Zum Pokalschlager stehen sich am Samstag um 15 Uhr der 1.FC Lok und RB Leipzig gegenüber. Der Derby-Vorverkauf allerdings ist eher schleppend angelaufen. Bislang gingen gut 5.500 Tickets über den Ladentisch. Damit sich für Lok der Umzug ins Zentralstadion rechnet, müssten rund 7.000 Karten verkauft werden. Die bisherigen Heimspiele der Rasenballer besuchten im Schnitt 12.185 Zuschauer. Beim letzten Derby, am 9. Mai, kamen über 20.000 Besucher.

Bis Ende der Woche könnten die Verkaufszahlen natürlich noch spürbar zulegen. Denn einerseits zog auch bei den letzten Aufeinandertreffen beider Teams der Verkauf am Spieltag noch mal deutlich an. Zudem sollte auch die Scholz-Verpflichtung und der erste Saisonsieg der Blau-Gelben seine Wirkung hinterlassen haben – zumindest bei den Lok-Fans. Ob sich dadurch auch RB-Anhänger locken lassen, scheint eine eher optimistische Annahme. Nach RB-Angaben hatten im eigenen Fanshop bis zum Mittwoch nur 2.500 Karten den Besitzer gewechselt.

Denn Lok sei – so hört man aus Fankreisen – für viele Rasenballisten ein Gegner wie jeder andere. Die Probstheidaer stehen in der Regionalliga auf dem letzten Platz, RB Leipzig auf Rang drei der 3. Liga. Sportlich scheinen die Fronten geklärt, der RB-Sieg gilt für die RB-Fans als sichere Sache. Dennoch blickt mancher RB-Anhang dem Spiel mit gemischten Gefühlen entgegen. Am Rande beider Derbys in der Vorsaison gab es unter der alten Führung bei Lok einige Fans, die es eben nicht lassen konnten, nach dem Spiel Gewalt vor den Sport zu stellen. Im rot-weißen Fanlager werden nun seit der Bekanntgabe der Partie eben jene Bilder bei einigen wieder wach. Hinzu kommt, dass der MDR das Spiel live im Internet überträgt. Reine Event-Fans könnten den Videostream der Stadion-Atmosphäre vorziehen.

Mehr zum Thema:

RB Leipzig vs. 1. FC Lok 0:0 – Friedliche Punkteteilung, friedliche Stimmung + Bildergalerie
Das mit Spannung erwartete Stadt-Derby zwischen RB Leipzig und dem 1.FC Lok kannte keine Verlierer…

1.FC Lok vs. Rasenballsport 1:3 – Die Nummer 1 trägt Rot-Weiß
Rasenballsport Leipzig ist wenig überraschend die Fußballnummer 1 in Leipzig. Die Rot-Weißen schlugen die Blau-Gelben aus Probstheida…

Die Sensation verpasst: Rasenballsport siegt – doch Lok Leipzig wirbt
Der 1. FC Lok hat im Duell gegen Oberliga-Spitzenreiter RB Leipzig mit 0:1 denkbar knapp den Kürzeren zogen. Die Blau-Gelben boten…

Die Polizei zeigt sich hingegen vorbereitet und eher entspannt. Natürlich möchte sie das Aufeinandertreffen von RB- und Lok-Fans möglichst vermeiden. “Zum Spiel am Samstag wird die Polizei so aufgestellt sein, dass ein friedliches, ruhiges Fußballspiel über die Bühne geht”, sagt Pressesprecher Uwe Voigt. “Wir lehnen uns an das bereits erfolgreiche Konzept beim letzten Aufeinandertreffen zwischen RB Leipzig gegen den 1. FC Lok an. Bei diesem Spiel gab es, außer kleineren Rangeleien, keinerlei Vorkommnisse im Stadion und um das Stadion.”

Unterdessen kündigte diese Woche die Fangruppe “Scenario Lok” in einem sozialen Netzwerk ihr Kommen an. Die Supporter möchten sich bereits um 12 Uhr in der Innenstadt auf dem Markt treffen, um gemeinsam zum Zentralstadion zu marschieren. “Das ist keine Aktion des Vereins”, stellt Lok-Präsident Heiko Spauke auf Nachfrage klar.

“Scenario” kassierte nach rechtsradikalen Ausfällen beim Regionalliga-Auftakt in Babelsberg, an denen Gruppenmitglieder beteiligt waren, ein Auftritts- und Erscheinungsverbot. Einzelne Mitglieder erhielten Stadionverbot. Die repressiven Maßnahmen hielt die Fans nicht davon ab, sich bei Auswärtsspielen in Szene zu setzen. Das “Scenario”-Banner ersetzten sie kurzerhand durch eine Zaunfahne mit dem Vereinsnamen.

Mittlerweile lässt Lok Leipzig einen Teil der Gruppe wieder ins Stadion. “Die wollen sich ändern”, sagt Spauke. Das Präsidium hat sich in den letzten Wochen umfassend mit der Thematik auseinandergesetzt. Vorstandsmitglieder stehen mit “Scenario” in regelmäßigem Kontakt. Die Angst vor weiteren Hausverboten sei in Fankreisen groß. “Bei rechten Vereinigungen sind die Leute nach ihren Aussagen alle raus”, so der Lok-Präsident. “Sie wollen den Weg gegen Rassismus mitgehen und uns helfen, den Ruf als Naziverein loszuwerden.”

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Michael Freitag über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar