Er ist Deutscher Fußball-Amateurmeister geworden, hat ein Jahr in der 2. Bundesliga gespielt und zuletzt mit dem SV Liebertwolkwitz den Aufstieg in die Bezirksliga geschafft. Boris Jovanovic hat als Fußballer mehr erreicht als viele andere. Mittlerweile veranstaltet der 40-Jährige Fußballcamps, damit Kinder weg vom Sofa kommen und auch nicht wie er auf Beton-Bolzplätzen spielen müssen.

Für Fußballfans ist die Sommerpause immer wieder aufs Neue eine Qual: Außer täglich neuen Transferspekulationen und ein paar unbedeutenden Testspielen tut sich im Fußballgeschäft wenig. Auch Boris Jovanovic hat derzeit weniger zu tun, aber aus einem anderen Grund. Der Torhüter hat die Fußballschuhe so gut wie an den Nagel gehängt. “Ich bin zwar noch fit, werde aber auch bald 41”, so der Junggebliebene, der zuletzt für den SV Liebertwolkwitz im Kasten stand und nur noch “in Notfällen” bei einem Verein aushelfen würde.

Stattdessen konzentriert er sich dieses Jahr erneut auf sein neues Kerngeschäft an der Seitenlinie. “Gemeinsam mit meinem Freund Eric Eiselt biete ich wieder Fußballcamps für Kinder an, um Kids eine Alternative zu Computer und Langeweile aufzuzeigen”, so der gebürtige Serbe, der selbst in seinem Heimatland mit dem Kicken anfing.

“Wir spielten in den Ferien bis zu acht Stunden auf dem Bolzplatz unserer Schule. Auf Beton. Ich durfte so lange spielen, bis meine Oma mit dem Stock kam und mich abgeholt hat”, erzählt Jovanovic, der noch immer Kontakt zu seiner Großmutter in Serbien hält, obwohl er schon seit 27 Jahren in Deutschland lebt. In München, wo er mit seinen Eltern von Serbien hinzog, ging die Karrierekurve in Sachen Fußball steil nach oben. “Ich wollte immer Torwart sein, weil mir die Trikots so gut gefallen haben. Die waren quasi karriere-entscheidend, denn ich hatte auch gute Voraussetzung für Basketball oder Leichtathletik”, schmunzelt der 40-Jährige. “So stand ich immer im Kasten und die SpVgg. Unterhaching hat mich eines Tages entdeckt.”

Der Beginn einer spannenden Zeit im Fußballgeschäft in der “Boris”, wie ihn die Fans in Leipzig immer nur riefen, viel erlebt hat. Egal ob Training auf gefrorenen Pfützen wie bei Dynamo Dresden oder Vertragsgespräche mit Armin Veh (“Er wollte mich 1997 zu Greuther Fürth holen, aber bei unserem Treffen war ich ihm zu arrogant!”), Jovanovic weiß Unmengen an Geschichten zu erzählen.
Seit mittlerweile 16 Jahren ist er in Leipzig, entschied sich damals gegen Angebote vom FC St. Pauli (“Da hielt Urgestein Klaus Thomforde), dem 1. FC Köln (“Die holten gerade Andreas Menge!”) oder Eintracht Frankfurt (“An Oka Nikolov kommt man nicht so schnell vorbei.”) und für den VfB Leipzig, der damals aufsteigen wollte. “Ich dachte, hier hatte ich die größten Chancen zu halten.” Und so kam es auch, Jovanovic war in der Rückrunde 1997/1998 Stammtorhüter und stieg mit dem VfB ab und nicht auf.

Nach einem Zerwürfnis mit dem Präsidenten Ralph Burkei wechselte er zu Dynamo Dresden (“Damals eine unglaublich zerrüttete Mannschaft”) und danach in die 1. griechische Liga. Nach weiteren Stationen bei Lipsia Eutritzsch, TuS Leutzsch oder dem VfB Pößneck, landete der Serbe schließlich wieder in Probstheida. Dort machte er unter Mike Sadlo noch ein paar Spiele und wurde dann Torwarttrainer.

“Genau das will ich nun nach dem Ende meiner Karriere auch langfristig tun”, so der studierte Fitness-Fachwirt. Und in der fußballfreien Zeit etwas für die Kinder tun. Für den zweifachen Vater (der Jüngste spielt beim FCL) eine wichtige Sache. “Ich hätte so ein Camp in meiner Jugend gern gehabt. Wir hatten nur jeden Tag unseren betonierten Bolzplatz und heute gibt es viele, die sich nicht bewegen wollen.” Zusammen mit Lok-Jugendtrainer und Ex-U15-Nationalspieler Eric Eiselt kann Jovanovic auf dem Trainingsgelände des FCL üben lassen. Schmale Geldbeutel sind kein Hinderungsgrund. “Wer finanzielle Probleme hat, kommt zu uns und dann lösen wir die im Hinblick auf das Camp”, verspricht er. Eine Woche lang wird zweimal täglich trainiert, dazwischen gibt es Mittagessen, Mittwoch geht’s mal in die SachsenTherme, Freitag zum Minigolfen.

Explizit um die Nachwuchstorhüter wird er sich allerdings nicht kümmern. “Ich mache gern eine individuelle Trainingseinheit im Laufe der Woche, aber ansonsten kümmere ich mich um den spielerischen Bereich, Eric macht das Technische.” Das liegt dem 34-Jährigen eher als dem Torwart, der großen Respekt vor seinem Kompagnon hat. “Für mich ist er der beste Jugendtrainer Leipzigs.” Die Idee zum Feriencamp hatten beide als sie feststellten, dass nicht nur sie im Sommer dafür Zeit hätten, sondern auch auf dem Lok-Gelände nichts los ist. So helfen auch sie, dass nicht allen Fußballfans und -spielern die Pause zu lang wird und der ehemalige Zweitliga-Torhüter gibt etwas von seinem Wissen weiter. Und von seinen Anekdoten.

Mehr im Informationen:
www.fussballcampleipzig.de

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