Dass die Rasenballer kurz vor dem Aufstieg in die zweite Liga stehen, lässt die Unterstützer des Vereins schon voller Vorfreude in eine möglicherweise noch erfolgreichere Zukunft blicken. In dieser wird das Stadion, das im Spiel gegen Heidenheim bereits mit 25.000 Zuschauern über die Hälfte besetzt war, komplett gefüllt sein. Karten gibt es an allen bekannten Vorverkaufsstellen. Ermäßigung bekommt, wer dazu berechtigt ist. Dazu bekommt er auch einen seltsamen Vermerk auf die Karte warum diese Ermäßigung gilt. Für 10 Euro darf bei RB auf der Eintrittskarte jeder wissen, dass man auf staatliche Zuschüsse angewiesen ist.

Was bedeutet es eigentlich, wenn man von seiner Hände Arbeit nicht richtig oder gar nicht leben kann? Wie viele Stellen im Alltag vermitteln nicht wenigen Leipzigern, dass es aus eigener Kraft nicht zu einem fröhlichen Essen im Restaurant nebenan reicht, der Sommerurlaub nur ein halber ist oder es oft genug auch bei der Stromrechnung immer enger wird. Auch Fußballspiele von Rasenball stehen als Freizeitbeschäftigung immer höher im Kurs, erst Recht, wenn zunehmend attraktive Gegner nach Leipzig kommen, die Stimmung im Stadion mal zwei Stunden Abschalten von den Alltagssorgen verspricht.

“Leipzig-Pass-Inhaber / ALG II” steht dann auf der ermäßigten Karte bei RB Leipzig für 10 Euro zu lesen. Damit haben Empfänger von Transfergeldleistungen ihren Status noch mal sauber auf der Karte stehen. Für einige Fans Grund zum Unmut, würde es doch bei gleichem Eintritt von 15 oder 10 Euro je nach Kategorie vollkommen genügen, hier “ermäßigt”, wie eben bei Rentnern, Schülern, Studenten und Behinderten stehen zu haben.

Seitens des Vereins sieht man in der Deklarierung der Ermäßigungsberechtigten kein Problem. Im Zuge des Vorverkaufs und des Servicegedankens wolle man den Fans die Möglichkeit geben, Eintrittskarten, welche auch als LVB-Fahrschein am Spieltag gelten, ohne Ermäßigungsnachweis zu kaufen. “Dabei erfolgt keine namentliche Zuordnung zu den Eintrittskarten, sondern ein anonymer Kauf. Die Kontrolle der Ermäßigungsberechtigung erfolgt ausschließlich beim Zutritt zur Red Bull Arena, aber auch hier ohne namentliche Kontrolle,” erklärt Pressesprecher Sharif Shoukry.

Diese Regelung sei ausschließlich als Erleichterung und Stärkung des Vorverkaufs anzusehen.
Datenschutzrechtliche Bedenken werden seitens des Verbraucherschutzes in diesem Zusammenhang nicht gesehen. Julia Schäfer von der Verbraucherschutzzentrale Leipzig gegenüber L-IZ: “Datenschutz betrifft personenbezogene Daten, Eintrittskarten enthalten in der Regel keine solchen.” Der Käufer müsste mit Namen und Adresse genannt werden, um hier ein Problem zu haben. Im Zweifel könnte ebenso auch eine Karte zum normalen Preis erworben werden. “Die Sichtbarmachung der jeweiligen Ermäßigung könnte allenfalls diskriminierende Wirkung haben”, ergänzt Schäfer. “Dazu müsste aber eine Herabwürdigung der jeweiligen Person stattfinden. Tatsächlich wird aber nur angegeben, weshalb die Person eine Ermäßigung erhält.”

Eine Ungleichbehandlung der ALG II – Bezieher untereinander könne auch nicht angenommen werden, da alle Empfänger als solche gleichermaßen kenntlich gemacht werden. Ob tatsächlich eine Erleichterung oder Stärkung des Vorverkaufs vorliegt, ist für Schäfer eher zweifelhaft.

Auch beim Sächsischen Datenschutzbeauftragtem in Dresden sieht man im Vorgehen des Vereins kein Problem. Es findet, so Andreas Schneider, Referatsleiter Personalwesen, Kommunales, Gesundheitswesen beim Sächsischen Datenschutzbeauftragten, laut Bundesdatenschutzgesetzt kein Datenerhebungsprozess statt, da die Daten nicht gespeichert werden.

Offen bleibt demnach nur, warum die explizite Nennung der Ermäßigungsberechtigung notwendig ist und sich somit eine anders einzustufende Bedürftigkeit als beispielsweise bei einer studentischen Ermäßigung auf einer Eintrittskarte wiederfinden muss.

Für Fans, die sich mit der Stigmatisierung nicht zufrieden geben wollen, empfiehlt sich der Diskurs mit dem Verein. Dass dieser erfolgreich sein kann, hat sich im letzten Jahr gezeigt, als durch Proteste der Anhängerschaft die zuerst gestrichenen Ermäßigungen teilweise wieder eingeführt wurden. Mitbestimmung funktioniert anscheinend bei RB Leipzig offenbar hier und da auch ohne Vereinsmitgliedschaft.

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