Trotz hohen Aufwandes, hat der 1. FC Lok am Sonntag-Nachmittag gegen Viktoria Berlin nicht gewinnen können. Die spielstärkeren Gäste entführten - durch ein Elfmetertor mit 0:1 (0:0) - alle drei Punkte aus Probstheida. Lok warf sich mit viel Laufarbeit und Kampf ins Spiel, belohnte sich aber, trotz großer Chancen, vor 2.506 Zuschauern nicht mit Punkten.

“Manche Spieler sind nicht zu ersetzen.” Dieser letzte Satz von Lok-Trainer Heiko Scholz auf der anschließenden Pressekonferenz brachte das Dilemma seiner Truppe im Heimspiel gegen Viktoria Berlin auf den Punkt. Schon nach 20 Minuten hatte er seinen gefährlichsten Angreifer Steve Rolleder auswechseln müssen. Dem 30-Jährigen war beizeiten jemand auf den Knöchel gestiegen. “Als ich wenig später zum Sprint ansetzen wollte, hatte ich kein Gefühl mehr und dachte nur, dass jeden Moment was reißen wird”, so der Fünf-Tore-Mann, der mit seiner Kaltschnäuzigkeit gegen Viktoria Berlin den Unterschied hätte machen können.

Stattdessen waren seine Mannschaftskameraden eines wichtigen Stilmittels beraubt, statt lange Bälle ins Sturmzentrum zu spielen, standen nun Flügelwechsel und schnelle, flache Bälle in die Spitze auf dem Programm – und statt Rolleder stand nun Rico Engler im Mittelpunkt. Der 26-Jährige machte einmal mehr eine starke Partie. Einzig: Er traf nicht.
Einen seiner gefährlichen Volleys parierte Gästehüter Marcus Rickert kurz vor der Pause, und in der letzten Spielminute machte sich Rickert breit wie ein dreitüriger Kleiderschrank und lenkte einen weiteren Engler-Volley aus sieben Metern über die Latte. Zudem legte der schnelle Außen nach 30 Minute für den auffälligen Hildebrandt auf, der aber knapp verzog. Der gebürtige Thüringer hatte auch nach einer Stunde Pech, als Rickert seinen abgefälschten Schuss noch aus dem Dreiangel holte. So traf Lok weder in der starken Anfangsphase noch während des Zwischenspurts zwischen der 60. und 70. Minute.

Die Gäste, bis dato mit zwei Siegen und sieben Remis, schauten sich das Geschehene lange Zeit erst an oder besser gesagt zu, hatten im ersten Abschnitt nur eine Möglichkeit durch den ständigen Unruheherd Caner Özcin. Aber der verzog freistehend. Besser machten es auch seine Mannschaftskollegen nicht. Stachnik marschierte – nach einer Krug-Träumerei und Kommunikationsschwierigkeiten – 50 Meter alleine auf Braunsdorf zu und vertändelte, zudem tauchte Braunsdorf bei einer Watzka-Chance entscheidend ab.

Doch nach 76 Minuten war auch der starke Lok-Rückhalt chancenlos. Kittler nahm nach einer Flanke von rechts die Hand zu Hilfe. Der hinter ihm stehende Özcin hätte aus acht Metern einköpfen können. Kittler sah nur Gelb vom umsichtigen Schiedsrichter Wilske, Routinier Hähnge, 18 Bundesligaspiele für Hansa Rostock, netzte ein. “Die Szene muss ich mir erstmal im Fernsehen ansehen”, ließ sich Heiko Scholz keinen Kommentar zu Kittlers Handspiel entlocken, monierte aber das Abwehrverhalten zuvor. “Das geht gar nicht.”

Seine Mannschaft hatte in dieser Phase schon mit den ersten Schwächezeichen zu kämpfen, hatte zu dem Zeitpunkt wenig zuzusetzen und zuvor schon den Tritt verloren. “Der Faden war weg, unsere Kampfzone war zu groß, wir standen einfach nicht mehr kompakt”, so Scholz, der nach einer Stunde Dräger gebracht hatte. Der Neuzugang aus Halle machte eine solide Partie und versuchte in der Schlussphase noch einmal, das Lok-Spiel umzubiegen. Jedoch waren die zahlreichen hohen Bällen auch von Markus Krug in Mittelstürmerposition nicht zu verwerten. Einzig Engler hätte kurz vor Schluss noch das verdiente Remis besorgen müssen.
So bleibt eine weitere Heimniederlage und Ernüchterung nach dem Auswärtssieg in Nordhausen vergangene Woche. “So zu verlieren ist bitter, aber wir dürfen das Fernziel nicht aus den Augen verlieren. Auf dem Weg zum Klassenerhalt werden wir nicht alles verlieren”, so Scholz, der aber allen anwesenden Fans unmissverständlich mitteilte, dass “die Truppe lebt.” Nur einen Rolleder kann er nicht ersetzen. “Wir haben acht bis neun anständige Regionalligaspieler, aber ohne das böse zu meinen: Was dahinter kommt, braucht Zeit. Uns fehlt unter der Woche der Druck im Training. Die betreffenden Spieler wissen meist, dass sie spielen, wenn sie gesund bleiben. Es wäre schön, wenn wir das bald ändern könnten.” Um so vielleicht doch manche Säule ersetzen zu können.

Durch die Niederlage – und dem gleichzeitigen Sieg des ZFC Meuselwitz gegen Hertha II – hat der 1. FC Lok nun vier Punkte Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz. Am kommenden Freitag testet der FCL zu Hause um 18:30 Uhr gegen Rot-Weiß Erfurt und tritt am Sonntag, 12 Uhr, zu einem Blitzturnier in Brandis an, trifft dort unter anderem auf den FSV Brandis (Kreisliga A).
1.FC Lok Leipzig vs. FC Viktoria 1889 Berlin 0:1 (0:0)
Regionalliga Nordost, 13. Spieltag

1. FC Lok Leipzig: Braunsdorf – Scheibe, Krug, Kittler, Logins (58. Dräger) -Seifert, Hildebrandt – Engler, Wendschuch, Grandner – Rolleder (20. Trojandt/ 78. Nika).
FC Viktoria Berlin: Rickert – Austermann, Klippel, Schröder, Ahmetcik – Watzka, Leutloff, Antunovic (73. Hähnge), Stachnik (90. Doymus) – Ergirdi, Özcin (81. Lensinger).

Torfolge: 0:1 Hähnge (76./ Handelfmeter), Schiedsrichter: Wilske, Zuschauer: 2.506 im Bruno-Plache-Stadion, Leipzig.
:
10. FC Viktoria Berlin (13/ 16/ -2)
11. Wacker Nordhausen (13/ 14/ -3)
12. FSV Optik Rathenow (13/ 12/ -6)
13. ZFC Meuselwitz (13 /12/ -11)
14. VfB Auerbach (13/ 12/ -12)
15. 1. FC Lok Leipzig (13/ 8/ -10)
16. Hertha BSC II (13/ 6/ -14).

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