Aus Raider wurde Twix und aus der Frauen-Abteilung des 1.FC Lok wurde mit Beginn des Monats der Frauenfußball-Verein Leipzig (FFV). Den Beschluss, künftig getrennte Wege zu gehen, hatten Lok-Vorstand und Abteilungsleitung schon vor mehreren Wochen getroffen. Hintergrund war die drohende Insolvenz des Gesamtvereins, der somit finanziell entlastet werden sollte. Darüber, ob für die Übernahme des Zweitliga-Spielrechts Geld floss, hüllen sich beide Vereine in Schweigen.

Der Frauenfußball-Verein Leipzig e.V. gründete sich am 4. April diesen Jahres. Am 17. Mai fand er unter der Kennzeichnung VR 5423 Eintrag in das vereinsregister. Im Vorstand finden sich vertraute Namen wieder. Der ehemalige Lok-Präsident Michael Notzon ist ebenso dabei wie Ex-Lok-Vorstand und Frauenteam-Sponsor Bernd Wickfelder. Der einstige Abteilungsleiter und Trainer Frank Tresp, der frühere Aufsichtsrat Ralf Vogt und Öffentlichkeitsarbeiter Christoph Lippold komplettieren die Führungsriege. Besonderheit: Ämter gibt es im FFV-Vorstand nicht, alle Fünf agieren gleichberechtigt.

Der Verein hat aktuell um die 100 Mitglieder. Er geht mit zwei Frauen- und drei Mädchen-Teams (B-, C- und D-Jugend) in die kommende Spielzeit. Heimstatt des FFV ist der Gontardweg, da er nach wie vor den Status als sächsisches Nachwuchs-Leistungszentrum behält. Die Heimspiele werden auf dem Hauptfeld der angrenzenden Sportschule Egidius Braun ausgetragen. Dort laufen die Mannschaften in roter Spielkleidung auf, während sie auswärts in hellblau antreten. Offizielle Vereinsfarbe ist die Kombination rot-gelb.
Reizpunkt zwischen Lok und dem FFV war im Vorfeld die Übernahme des Zweitliga-Spielrechts für die erste Frauen-Mannschaft. “Verschenkt wird nichts. Uns plagen finanzielle Schwierigkeiten, die behoben werden müssen. Dazu soll der Verkauf der Spiellizenz beitragen. Wir wissen jedoch auch, dass dieser Verkauf nur einen geringen Teil der verursachten Kosten durch den Frauenfussball einbringt. Nur in unserer Lage hilft da jede Einnahme. Das bedeutet aber auch nicht, dass es diese Lizenz zum Schnäppchenpreis geben wird. Einen angemessenen Betrag fordern wir schon.”, hatte sich Lok-Vorstand René Gruschka zu diesem Thema im April auf L-IZ-Nachfrage geäußert. Zahlen nannte er keine. Dieser Zeitung vorliegenden Informationen zufolge, sollen als Verhandlungsbasis jedoch 25.000 Euro aufgerufen worden sein.

Wie dieser Lizenz-Poker konkret endete, bleibt geheim. “Wir haben uns geeinigt. Punkt.”, gab sich FFV-Vorstand Christoph Lippold schmallippig. Fügt aber hinzu: “Alle sind zufrieden”. Auch bezüglich des aktuellen Etats für das Zweitliga-Team tröpfeln die Informationen eher sparsam. “Der Etat ist gedeckt, damit schaffen wir die Saison”, so Lippold, der immerhin durchblicken lässt, dass man sich wohl im Bereich um 200.000 Euro bewegt.

Ein Blick auf Zu- und Abgänge im Spielerkader verrät, dass der FFV mit einer sehr jungen – und preiswerten – Truppe ins Geschehen der 2. Bundesliga eingreifen wird. Die neuseeländische Nationalspielerin Anna Green ist dann ebenso nicht mehr dabei wie die beiden Ungarinnen Erika Szuh und Gabriella Toth. Christin Janitzki wird künftig für Essen auflaufen und Angelina Lübcke zog es zum SC Sand. Neuzugänge kommen ausschließlich aus den eigenen Reihen. Michelle Kessler rückt aus der 2. Mannschaft hoch und aus dem Nachwuchs stoßen Patricia Appel, Laura Birne, Maria Ebersbach, Michelle Förster sowie Natalie Rudenko zum Bundesliga-Kader.

In Sachen Saisonvorbereitung sind die Planungen beim FFV noch in vollem Gange. Fest steht bisher nur, dass am 29. Juli Trainingsauftakt sein wird. Die Liga startet im September wieder, wobei auch hier eine konkrete Terminisierung noch aussteht. Der Rahmenterminplan des DFB sieht den 8. September als ersten Spieltag vor. Der FFV tritt zum Auftakt auswärts beim Sv Meppen an. Erstmals vor heimischem Publikum präsentieren sich die Rot-Gelben eine Woche darauf gegen den Herforder SV.

Mehr Informationen:
www.ffv-leipzig.de

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