"Schön hier!", steht auf einem Transparent, das die 500 Preußen-Fans mitgebracht haben. Rasenballisten würden der Phrase gewiss zustimmen. Ihr Team trotzte Liga-Mitfavorit Münster bei glühender Hitze ein 2:2 (1:1) ab. Never change a winning team. Beide Trainer vertrauten auf diese bewährte Formel, als sie in der Kabine die Aufstellung an die Tafel schrieben. Preußen Münster besiegte am 1. Spieltag Wacker Burghausen 3:0, die Rasenballer gewannen 1:0 beim Halleschen FC.
Das emotionale Highlight heute vor dem Anpfiff: Sturm-Ass Stefan Kutschke, der im Sommer zum VfL Wolfsburg wechselte, ließ sich standesgemäß verabschieden. Vom Verein gab’s ein Trikot und ein Portraitbild, von den Fans laute Sprechchöre.
Temperaturen weit jenseits von 30 Grad bereiten den Spielern von RB keine Sorgen. Die Leipziger gestalten das Spiel offensiv. Thiago Rockenbach übernimmt streckenweise die Rolle des dritten Angreifers, lässt sich bei Bedarf aber ins Mittelfeld zurückfallen. In einer starken Anfangsphase schickt Kaiser Frahn steil. Der Kapitän marschiert Richtung Sechzehner und zieht aus 20 Metern stramm ab. Der Ball schlägt unten links ein (6.). Keeper Daniel Masuch steht erst schlecht und sieht danach alles andere als glücklich aus.
Die Westfalen tun sich schwer. Gegen die abgeklärten Rasenballer finden die Preußen kein Kraut. Immer wieder packt Schwarz-Weiß-Grün die Brechstange aus. Als Fandrich nach einer knappen halben Stunde einen Freistoß-Abpraller aus 16 Metern verzieht, können sich die Gäste freuen, nur mit 0:1 hinten zu liegen (27.).
Die Rasenballer sind sich ihrer Sache sicher. Viel zu sicher. Benjamin Siegert nutzt kurz vor der Pause einen Aussetzer der Defensive, um in den Strafraum zu dribbeln. Coltorti hat keine Chance. Der Ausgleich fällt aus dem Nichts (41.).
Nach dem Seitentausch sehen 9.763 Zuschauer ein ausgeglichenes Spiel. Beide Teams setzen auf kontrollierte Offensive. Der letzte, entscheidende Pass wird oft im Keim erstickt. Kammlott (kam 57. für Rockenbach) marschiert über links im Sechzehner zur Grundlinie, wo er für Schulz zurücklegt. Der Mittelfeld-Mann schiebt aus zehn Metern lässig ein (61.). So macht die Hitzeschlacht Spaß.
RB sucht mit der Führung im Nacken die steilen Pässe in die Spitze. Das klappt nur selten, auch weil die Gäste mittlerweile gewarnt sind. Trotzdem erspielen sich die Leipziger mit ihrem schnellen Umschalten bei Ballgewinn ein Chancenplus. Allerdings darf die Abschlussquote gerne noch etwas höher ausfallen.
In der Schlussphase mobilisiert Münster die letzten Reserven. Die Westfalen gehen nun mit höchster Aggressivität in die Zweikämpfe. Überflüssige Fouls sind die Folge. Das Risiko zahlt sich aus. Krohne köpft eine Hereingabe in Coltortis Kasten, die Ultras entfachen einen grünen Bengalo (78.). Zorniger bringt Offensiv-Mann Thomalla für Rechtsverteidiger Müller (80.). Der Hüne trägt als “Zehner” seinen Teil dazu bei, das Remis über die Zeit zu retten, setzt offensiv aber keine herausragenden Akzente mehr.
“Für die Bedingungen war das ein gutes Spiel”, meinte Zorniger. “Wir können mit dem Punkt sehr zufrieden sein”, resümierte Preußen-Coach Pavel Dotchev. “Wir haben in der 6. Minute das Gegentor kassiert, obwohl ich die Mannschaft gewarnt hatte, dass wir mit Druck rechnen müssen.”
Die Rasenballer empfangen am 2. August im DFB-Pokal den FC Augsburg (Anstoß: 20:30 Uhr). Am 10. August reisen die Leipziger in der 3. Liga nach Burghausen.
Rasenballsport Leipzig: Coltorti – Müller (80. Thomalla), Hoheneder, Willers, Jung – Fandrich (68. Judt), Kaiser, Schulz – Rockenbach (57. Kammlott) – Poulsen, Frahn.
SC Preußen Münster: Masuch – Siegert, Schmidt, Kühne (64. Halet), Hergesell – Bischoff, Truckenbrod – Piossek, Kara (72. Krohne), Grote – Taylor (86. Muhovic).
Torfolge: 1:0 Frahn (7.), 1:1 Siegert (41.), 2:1 Schulz (61.), 2:2 Krohne (79.). Schiedsrichter: Thorsten Schriever (Dorum). Gelbe Karten: Fandrich, Kammlott (beide Rasenball), Kühne, Schmidt, Halet, Krohne (alle Münster). Zuschauer: 9.763 im Zentralstadion Leipzig.
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