Während das Urteil seitens des Schiedsgerichtes zu den Vorkommnissen am 3. August 2013 im Babelsberger Karl-Liebknecht-Stadion noch aussteht, hat sich nun auch der 1. FC Lok erstmals in einer Pressemitteilung zu den Vorfällen geäußert. Deutlich und für so manchen eigenen Fan unbequem. Und dabei erste konkrete Schritte sowie eine Zusammenarbeit mit dem SV Babelsberg 03 angekündigt. Denn dieser müsste als Heimverein nun die deutschlandweiten Stadionverbote für alle Beteiligten einleiten. Bei Lok erhalten alle identifizierten Personen Hausverbot.

Dass der Schaden für den eigenen Verein nach all den bereits unternommenen Bemühungen erneut hoch ist, hat man im Probstheidaer Präsidium längst verstanden. So heißt es in der Erklärung gleich zu Beginn: “Mit großer Bestürzung hat das Präsidium die Vorgänge rund um die NOFV-Regionalliga-Partie SV Babelsberg 03 gegen den 1. FC Lokomotive Leipzig zur Kenntnis genommen. Zum wiederholten Male hat es eine kleine Minderheit geschafft, durch gewalttätige Ausschreitungen und rechtsradikale Sprechchöre das Ansehen des 1. FC Lokomotive Leipzig und der friedlichen Mehrheit seiner Mitglieder und Anhänger nachhaltig zu schädigen.”

Darüber hinaus entschuldige man sich ausdrücklich im Namen des 1. FC Lokomotive Leipzig bei allen Stadionbesuchern, die wegen Fußball im Stadion waren und sich auf ein friedliches Fußballspiel gefreut haben. Warum dies nicht möglich war, schildert der Leipziger Verein aus seiner Sicht so: “Beim Auswärtsspiel des 1. FC Lokomotive Leipzig beim SV Babelsberg 03 waren circa 800 Menschen im Gästeblock. Nach unseren Beobachtungen haben davon circa 20 Personen unmittelbar vor dem Spiel die Zäune im Pufferblock zwischen Gäste- und Heimfans überstiegen und die gewalttätige Konfrontation mit Anhängern des Gastgebers gesucht.”

Diese Aktion ist in einem Netzvideo ausführlich dokumentiert. Weiter heißt es zur ebenfalls offensichtlichen zweiten Aktion in der Erklärung: “In der 67. Minute versuchten dann Personen aus beiden Blöcken, über das Spielfeld beziehungsweise über den Pufferblock zum jeweilig anderen Block zu gelangen. Zudem haben etwa 50 Personen – darunter vor allem diejenigen, die am Blocksturm beteiligt waren – im Gästeblock in unregelmäßigen Abständen über die gesamte Dauer des Spiels rechtsradikale Parolen skandiert.”

Das ist vielleicht wirklich eine neue Art der Offenheit im Umgang der Vereinsführung mit dem braunen Rand ihrer Fans. Denn wozu leugnen, wenn man sich von eben jenen Kräften verabschieden will? Allerdings hat das Lok-Präsidium neben den eigenen Fans auch die der Heimmannschaft im Auge, wenn es an die Fehleranalyse geht: “Erwähnen müssen wir aber auch, dass es aus dem Block der Gastgeber zu gewalttätigen Übergriffen kam: Während des gesamtem Spiels flogen ständig gefährliche Wurfgeschosse in den Gästeblock – dabei wurde eine Frau von einem Eisenhaken am Kopf verletzt. Ihr wünschen wir selbstverständlich gute Besserung!”

Alle beschriebenen Vorgänge im Stadion sind dabei ausreichend dokumentiert. Bilder und Videos gibt es zahllose im Netz.

Doch im Gegensatz zum bisherigen Verlauf der Debatte richtet die Leipziger Vereinsführung dann den Blick rasch auf die eigenen Probleme. Weiter heißt es: “Wir verurteilen die Gewalttaten beider Seiten aufs Allerschärfste. Gewalt hat im Sport und damit in und um Fußballstadien nichts zu suchen. Alle Beteiligten des Blocksturms, die einwandfrei zugeordnet werden können, werden vom 1. FC Lokomotive Leipzig Hausverbot erhalten, die Beantragung eines bundesweiten Stadionverbots muss durch den gastgebenden Verein erfolgen – wir hoffen in diesem Zusammenhang auf eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem SV Babelsberg 03.”

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Konkret könnte dies also heißen: Ziehen hier die beiden Clubs an einem Strang, war es das wohl endgültig für die am Blocksturm beteiligten Personen mit dem Fußballschauen. An Beweisen jedenfalls sollte es nicht mangeln. Der Ausschluss der ermittelten Täter, sofern sie Vereinsmitglieder sind, soll laut dem 1. FC Lok ebenfalls erfolgen. Weitere rechtliche Schritte würde man sich zudem ausdrücklich vorbehalten. Auch zu den Sprechchören einer Gruppe Gästefans gibt es deutliche Worte zum Abschluss.

“Zudem verurteilen wir aufs Allerschärfste die rechtsradikalen Sprechchöre einiger Weniger! Der 1. FC Lok ist in seinem Selbstverständnis ein weltoffener und toleranter Fußballverein, bei dem im Nachwuchsbereich auch die Erziehung der Kinder und Jugendlichen zu gefestigten Persönlichkeiten eine wichtige Rolle spielt. In fast allen Mannschaften – von der Regionalliga-Mannschaft bis zur jüngsten Nachwuchsmannschaft – sind dabei ausländische Mitspieler und/oder Spieler mit Migrationshintergrund Teil der jeweiligen Teams.”

Rechtsradikale Sprechchöre seien somit nicht nur ein Angriff auf die allgemeine Menschenwürde, sondern auch ein Angriff auf Mitspieler und den Verein 1. FC Lok. Noch in dieser Woche wird man sich mit allen Vereinsgremien zusammenfinden, um weitere kurz- und langfristige Maßnahmen zu besprechen und anschließend über weitere Schritte informieren.

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