Knapp 1.000 Fans vom 1. FC Union Berlin führten am Sonntag Mittag nach dem Traditionsspiel zwischen ihrem Verein und BSG Chemie einen Fanmarsch zum Stadion an der Jahnallee durch, um ihre Vorstellungen von Fußballkultur zu verteidigen. Was im Grunde kein Problem sein sollte und durch den Traditionskick in Leutzsch den richtigen, weil positiven Drall bekam. Der Rest waren die in Leipzig langsam zur Tradition werdenden Anti-Stimmungen gegen RB Leipzig.
Es gibt Fangruppierungen, die haben mit dem System RB Leipzig bereits innerlich abgeschlossen und zucken nur noch mit den Schultern, wenn die Sprache auf den Brauseclub kommt. Vor allem die Leipziger Vereine sind mit dem Thema weitgehend durch und konzentrieren sich auf ihre eigenen Sorgen. Einige Fangruppierungen anderer Mannschaften haben sich nun bereits in Leipzig am firmengesteuerten Fußball made in der Messestadt abgearbeitet und heute war „Eisern Union“ an der Reihe.
Am Sonntag, 1. März konnten sich die Berliner gleich doppelt in Traditionspflege üben: Zunächst spielten einstige Profis beim Benefizspiel gegen die BSG Chemie zum Erhalt des Alfred-Kunze-Sportpark in Leipzig-Leutzsch und danach demonstrierte man mit einem Fanmarsch gegen RB Leipzig zum Zentralstadion.
Wichtiger und hilfreicher für die BSG Chemie wird wohl in der Rückschau die Traditionsbegegnung bleiben, brachte sie doch dem Leipziger Club ein paar benötigte Einnahmen in die Kasse. Den Leutzschern geht es nach wie vor nicht anders, als dem 1. FC Lok in Probstheida – ein marodes Stadion ist keine Dauerlösung, die rund 4.200 Gäste des Benefizspiels dürften bei dem Ziel Sanierung des Alfred-Kunze-Sportpark durchaus geholfen haben.
„Es geht der BSG Chemie Leipzig beim Traditionsspiel gegen den 1. FC Union Berlin vor allem darum, FÜR etwas – nämlich den Alfred-Kunze-Sportpark sowie unverhandelbare Dinge wie Transparenz, Mitbestimmung und Leidenschaft – einzutreten und nicht GEGEN etwas“, hieß es vom Gastgeber zum Zweck der Veranstaltung im Vorfeld. Der 1.FC Union wollte vor allem den Benefizgedanken in Leipzig unterstützten.
Anders sahen es eigentlich nur ein paar eingefleischte Berliner Fans. „Wir müssen unsere Aufmerksamkeit nach Leipzig richten …. zu einen Konstrukt was rein gar nichts mit dem Fußball zu tun hat, den wir so lieben“, so der Fanclub Ecke Nord. Das klang dann wieder eher irgendwie Anti und manifestierte sich in Rufen gegen RB Leipzig, wie „Schweine“ oder „Hurensöhne“.
Dem Protestaufruf zum gemeinsamen Marsch der Berliner kamen knapp 1.000 Fans nach. Die Polizei sicherte den Aufmarsch mit zahlreichen Einheiten und einem Hubschrauber ab. Jedoch nicht alle Union-Fans folgten der Aufforderung, erst zur zweiten Hälfte des Spiels der Profis zu erscheinen. Größere Gruppen von Fans entfernten sich bereits vor dem Ende des Traditionsspiels, um pünktlich vor Ort durch Schweigen zu protestieren.
Für Union Berlin gab es im Traditionsspiel ein torloses Unentschieden. Gegen die Rasenballer konnten sie sich nicht erfolgreich verteidigen: RB Leipzig setzte sich mit 3:2 gegen die Hauptstädter durch.
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