Trotz Verletztenmisere haben die Rasenballer am Sonntag Wehen Wiesbaden geschlagen. Der Aufstiegskandidat kam gegen den Verfolger allerdings nicht über ein 1:0 (1:0) hinaus. Das knappe Ergebnis spiegelt nicht den Spielverlauf wieder. Die Rot-Weißen verzeichneten ein klares Chancenplus, erwiesen sich aber schwach vor dem gegnerischen Tor.
RB Leipzig ist mit Anpfiff der Partie nur Tabellendritter. Darmstadt hat gestern nicht nur 2:1 (1:0) gegen Regensburg gewonnen, sondern auch die bessere Tordifferenz. Das Leipziger Lazarett bekam am Samstag-Morgen weiteren Zuwachs. Fabian Franke meldete sich wenige Stunden vor Anpfiff mit Schüttelfrost und Fieber krank.
Tim Sebastian, der eigentlich im defensiven Mittelfeld Henrik Ernst ersetzen solle, spielt deshalb notgedrungen Innenverteidiger. Clemens Fandrich ersetzt Ernst. Als defensiven Backup nominierte Alexander Zorniger U23-Verteidiger Alexander Sorge nach. Georg Teigl, unter der Woche angeschlagen, kann spielen. Bei den Gästen rückt Nils-Ole Book für Alf Mintzel ins offensive Mittelfeld.
Die Anfangsviertelstunde fällt ausgeglichen aus. Kleine Chancen auf beiden Seiten. Dann lassen die Hessen Federn. Poulsen vernascht an der Grundlinie einen Gegenspieler, legt von links quer in die Box. Mitten hinein in den Lauf von Kaiser, der aus dem Hintergrund angeschossen kommt. Mitten ins Herz von Wehen Wiesbaden. Keeper Markus Kolke ohne jede Chance (16.). Das Stadion bebt. Und der SVW wackelt.
Nur zwei Minuten später haben Kaiser und Frahn den zweiten Treffer auf den Fuß, scheitern beide knapp. Anschließend muss Vunguidica einen Kaiser-Heber von der Linie köpfen (18.). Leipzig ist jetzt Herr im eigenen Haus. Die Gäste wirken verunsichert und leisten sich Fehler im Spielaufbau, denen die Leipziger mit ihrem aggressiven Umschaltspiel begegnen.
Heraus kommen schöne Offensivaktionen. So verpasst etwa Frahn nach abermaliger Vorlage von Poulsen, diesmal von rechts, um Zentimeter den unhaltbaren Abschluss (27.). Von den Gästen ist bis hierhin offensiv nichts zu sehen. Das 2:0 scheint deshalb nur eine Frage der Zeit.
Aber die Zuschauer müssen sich gedulden. Frahn kann auch ein schnelles Zuspiel von Heidinger nicht verwerten (32.). Als Demme 15 Meter vor dem Kasten das feine Zuspiel in den Lauf seines Kapitäns sucht, kommt dem Schlussmann Kolke in die Quere (34.).
Hoheneder steigt nach einer Freistoß-Hereingabe zum Kopfball in die Luft. Kolke lenkt mit einer Glanzparade ab (36.). Kaiser hält im Zweikampf mit einem Wiesbadener aus 17 Metern drauf in Richtung langes Eck – und verfehlt das Gehäuse knapp (39.). So unterhaltsam das Spiel ist: Leipzig verpasst das zweite Tor vor der Pause.
Der Treffer fällt in der 59. Minute: Hoheneder nickt einen Kaiser-Freistoß in die Maschen. Die Spieler jubeln, die Zuschauer jubeln, die Tormusik wird angespielt, doch Schiri Benjamin Brand entscheidet auf Abseits. Kein Tor. Die Leipziger geben im zweiten Durchgang weiter den Ton an. Die Wiesbadener drücken gefühlt etwas mehr nach vorn, tun sich jedoch schwer, echte Torgefahr zu entfesseln.
Anders die Rasenballer: Frahn steht nach Zuspiel durch Poulsen samt Ball frei vor Kolke, schießt aus dem Lauf den Schlussmann direkt an (64.). Hoheneder, der heute einen guten Tag erwischt hat, köpft zunächst eine Ecke direkt auf den Keeper (65.), dann einen Kaiser-Freistoß neben das Tor (75.).
Die Schlussphase verläuft undramatisch. Zorniger nimmt durch mehrere Wechsel Zeit von der Uhr. Wiemann reißt Poulsen als letzter Mann zu Boden. Brand entscheidet nicht auf Notbremse, obwohl die Szene verdächtig danach aussieht (87.). Benjamin Bellot muss einen gefährlichen Schuss von Marko Christ abwehren (89.). Kaiser setzt in der Nachspielzeit einen 20-Meter-Freistoß rechts neben das Tor.
Trotz mangelnder Kaltschnäuzigkeit vor dem gegnerischen Kasten nehmen die Rot-Weißen den Dreier gerne mit. Die Punkte sind mehr als verdient. Wehen Wiesbaden hatte dem Leipziger Power-Fußball spielerisch einfach nichts entgegen zu setzen. Nächsten Samstag reisen die Messestädter zu Holstein Kiel (Anstoß: 14 Uhr).
RB Leipzig:
Bellot – Teigl, Hoheneder, Sebastian, Heidinger – Kimmich, Demme, Fandrich (76. Thomalla) – Kaiser – Poulsen (90. Jung), Frahn (C, 87. Morys)
SV Wehen Wiesbaden
Kolke – Ahlschwede, Wiemann, Herzig (C), Grupp – Mann, Haas (46. Zieba) – Jänicke (79. Schnellbacher), R. Müller, Book (83. Christ) – Vunguidica
Schiedsrichter:
Benjamin Brand (Gerolzhofen)
Tor:
1:0 Kaiser (16.)
Gelbe Karten:
Kimmich (4), Demme (2), Sebastian (2) | Haas, Mann, Grupp
Zuschauer:
11.198 im Zentralstadion
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