Nach 85 Tagen ohne Pflichtspiel startet der 1. FC Lok am Sonntag, 14 Uhr, ins Fußballjahr 2014. Gegen Hertha II wäre Lok-Trainer Heiko Scholz schon mit einem Punkt zufrieden. Der Europapokalheld über Handyverbote im Trainingslager, falsche Filme und Wunderdinge.

Herr Scholz, Fußballer neigen heutzutage dazu, Informationen und Bilder aus dem Mannschaftskreis via Twitter und Facebook in die weite Welt zu senden. Wie sind Sie damit während des Trainingslagers vergangene Woche umgegangen?

Die Spieler hatten ihre Handys dabei, aber beim Training, in der Kabine und beim Essen war die Handynutzung tabu. In ihren Zimmern selbstverständlich erlaubt.

Nach dem harten Trainingslager gab es zum Abschluss der Vorbereitung noch einen Test am Mittwoch gegen den Landesligisten FC Grimma (Endstand 2:2). Mit welchem Gefühl gehen Sie ins erste Pflichtspiel 2014 gegen Hertha II am Sonntag?

Die Vorbereitung war sehr lang, wir haben fast vier Monate kein Pflichtspiel bestritten und den Kader umgebaut: Da weiß man nicht, wo man steht. Aber ich weiß eins: Die Jungs sind heiß, alle haben Urlaub für das Trainingslager genommen und hart gearbeitet. Wir haben eine gute Harmonie im Team. Ich bin rundum zufrieden. Nun fiebern wir dem Start entgegen, auch wenn wir natürlich wissen, dass es schwer wird. Die Ergebnisse in der Vorbereitung sind Schall und Rauch, wir haben sie aus dem vollen Training heraus bestritten.

Mit dem Start gegen Hertha II werden auch Sie verstärkt im Fokus stehen, nachdem sie den Kader nach ihren Vorstellungen verändert haben. Angst davor?…

Na ja, nach meinen Vorstellungen habe ich ihn nicht zusammengestellt, sondern fünf von 19 Spielern geholt. Aber abgesehen davon, geht es hier nicht um Scholz, sondern um Lok. Wir haben verschiedene Baustellen. Wir arbeiten am Image, an den Finanzen. Das ist wichtig. Wir konnten auch in der Winter-Vorbereitung nicht zaubern. Die Spieler kommen großteils von Oberligisten, Damian Paszlinski sogar aus der Landesliga. Wer Wunderdinge erwartet, ist im falschen Film.
Sie sagten kürzlich, dass sich ihr Team kaum mit Hertha II um den Nichtabstieg streiten wird. Wen haben Sie stattdessen als Konkurrenten im Notizbuch?

Schon aus Respekt vor den anderen Teams werde ich keine Namen nennen. Wenn Hertha II am Sonntag tatsächlich mit allen Neuen spielt (u.a. Ex-RB-Kicker Rockenbach und den Profis Maik Franz und Peer Kluge/Anm. d. Red.), dann sind sie ein Team auf Augenhöhe mit Carl Zeiss Jena oder dem 1. FC Magdeburg. Natürlich haben wir ein Heimspiel, was wir gern gewinnen wollen, aber davon können wir nicht ausgehen. Wichtig ist, dass wir den Zuschauern etwas bieten und eine Euphorie entfachen damit auch die Fans an den Klassenerhalt glauben.

In der Vorbereitung standen Ihnen Experten für Taktik und Fitness zur Seite. Ist bei einem Tabellenletzten nicht auch ein Fachmann im mentalen Bereich notwendig?

Ich bin selbst Fußballer gewesen und weiß, was da in den Köpfen der Jungs abläuft. Zudem habe ich zwei Kinder im gleichen Alter. Die Jungs müssen wissen, worum es geht, gut trainieren und sich gut verstehen. Das Selbstvertrauen müssen sie sich im Training und in den Spielen holen. Die Jungs wurden ja nie abgeschossen.

Mit Gerald Muwanga, Jorgo Nika und Patrick Lunderstädt spielen mittlerweile drei Spieler, die unter Carsten Hänsel zum Kader der ersten Mannschaft gehörten, nur noch in der zweiten Mannschaft. Ist die Tür für die gesamte Rückrunde geschlossen?

Nein, keinesfalls. Durch gute Leistungen können sich die Jungs anbieten, wir werden möglicherweise bei Verletzungen und Sperren wieder auf sie zurückgreifen. Ich habe den Kader absichtlich auf 19 Spieler verkleinert damit wir eine Einheit werden und
das Trainingsniveau erhöhen.

Stichwort Verletzungen: Wie ist es um Ihren Kader vor dem Start ins Fußballjahr 2014 bestellt?

Julien Latendresse-Levesque hat beim Test gegen den FC Grimma eine schwere Mittelfußprellung erlitten. Ich hoffe, dass er spielen kann. Gino Böhme wird mit einer Magen-Darm-Grippe fast sicher ausfallen und ob Sebastian Seifert im Kader stehen wird, ist ungewiss. “Seife” hat zuletzt an einem dreitätigen Seminar zur beruflichen Weiterbildung teilgenommen und deswegen nicht trainiert. Allerdings weiß ich, dass ich mich auf ihn hundertprozentig verlassen kann.

Anstoß zum Rückrundenstart der Lokomotive ist Sonntag, 16. Februar, 14 Uhr im Bruno-Plache-Stadion.
www.lok-leipzig.com

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