Der 1. FC Lok muss auf den ersten Saisonsieg warten. Gegen den VfB Auerbach kam der FCL vor 2.417 im eigenen Wohnzimmer Bruno-Plache-Stadion nicht über ein 1:1 (1:0) hinaus. Nach einer begeisternden ersten Halbzeit baute Lok gegen den Mitkonkurrenten um den Nicht-Abstieg stark ab und kassierte den Ausgleich. Schiedsrichter Felix-Benjamin Schwermer hatte in einer hitzigen Partie Mühe den Überblick zu behalten und zeigte noch nach Spielende eine rote Karte. Die Trainer beider Teams zeigten sich nach einer emotionalen Partie jeweils ratlos. "Ich weiß nicht, ob ich mich über den Punkt freuen oder mich ärgern soll", diktierte Auerbachs neuer Trainer Andreas Richter der Presse in den Block.
Nimmt man die erste Halbzeit muss Richter durchaus dankbar sein, dass seine Auerbacher noch mit einem 1:1 nach Hause fahren dürfen. Die Vogtländer fanden 35 Minuten quasi nicht statt, verwandten enorm viel Energie darauf, das rauschende Lok-Spiel zu stoppen. Nach zehn Minuten Beschnuppern hatten die Hausherren die Zügel in die Hand genommen, kamen durch den überraschend startenden Patrick Lunderstädt nach elf Minuten und durch Kapitän Kittler in der 13. Minute zu Chancen. Lok war wacher, spritziger, holte sich die wichtigen Bälle durch viel Laufarbeit und geschicktes Zweikampfverhalten im Mittelfeld und ließ die Vogtländer durch die schnellen Tempogegenstöße kaum atmen. “Wir reden immer viel, nehmen uns viel vor und verteilen Aufgaben. Aber dann passiert das. In der ersten Halbzeit haben wir quasi nicht stattgefunden”, befand Richter anschließend.
Belohnt wurde die starke erste Halbzeit allerdings nur durch ein Tor von Steve Rolleder. Eine Eingabe des leichtfüßigen Felix Bochmann ließ Auerbachs Keeper Dölz vor die Füße des Sturmtanks fallen, der den Ball reinstocherte. Doch gemessen am Aufwand den Lok betrieb, war das eine Tor zu wenig. “Die erste Halbzeit habe wir Auerbach fast schon überrannt, zumindest deutlich beherrscht”, analysierte Lok-Trainer Carsten Hänsel nach dem Spiel. Keiner der Blaugelben, die erstmals in dieser Saison mit zwei Spitzen spielten, fiel ab, der zuletzt schwache Rico Engler mischte im einem von Zweikämpfen geprägten Spiel ebenfalls munter mit, zeigte seine bisher beste Leistung in diesem Jahr.
Doch nimmt man die zweite Halbzeit, kann sich Andreas Richter ärgern. Denn nun hatte sein Team die lange Busreise offenbar vergessen und drängte Lok in die eigene Hälfte zurück. Mit Martin Bocek brachte Richter zur Pause einen erfahrenen “Leuchtturm” für die Offensive, der das Kraut fett machen kann. “Wir waren von Anfang auf ihn eingestellt. Dann kam er und wir schienen plötzlich Angst zu bekommen”, zeigte sich Hänsel selbst verwundert ob des Einbruchs nach einer “begeisternden ersten Halbzeit”. Aber nicht nur Bocek schien die Köpfe der Lok-Spieler auf einmal zu beschäftigen, auch die Härte, das Gift und die Hektik, die nun auf den Platz kamen, schienen dem Lok-Spiel nicht gut zu tun. Nachdem Rolleder in der 53. Minute Auerbachs Kapitän Steffen Vogel am Kopf traf und Vogel nach einer Platzwunde nur mit Turban weiterspielen konnte, war eine Viertelstunde purer Hektik eingeläutet. Auerbach kämpfte und grätschte fortan, griff auch zu unorthodoxen Mitteln.
Als Lok-Verteidiger Sebastian Seifert an der Auslinie klar gefoult wurde und behandelt werden musste, reagierte Auerbachs Trainer mit hämischem Beifall Richtung Seifert. Schiedsrichter Felix-Benjamin Schwermer aus Magdeburg, der fortan im Mittelpunkt stehen sollte, schickte den Missetäter überraschend direkt auf die Tribüne. Mit der Ausbootung Richters kippte das Spiel im nun zum Hexenkessel mutierenden Plache-Stadion vollends. Nun fand Lok kaum noch statt, für die Abwehr um Krug und Muwanga gab es keine Entlastung mehr. Auch der erfahrene Kapitän Kittler tauchte ab und Bocek trat in Erscheinung. Schon nach 47 Minuten strich der erste Kopfball knapp am Tor vorbei, dann verwertete er einen Abpraller frei vor Braunsdorf nicht.
Ein Tor für Auerbach deutete sich an und Marcel Schuch tütete es nach 76. Minuten ein. Dabei nutzte Auerbach den x-ten Lok-Fehler im Spielaufbau zum Gegenstoß, Schuch ließ Krug und Seifert mit einem einzigen Haken ganz alt aussehen und nagelte den Ball in den Giebel.
“Ich wünschte, wir würden mal normale Tore bekommen und keine Tore durch Standards oder Tore der Woche”, klagte anschließend Hänsel, der nach 60 Minuten Patrick Grandner einwechselte. Der reumütig Zurückgekehrte hatte ein paar gute Szenen, aber zum wichtigen Heimsieg konnte auch er Lok nicht verhelfen.
Unrühmlicher Höhepunkt der hitzigen Partie: Nach Spielende zeigte Schwermer Lok-Kapitän Kittler rot. Angeblich soll er den Ball Richtung Schiedsrichter-Assistenten geschossen haben. “In der zweiten Halbzeit haben wir unseren Mut verloren und das Spiel damit aus der Hand gegeben”, konstatierte Hänsel und wusste auch nicht, was er von diesen unterschiedlichen Halbzeiten halten soll. Für Lok geht es mit dem ersten Saisonpunkt im Gepäck am kommenden Sonntag, Anstoß 13:30 Uhr, zum Staffel-Favoriten FSV Zwickau.
1. FC Lok Leipzig: Braunsdorf – Logins, Muwanga, Krug, Seifert – Hildebrandt, Kittler – Bochmann (82. Schulz), Engler (68. Trojandt), Lunderstädt (59. Grandner) – Rolleder
VfB Auerbach: Dölz – Hampf, Vogel, Paul, Rau – Kötzsch (87. Wemme) – Paradies (65. Zurawsky), Jedinak, Hoffmann (46. Bocek) – Sonntag, Schuch
Zuschauer: 2.417
Tore: 1:0 Rolleder (31.), 1:1 Schuch (76.)
Rot: Kittler (Nach Spielende) Unsportlichkeit
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