsabteilung hatte die größte Last nach dem Erfurt-Spiel zu tragen. Mehrere Sponsoren sollen in Folge des Spielabbruchs abgesagt haben.
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