In Leipzig grassiert das Pokal-Fieber. Am Sonntag steigt RB Leipzig in den DFB-Pokal ein. Weil die Rasenballer Aufsteiger sind, wartet in der 1. Runde ein dicker Brocken. Der SC Paderborn gilt vielen Bundesliga-Fans als graue Maus, überraschte in der abgelaufenen Zweitliga-Saison allerdings mit erfrischenden Offensiv-Fußball. Anstoß ist um 18:30 Uhr im Zentralstadion.
Die Marketing-Abteilung der Rasenballer war die Woche kreativ, stellte im Fanshop eine antiquierte Schreibmaschine auf und ließ einen Kirmes-Greifer durch die Innenstadt touren. Die Aktionen haben mit Fußball nur im entferntesten Sinne etwas zu tun. Doch die RB-Fans stehen drauf.
Niemand gewinnt den DFB-Pokal, indem er (oder sie) einen Mini-Pokal aus dem Automaten fischt. Und kein Team der Welt spielt besser, weil zig Fans ihre Wünsche zu Papier gebracht haben. Alexander Zorniger weiß das. “Favorit ist dieses Mal jemand anderes”, betonte der Cheftrainer bei der Pressekonferenz am Freitag. Zorniger erkennt eine ähnliche Ausgangssituation wie vor dem DFB-Pokal-Match gegen Augsburg im vergangenen Jahr. Auch damals herrschte in der Stadt eine unglaubliche Euphorie. Das Spiel ging 0:2 verloren.
Kein Rasenballer kennt den SC Paderborn zu gut wie Diego Demme. Der 22-Jährige spielte zwei Jahre für die Ostwestfalen, bis er vergangenen Januar in die Messestadt wechselte. “Ich freue mich riesig, gegen die alten Kollegen zu spielen und ihnen das schöne Stadion zu zeigen”, sagte der defensive Mittelfeldspieler. “Sie spielen immer sehr kompakt und versuchen, schnell umzuschalten.”
In der Bundesliga ist der Aufsteiger die große Unbekannte. Weil das Geld in Paderborn nicht auf Bäumen wächst, verstärkten sich die Schwarz-Blauen in erster Linie mit günstigen Offensiv-Kräften. Zwei Namen sind Bundesliga-Fans bekannt. Marvin Duksch (20) lief in der abgelaufenen Saison gelegentlich mit den BVB-Profis auf, kickt jetzt auf Leihbasis für den Aufsteiger. Elias Kachunga (22) war vergangene Saison an Paderborn verliehen, wurde im Sommer in Mönchengladbach aussortiert und deutlich unter Marktwert an den SCP abgegeben.
Süleyman Koc (25) machte abseits des Fußballs Schlagzeilen, als er im Dezember 2011 als Teil einer Räuberbande wegen mindestens acht Überfällen auf Spielhallen zu drei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt wurde. Die Strafe durfte der Deutschtürke teils im offenen Vollzug verbüßen. Sein letzter Verein, der SV Babelsberg, gab dem gescheiterten Profi die berühmte zweite Chance. Seit Januar spielt Koc für Paderborn.
Die zweite Chance sucht auch Stefan Kutschke (25). Beim VfL Wolfsburg war der Sturmtank in erster Linie Bankwärmer. Kaum ein Leipziger hatte Gegenteiliges erwartet, als Kutschke vergangenen Sommer die Rasenballer verließ. Ob der Angreifer am Sonntag spielen wird, ist fraglich. Er plagte sich unter der Woche mit Leistenbeschwerden.
Welche Spieler SCP-Coach André Breitenreiter aufstellen wird, ist ungewiss. Beim letzten Test am Samstag gegen den FC Everton (3:1) wechselte der SCP-Coach munter durch, stellte zur Halbzeit obendrein von 4-2-3-1 auf 4-1-4-1 um.
Personelles: Der DFB erklärte Marvin Comppers Rot-Sperre aus dem Jahr 2012 für verjährt. Mikko Sumusalo stieg am Mittwoch nach auskuriertem Magen-Darm-Infekt ins Mannschaftstraining ein. Georg Teigl plagte sich unter der Woche mit Rippenschmerzen, ist aber wieder fit. Ante Rebic hat Probleme im Fußgewölbe, soll außerdem noch an seiner Fitness arbeiten.
RB Leipzig erwartet am Sonntag etwa 25.000 Zuschauer. Die Fankurve ist restlos ausverkauft. Das Spiel wird von Schiri Harm Osmers (29) geleitet. Der Investitionscontroller aus Hannover pfiff die Rasenballer zuletzt am 7. Dezember beim 2:1 gegen die Stuttgarter Kickers.
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