Nach 14 Pflichtspielen ohne Niederlage in Folge ging der 1. FC Lok am Freitagabend erstmal wieder als Besiegter vom Platz. Beim Tabellen-Vierzehnten der Oberliga, Union Sandersdorf, verlor der 1. FC Lok mit einer 1:3 (0:3). Die Mannschaft von Heiko Scholz verspielte mit einer desolaten ersten Halbzeit alle Siegchancen.
Wenn in der Oberliga die Halbzeitansprache im Mittelkreis vor 1.510 Zuschauern stattfindet, müssen sonderbar Umstände herrschen. Aber weder war die Lok-Kabine kalt, noch war der Schlüssel verschwunden. Heiko Scholz wollte seinem Team nur eins klar machen: “Ich hab den Spielern noch mal die 800 mitgereisten Lok-Fans gezeigt, die ihr letztes Hemd für den Verein geben, während sie so eine Leistung zeigen.” Eine Leistung, die Scholz mit “Katastrophe” und “grausam” näher beschrieb. Zu Recht.
Von willensstarken und giftigen Gastgebern, die mit Michel Hennig, Sebastian Seifert und Tino Oechsner drei ehemalige Lok-Spieler aufboten, ließ sich die Probstheidaer Mannschaft mehrfach düpieren. Ohne die verletzten Paszlinski (Bänderriss im Knöchel) und Kilz (Muskelfaserriss in der Wade) fehlte es der Scholz-Elf an defensiver Stabilität. Das kraftaufwendige, aggressive Spiel der Sandersdorfer bereitete den Gästen in der Anfangsphase einige Probleme.
“Wir haben heute alles umgesetzt, was wir wollten”, jubilierte Ex-Lok-Trainer Mike Sadlo, der zudem eine “gnadenlos effektive” eigene Truppe sah. Dan Lochmann nutzte nach einem technischen Fehler von Markus Krug gleich die erste dicke Möglichkeit zur Führung (12.), Timo Breitkopf köpfte fünf Minuten später eine Freistoßflanke von Michel Hennig ein. Vorausgegangen war ein Ballverlust von Sebastian Zielinsky, der, anstatt den Ball wegzuschlagen, seinen Gegenspieler an der Eckfahne tunneln wollte.
Offensiv entwickelte Lok wieder keine Durchschlagskraft und fand vor allem keine Lösung gegen die Sandersdorfer Kniffe, das Leipziger Flügelspiel zu lähmen. Hinzukam die zuletzt schon fehlende Passsicherheit in Strafraumnähe, wo die Räume eng werden. Zwar suchte vor allem Zielinsky eher den Abschluss als zuletzt, richtig gefährlich wurde es vor dem Sandersdorfer Tor allerdings nur bei Ecken. Als dann zwei Minuten vor der Pause ein halbherziger Befreiungsschlag von Sebastian Dräger beim Gegenspieler landete und Nicky Ebert 35 Meter unbedrängt aufs Lok-Tor zulaufen und einnetzen konnte, war das Spiel bereits entschieden.
“In der zweiten Halbzeit haben wir uns dann wieder etwas gefangen, aber es reichte hinten raus nicht mehr”, so Scholz. Zwar schaffte Marzullo in der 68. Minute nach einem Bock von Tino Oechsner den ersten Lok-Treffer, mehr hatte die Lok allerdings nicht im Tank. “Ich bin ganz froh, dass wir nicht noch ein zweites in dieser Phase bekommen haben”, so Sadlo, “denn wir sind immer weiter hinten reingerutscht und mussten dann aufgrund des Anfangstempos etwas zurückfahren.” Lok hatte weiterhin die größeren Spielanteile, kam auch eher in den Strafraum, agierte dort allerdings zu hektisch.
“Es bleibt uns nichts anderes übrig als weiterzuarbeiten. Wir wollen oben mitspielen und gern aufsteigen. Ob es reichen wird, weiß ich nicht.”, so ein geknickter Scholz nach dem Spiel. Präsident Heiko Spauke war mit der Leistung ebenfalls nicht einverstanden. “Ich hatte Gänsehaut bei dem was unsere Fans heute geleistet haben. Daher tut es mir unendlich leid, was für eine Leistung wir heute als Verein abgeliefert haben.”, so Spauke.
Die mitgereisten Lok-Fans hatten vor Spielbeginn mit einer gelungenen Choreographie auf die Logo-Problematik aufmerksam gemacht – der Rechtsstreit mit Logo-Inhaber Manfred Jansen läuft weiterhin – und die Mannschaft über 90 Minuten unterstützt. Aufsichtsratschef Olaf Winkler fehlten nach Spielschluss gänzlich die Worte.
Gegenüber Mike Sadlo, der vergangenes Jahr einen Rechtsstreit gegen Lok gewonnen hatte und dem vor fast drei Jahren nicht zugetraut worden war, dass er Lok zum Regionalliga-Aufstieg führen würde, wurde indessen vom Sandersdorfer Präsidenten Uwe Störzner nach Spielschluss geherzt. “Dieser Tag”, so Störzner, “wird sicher in der nächsten Vereinschronik Erwähnung finden.”
Als nächstes spielt Lok am 3. Oktober um 15:00 Uhr im Bruno-Plache-Stadion gegen Erzgebirge Aue II. Das Spiel wurde kurzfristig auf diesen Termin verschoben, sollte ursprünglich erst am Sonntag stattfinden.
SG Union Sandersdorf vs. 1.FC Lok Leipzig 3:1 (3:0)
NOFV-Oberliga Süd, 7. Spieltag
Union Sandersdorf: Kansy, Renner, Oechsner, Hennig, Lehmann, Gaengel, Pfeifer, Ebert (Mustapha, 73.), Breitkopf (Fritzsch, 71.), Seifert, Lochmann (Wolf, 58.). Trainer: Mike Sadlo.
1.FC Lok Leipzig: Latendresse-Levesque, Trojandt (Rolleder, 88.), Dräger (Ziane, 46.), Krug, Scheibe, Böhne, Wendschuch, Hofmann, Langner (Heynke, 83.), Zielinsky, Marzullo. Trainer: Heiko Scholz.
Torfolge: 1:0 Lochmann (12.), 2:0 Breitkopf (17.), 3:0 Ebert (44.), 3:1 Marzullo (68.). Schiedsrichter: Matthias Alm. Gelbe Karten: Union 2x (Fritzsch, Mustapha), Lok 2x (Latendresse-Levesque, Scheibe). Zuschauer: 1.510 im Sport- und Freizeitzentrum, Sandersdorf.
Die Oberliga-Tabelle nach dem 7. Spieltag und alle Resultate:
www.fussball.de/spieltag/nofv-oberliga-sued…
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