Auch nach dem fünften Auswärtsspiel der Saison hat der 1. FC Lok keine Punkte im Gepäck. Beim Tabellenzweiten TSG Neustrelitz verloren die Blau-Gelben mit 0:2 (0:1). Den Unterschied zwischen beiden Teams machte die effektivere Chancenauswertung der Gastgeber. Lok zeigte sich spielerisch verbessert, aber im Abschluss nicht tiefgefroren genug. Neustrelitz schaffte damit den achten (!) Sieg in Folge.

Es waren 20 Minuten im Neustrelitzer Parkstadion gespielt, als sich ein alternder Fußballfan auf der Tribüne zu einer Spieleinschätzung bemüßigt fühlte. “Wie ein Tabellenletzter spielt Lok aber nicht”, so der Experte. Ein Satz, den die Blau-Gelben auswärts wie oft gehört haben und trotzdem nicht mal einen Punkt mitnehmen konnten.

Bei seinem Liga-Debüt hatte Heiko Scholz an mehreren Stellschrauben gedreht. Sebastian Seifert und überraschend Armin Kilz spielten im zentralen Mittelfeld, Vadims Logins als Linksverteidiger und vorn stiftete Steve Rolleder Unruhe. Bis zur 20. Minute ähnelte das fünfte Auswärtsspiel des 1. FC Lok auch zum Großteil den vorangegangenen. Ein Unterschied, der die Tabellenpositionen beider Mannschaften ausdrückt, ward nicht gesehen. Im Gegenteil: Schon nach vier Minuten hatte Lok Chancen durch Krug, der beim Schuss wegrutschte, und Rolleder, spitzer Winkel, um in Führung zu gehen.
Die Gastgeber hielten sich mit Torraumszenen zurück, nur einmal tauchte Jovanovic vor Braunsdorf auf. Ansonsten spielte Lok meist zielstrebig und direkt über außen, kombinierte flüssig. Bis sich in der 26. Minute der eine Unterschied zeigte. Krug konnte eine Flanke der Gastgeber nur in die Mitte klären, Skoda drosch den Ball aus 20 Metern volley ins Tor. Marke “Einmal in fünf Jahren”. Braunsdorf war machtlos. “Wieder so ein Sonntagsschuss”, ärgerte sich Krug nach Spielende. Und auch sein Trainer haderte mit dem Gegentor. “So ein Tor kassiert nur der Tabellenletzte”, kommentierte Scholz.

Sein Liga-Debüt ließ auf bessere Zeiten hoffen, Lok blieb dran und hatte weiter die besseren Chancen. Grandner (30.) und Kilz (44.) verpassten es, aus sieben Metern den Ball unterzukriegen. Steve Rolleder zog trotzdem ein positives Fazit: “Die erste Halbzeit war sehr gut und auf Augenhöhe mit vielen Chancen.” Beim Gegentor musste er außerhalb des Spielfelds behandelt werden. Im Kopfballduell hatte der Sturmtank einen Ellenbogen gegen den Hinterkopf bekommen. Trotz Platzwunde spielte der Ex-Chemnitzer im blutverschmierten Trikot weiter, rieb sich auf, war besser im Spiel als noch unter Hänsel. Einzig: Auch das änderte nichts an der Ergebnistendenz. “Das 2:0 war dann der Genickbruch”, so Rolleder.

Das fiel nach 59 Minuten, nachdem Braunsdorf einen Kopfball reflexartig parieren, Jovanovic den Abpraller aus vier Metern aber freistehend unter sein Dach befördern konnte. Fortan konterte Neustrelitz gegen den FCL, der nun aufgemacht hatte und plötzlich Gefahr lief, die Bude vollzubekommen. “Am Ende hätte es auch 3:0 oder 4:0 stehen können”, so Scholz, dem das Grundübel seines Teams eindrucksvoll vor Augen geführt worden war. “Wenn du keine Tore schießt, kannst du nicht gewinnen.” Eine alte Fußballweisheit, der Thomas Brdaric, seit dieser Saison Trainer in Neustrelitz, prompt zustimmte und zugab. “Wir hatten heute auch Glück, dass die Chancenverwertung bei Lok nicht so gut war.”

Während sein Team, das unter Profibedingungen trainieren kann, den achten (!) Sieg in Folge feierte und weiter in der Spitzengruppe mitmischt, muss Lok in den kommenden Spielen gegen die Kellerkinder Plauen (26.10), Nordhausen (3.11) und Viktoria Berlin (10.11) unbedingt punkten. Das weiß auch Scholz, dem davor nicht bange ist. “Wir wussten, dass es harte Arbeit wird und wir werden unseren Weg gehen.” Unterstützung bekam er von seinem ehemaligen Mannschaftskollegen Brdaric. “Mit so einer Leistung steigt Lok nicht ab.” Aber das hat die Truppe mittlerweile genauso oft gehört wie die Einschätzung des alternden Fußballfans auf der Tribüne.
TSG Neustrelitz: Bittner – Novy, Schönwälder, Franke, Kaiser (71. Fomin) – Wunderlich (66. Mandiangu), Hempel, Skoda, Fuchs – Medjedovic, Jovanovic.
1. FC Lok Leipzig: Braunsdorf – Böhne, Krug, Kittler, Logins – Trojandt (52. Engler), Kilz (63. Hildebrandt), Seifert, Grandner – Wendschuch – Rolleder (79. Nika).

Torfolge: 1:0 Skoda (24.), 2:0 Jovanovic (59.), Zuschauer: 1.022 im Parkstadion Neustrelitz.
:
12. FC Viktoria Berlin (9 Spiele/ 9 Punkte/ -2 Tore)
13. Wacker Nordhausen (9/ 7/ -4)
14. ZFC Meuselwitz (9/ 6/ -9)
15. Hertha BSC II (9/ 5/ -9)
16. 1. FC Lok Leipzig (10/ 4/ -10)

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar