Sie sind ja nicht die erste und wohl auch nicht die letzte Ultra-Gruppierung zukünftiger Gegner von RB Leipzig, die ankündigt, sich der Teilnahme an einem Spiel in der Messestadt zu verweigern. Wenn Rasenball am 2. August gegen den VfR Aalen seine Zweitliga-Premiere erlebt, dann müssen die Gäste ohne einen Teil ihrer treuesten Fans auskommen. Die Ultras der "Crew Eleven" teilten am Dienstag mit, die Schwarz-Weißen in Leipzig nicht anfeuern zu wollen.
“Für uns ist mit dem Aufstieg von RB Leipzig nun endgültig die dunkelrote Linie überschritten. Wir sind nun erstmals direkt betroffen und nicht gewillt tatenlos zuzusehen und in Leipzig zur Tagesordnung überzugehen”, teilt die Gruppe in einer Erklärung mit. “Wir verspüren keinerlei Interesse den, per DFB und DFL scheinheilig durchgemogelten, Affront gegen das Vereinswesen von unserer Seite aus zu legitimieren.”
Eine gute Gelegenheit, sich bei dieser Argumentation die Strukturen und die Zweitliga-Historie des VfR Aalen unter gleich strengen Gesichtspunkten anzuschauen. Der Club wird nicht nur maßgeblich mit Geldern des international agierenden Recycling-Unternehmens Scholz Holding GmbH unterstützt. Nicht ganz zufällig heißt der VfR-Präsident Berndt-Ulrich Scholz.
Die Aalener hatten in den vergangenen Jahren wiederholt Probleme mit der Bundesliga-Lizenz. Das Stadion, das nach dem Hauptsponsor benannt ist, ist nach zwei Jahren Zweitklassigkeit immer noch zu klein. Und die Spielgenehmigung gab es voriges Jahr nur, weil Unternehmer Scholz für 6,3 Millionen eine Ausfallbürgschaft abgab. Hätte die Deustche Fußball Liga (DFL) nicht Gnade vor Recht ergehen lassen, wäre die Ostalb heute kein Teil der 2. Bundesliga.
Immerhin räumen die Ultras ein, dass der Boykott letztlich eher ein Zeichen, denn eine wirkungsvolle Maßnahme sein wird. “Es geht uns weder darum RB Eintrittsgelder oder Aufmerksamkeit zu verwehren, noch glauben wir, dass sich durch unsere Abwesenheit etwas ändert oder großartig die Öffentlichkeit sensibilisieren wird, wenngleich es natürlich wünschenswert wäre”, heißt es in der Erklärung.
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Mit dem Aufruf sind die Aalener nicht allein. Vergangene Woche hatten bereits Braunschweiger Ultras angekündigt, das Leipzig-Gastspiel der Eintracht am 5. Spieltag nicht besuchen zu wollen. Die blau-gelben Fans verwiesen dabei auf die mangelnde Tradition von Rasenball. Dass wohl kaum ein Club ab der zweiten Liga aufwärts unter gestrengen Gesichtspunkten frei von diversen Kommerzvorwürfen sein dürfte, ist beim allgemeinen Trend im Spitzenfußball selbstredend. So war es die Braunschweiger Eintracht, die 1973 als erster deutscher Fußballclub Trikotwerbung einführte. Ein heute übliches Vorgehen, damals ein Kniefall im Interesse höherer Umsätze.
Bereits ein Jahr zuvor hatte man in Braunschweig einen noch drastischeren Schritt vollzogen. Von 1972 bis 1986 war sogar das Firmenwappen von Hauptsponsor “Jägermeister” ins Vereinsemblem eingebettet. Harter Alkohol und Sport schien da noch ebenso wenig ein Problem, wie im Interesse besserer Umsätze neben den Eintrittsgeldern der Fans den Stolz eines Vereins in Form solcher Emblemspielchen einem Geldgeber unterzuordnen.
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