1. FC Lok offiziell zum Platzsturm in Erfurt: „Hirnlose Chaoten“ + Video

Die Vereinsführung in Probstheida ist sauer. Vielleicht ist auch dieses Wort noch zu schwach für die erste Reaktion aus der Vorstandsetage zum Spielabbruch der für Lok entscheidenden Oberliga-Partie in Erfurt gegen die Jugend von Rot-Weiß. Und die rund 50 am Platzsturm und die weiteren Beteiligten im Block könnten sich unter Umständen auf einmal in einer Position wiederfinden, die sie eher nicht kennen. Lok wird laut einer ersten Wortmeldung von heute Abend versuchen, die Platzstürmer in Haftung zu nehmen.

Es wird gemunkelt, es habe sich um eine Art Racheaktion derer gehandelt, welche zum Saisonbeginn bereits mit der Vereinsführung aneinandergeraten und aus dem Stadion geflogen waren. Weitere Vermutungen lauten, dass sich unter den Platzstürmern auch “Fans” anderer mit Lok befreundeter Fanclubs befunden haben könnten. Eine andere, weit naheliegendere Erklärung könnte zudem die tiefe Frustration über das Spiel der eigenen Mannschaft bei einigen gewesen sein. Laut ersten Videobildern im Netz debattierten Teile der Gruppe nach dem Platzsturm mit Spielern, während diese die Männer zum Verlassen des Rasens zu bewegen suchen. Kleinere Rangeleien folgen, die Bilder im Video scheinen nicht durchgängig, der Film mehrfach unterbrochen zu sein.

Alles Weitere werden die Ermittlungen der Polizei ergeben, welcher die Vereinsführung von Lok bei der Ermittlung der 50 bis 100 Personen uneingeschränkte Kooperation zusagt. In der Mitteilung heißt es: „Das Präsidium und der Aufsichtsrat werden gemeinsam mit den Polizeikräften zeitnah anhand der zahlreich vorhandenen Foto- und Videoaufnahmen diese Chaoten ermitteln und Haus- sowie Stadionverbote aussprechen. Dabei werden wir alle rechtlichen Mittel ausschöpfen. Ebenso, wird der Verein diese Leute für den zugefügten Schaden in die Verantwortung nehmen!“

Das bekannte Problem dabei: Stadionverbote kann man im eigenen Stadion aussprechen, selten werden Fußballrandalierer flächendeckend ausgeschlossen. Deshalb wohl nun auch die Drohung, hier finanziell an die sogenannten Fans heranzutreten. Dass die Vereinsführung weiß, was die Uhr mit dem Platzsturm in Spielminute 75 und den weiteren Ausschreitungen am Gästeblock in Erfurt geschlagen hat, kann man an den selten deutlichen Worten ablesen, mit welchen sie sich von den „Chaoten“ zu distanzieren sucht.

So heißt es: „Wir sind entsetzt! Der 1. FC Lokomotive Leipzig verurteilt aufs Schärfste, das Verhalten hirnloser Chaoten, die heute Nachmittag in der 75. Minute beim Stand von 2:0 das Spielfeld stürmten und somit den Abbruch der Oberliga-Partie gegen die U23 des FC Rot-Weiß Erfurt provozierten!“

2.900 ebenfalls mitgereiste Lokfans seien sichtlich geschockt gewesen, dass es zirka 100 Chaoten aus dem eigenen Lager waren, die diese Saison so unrühmlich enden ließen. Die Vereinsspitze dazu: „All das, was die vielen ehrenamtlichen Helfer und engagieren Fans, sowie das Präsidium und der Aufsichtsrat in den letzten 2 Jahren geschaffen haben, gerät durch einige wenige Kriminelle, binnen weniger Augenblicke ins Wanken.“

Aus Sicht der Vereinsführung ist damit der Anspruch der Randalierer, sich zum Verein zugehörig fühlen zu können, erloschen. „Diese vermeintlichen Fans haben nicht das Recht sich als Fans zu bezeichnen und das Lok-Logo oder VfB-Logo zu tragen. Mit diesem stumpfsinnigen Vorgehen haben sie in unseren Reihen nichts zu suchen. Diese Leute sind nicht der 1. FC Lok!“

In Probstheida werden die Lichter heute Nacht sicher nicht so schnell ausgehen. Man sieht die mühevolle Aufbauarbeit der vergangenen Jahre, den Ruf und das Erreichte mal wieder gefährdet. Von einigen wenigen, die laut diverser Beiträge bei Facebook bis jetzt noch nicht verstanden haben, was sie ihrem Verein für einen Dienst erwiesen haben.

Das Herunterreden und die Schuldzuweisung auf die schwache Mannschaftsleistung stehen für einige bereits wieder im Vordergrund. Andere sind hingegen überhaupt nicht mehr bereit, dies durchgehen zu lassen. Auf Lok könnten finanzielle Strafen zukommen. Diese hätten dann wieder alle Fans solidarisch über ihren Verein zu schultern. Viele haben dazu überhaupt keine Lust mehr. Die Androhung Mario Baslers, über seinen persönlichen Verbleib bei Lok nachzudenken, gibt der Debatte den Schub.

Die Zeichen stehen auf Sturm und auch die Lokfans sind stinksauer über die Aktion. Ewig offenbleiben wird dabei, ob die letzten 15 Minuten plus Nachspielzeit trotz Unterzahl nicht gereicht hätten. Wunder geschehen immer wieder, Lok kann selbst auf solche in der langen Geschichte verweisen. Echte Fans wissen das.