Der 1. FC Lok Leipzig hat eine klare Ansage an die Oberligakonkurrenz verpasst. Statt vor 1.910 Zuschauern beim Regionalliga-Absteiger VFC Plauen den möglichen 6:0-Auswärtssieg einzufahren, musste Lok am Ende zwei Punkte im Vogtland lassen. Beim 1:1-Unentschieden beeinflusste Schiedsrichter Stefan Prager den Spielausgang entscheidend. Der Geraer entschied in der vorletzten Spielminute vollkommen überraschend auf Elfmeter für die Heimmannschaft, die ohne diesen Elfmeter wohl auch in sechs Stunden das Tor nicht getroffen hätte. Torschütze Florian Grossert hätte zudem schon längst unter der Dusche stehen müssen.
Lok-Trainer Heiko Scholz kaute sich lieber den Zahnstein von seinen Beißern, als in der Pressekonferenz seine ehrliche Meinung zum Elfmeter in der Schlussphase kundzutun. „Ich habe den Elfer nicht gesehen“, murmelte Scholz schmallippig ins Mikrofon. Sein Gegenüber Ingo Walther sprach einerseits davon, dass der Elfer „nicht zweifelhaft war“, sagte gleichzeitig aber auch, dass er „gegeben werden kann.“ Walther sah es durch die Heimbrille, Scholz lieber durch die neutrale, obwohl keiner aus seinem Team den Elfmeter akzeptieren konnte.
Nach einer ungefährlichen Plauener Ecke flog der Ball kurz vor Schluss noch einmal viel zu weit in den Lok-Strafraum und trudelte Richtung Toraus, als ein Plauener Spieler plötzlich zu Boden ging. „Er ging an Toni vorbei und rannte dann gegen meine Schulter“, beschrieb Linksverteidiger Steven Hessler die Szene treffend, mit Toni Faton Ademi meinend. Hessler hatte keine Aktie am Faller, Prager pfiff trotzdem.
Dass mit Florian Grossert zudem ein Spieler verwandelte, der wenige Momente zuvor eigentlich hätte Rot sehen müssen, machte die Skurrilität des Ergebnisses perfekt. Grossert hatte auf Höhe der Pressetribüne und hinter dem Rücken des Schiedsrichter erst Leipzigs Ademi mit dem Kopf gestoßen und dann ins Gesicht gefasst. Erst auf Heiko Scholz’ Hinweis befleißigte sich Prager, die Streithähne zu trennen und gab beiden Gelb.
Lok betrieb Chancenwucher
Plauens Trainer Walther sprach im Anschluss von einer „emotionalen und leidenschaftlichen Partie“ seiner Elf, die allerdings spielerisch alles schuldig blieb. Die Gastgeber spielten keine fünf Angriffe über mehr als drei Stationen, setzten unzählige Bälle ins Seitenaus und hatten schließlich nur einen gefährlichen Torschuss zu bieten, den Latendresse-Levesque parierte. Ein Tor für die Gastgeber konnte somit nur per Standard oder nie fallen.
Im Gegensatz dazu betrieb Lok in einer zumindest im zweiten Durchgang spannenden Partie einmal mehr Chancenwucher. Schon nach drei Minuten hätten Serrek (legte sich den Ball zu weit vor) und Ademi (köpfte Dersewski aus zwei Metern auf die Knie) Lok in Führung bringen müssen. Die Lok-Führung entsprang schließlich einem zu kurzen Rückpass auf Dersewski aus der Plauener Innenverteidigung, Daniel Becker bediente Serrek, der einschieben konnte.
Becker hätte noch vor der Pause erhöhen müssen, aber auch er scheiterte allein vor dem Plauener Tor. Die Gastgeber hatten viel zu viel Respekt, kamen in der Anfangsviertelstunde der zweiten Halbzeit besser ins Spiel, drückten allerdings vor allem im Mittelfeld ihre Beine gut durch. Prager ließ einige doppelbeinige Flugeinlagen ungesühnt, ahndete auch Attacken von hinten nicht mit Gelb. Mindestens ein schwarz-gelber Mittelfeldmann hätte vom Feld gemusst.
Kesseler hofft auf Lerneffekt
Lok ließ sich von der rauen Gangart nicht schocken, diktierte nach einer Stunde wieder das Geschehen. Ademis Kopfball flog drüber, Schinkes Schlenzer fischte Dersewski weg und Becker und Schinke suchten vor dem Tor das Abspiel statt den Ball einzuschieben. Plauen hätte längst erlegt sein müssen. So kamen die Gastgeber über die einzig vorstellbare Spielaktion zurück, die zudem Tumulte nach dem Spiel nach sich zog.
Schiedsrichter Stefan Prager unternahm keine Anstalten, die Spieler ernsthaft von ihren Wortgefechten abzuhalten. Bis in die Kabine wurde das Spiel ausgewertet, beruhigten Plauener Betreuer ihre Spieler. Lok-Präsident Jens Kesseler träumte vom zweiten Lok-Sieg in Folge – eine Konstellation, die es zu Saisonbeginn seit dem legendären Rainer Lisiewicz 2008 nicht mehr gegeben hatte – und hoffte schließlich, dass „die Mannschaft daraus lernt.“ Das muss sie wohl.
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