Kein schöner Fußballabend für 2.889 Fußballfans im Bruno-Plache-Stadion. Aufstiegsfavorit Lok Leipzig hat gegen Union Sandersdorf zwei Punkte liegen lassen. Selbst das 0:0 war für die Gastgeber glücklich. Die Sachsen-Anhalter konterten gut und ließen einige Chancen ungenutzt. Die Hausherren verfielen dagegen in alte Muster, flüchteten sich in Alibi-Bälle und zogen ihren Plan nicht durch.
Zuschauer, die das Gastspiel von Union Sandersdorf bei Lok Leipzig verpasst hatten, hätten sich zehn Minuten nach Spielende nur an das Ende des Spielertunnels stellen müssen. Während die Gästespieler mit ihrem Betreuer um einen Kasten Bier feilschten und die Betreuer die berühmten Totschlagargumente „leeres Portemonnaie“ und „Der Präsident hat das Geld, und der ist im Urlaub“ ins Feld führten, gingen viele Lok-Spieler dem interessierten Journalisten wortkarg aus dem Weg. „Heute nicht“, „Nächste Woche wieder“, „Ich sage heute nichts“ und verschwanden im Nachtdunkel Probstheidas.
Immerhin stellte sich Paul Schinke, der sogleich einräumte, dass auch von ihm „zu wenig“ gekommen sei, dass er auch hätte „mit voran gehen müssen“, dass die Mannschaft im Gegensatz zum Plauen-Spiel „nicht ihren Plan umgesetzt hat“ und sich von der Sandersdorfer Härte „beeindrucken ließ“. Schinke umriss mit wenigen Sätzen das blau-gelbe Dilemma an dem Freitagabend.
Fast 3.000 Zuschauer waren zum ersten echten Heimspiel ins Plache-Stadion bekommen, hatten mit Sicherheit auch gehört, dass da eine neue Lok-Mannschaft spiele, die spielerisch einiges zu bieten habe. Stimmte auch alles. Bis zum Spiel. Genauer gesagt: Bis das Spiel fünf Minuten alt war. Da hatte sich schon angedeutet, dass es wohl kein guter Abend für Lok wird.
Geschäftsführer Tom Franke höchstselbst musste nach wenigen Minuten das Tornetz der Gäste reparieren. Nachdem Faton Ademi den Ball aus fünf Metern aber eben dort nicht untergebracht hatte, riss der Spielfaden, kamen die Sandersdorfer, die sich ein „Riesenkompliment“ von ihrem Trainer Mike Sadlo verdienten, besser hinein ins Duell.
Die Gäste brachten Härte mit auf den Rasen, verteidigten aber auch geschickt mit einer Fünferkette und drei beziehungsweise zwei Spielern davor. Im Gegensatz zum VFC Plauen, störte Sandersdorf den Spielaufbau deutlich aggressiver und „zerstörte unseren Rhythmus“ (O-Ton Schinke). Die Folge: Ademis Chance blieb die einzige hochkarätige Lok-Möglichkeit im gesamten Spiel.
Auch, weil das Team von Heiko Scholz und Rüdiger Hoppe nicht fähig war, aus vorangegangen Spielsituationen zu lernen. Alleine drei Lok-Ecken rutschten am Fünfmeterraum vorbei, ohne dass ein Spieler auch nur in der Nähe war, um dem Ball die richtige Richtung zu geben. Rechtsverteidiger Gino Böhne schlug zig Flanken zu zeitig in den unterbesetzten Strafraum, einige flache Eingaben blieben ohne Adresse. Zu oft probierte es Lok durch die Mitte, vernachlässigte das konsequente Spiel Richtung Grundlinie.
Mit zunehmender Spielzeit tauchten auch Daniel Becker und Paul Schinke im Zentrum ab, Mittelfeld“krieger“ Hiromu Watahiki erwischte zudem einen schlimmen Tag, auch Steven Hessler war auf Außen eher Unsicherheits-, denn Sicherheitsfaktor. Ein Glück für die Lok, dass wenigsten Julien Latendresse-Levesque im Tor seine starken Momente hatte. Dreimal parierte er Bälle aus Nahdistanz, nachdem er allerdings auch unter einem Ball durchtauchte, den Krug nach einer halben Stunde vor (?) der Torlinie wegschlug.
Die Gäste, sie hätten einen Sieg durchaus verdient gehabt, um sich für ihren „leidenschaftlichen, couragierten Auftritt“, den ihnen ihr Trainer bescheinigte, zu belohnen. Und obgleich Sadlo nach Spielende eingestand, dass man nicht hierher gefahren sei, um für ein fußballerisches Spektakel zu sorgen“, hatten die schwarz gekleideten Sachsen-Anhalter durchaus sehenswerte Passagen dabei.
Wenig überraschend für Paul Schinke: „In der Oberliga hast du immer zwei, drei Spieler dabei, die mit wenigen Kontakten vor unser Tor kommen können.“ Sein Trainer räumte ehrlich ein, dass man so ein Spiel auch mal verlieren könne. Sichtlich heiser machte Scholz erwartungsgemäß nicht den besten Eindruck.
Durch das Remis am Freitagabend wiegt der Punktverlust in Plauen noch mal schwerer. „Aber dem Druck müssen wir standhalten, wir wollen hoch und ich bin sehr enttäuscht von den Leistungsträgern, das war heute zu wenig“, entfleuchte es Scholz zum Ende der Pressekonferenz noch. Normalerweise spart der Trainer mit Kritik, heute war wohl auch er zu angefressen. Unwahrscheinlich, dass in der Lok-Kabine um eine Kiste Bier gefeilscht wurde.
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