Drama, Baby, Drama! Die Fans von Regionalligist RB Leipzig erlebten am Sonntag einen waschechten Aufstiegsthriller. Spaß, Spannung und jede Menge Nervenkitzel inklusive. L-IZ.de hat die rund 2.500 Rasenballisten nach Ostwestfalen begleitet.
Für den harten Kern beginnt der Trip früh um zehn vor acht. 900 Fans düsen mit einem Sonderzug Richtung Westen. Viele sind bereits um 6:15, zur verabredeten Treffzeit, am Hauptbahnhof. Nicht wenige haben nur ein paar Stunden geschlafen oder gleich die Nacht durchgemacht. Dass sie in Lotte ein Wechselbad der Gefühle erwarten wird, ahnen die RB-Supporter noch nicht.
Der Zug ist halbwegs komfortabel. Ausrangierte Waggons aus den Siebzigern, bequeme Polstersitze, Party- und Barwagen. Die Stimmung ist euphorisch. Die Rasenballer hatten das Hinspiel 2:0 gewonnen. Alle rechnen mit einer sicheren Aufstiegssause.
Weil in Lotte keine Züge mehr halten, fährt der Fan-Express ins 15 Kilometer entfernte Lengerich. Von dort karren Shuttle-Busse die Zugreisenden fast bis zum Gästeblock. Die letzten 300 Meter dürfen die Rasenballisten zu Fuß absolvieren – über einen Feldweg.
Das Stadion entpuppt sich als eng gebautes Kleinod. Vor den Toren die ersten Pöbeleien. Nicht nur Lotter Fans sind gekommen, um die Sportfreunde anzufeuern. Aus dem Osten nehmen 20 – 30 finstere Gestalten in der Heimkurve Platz, die sich auf der Gegengeraden befindet. Direkt an der Grenze zum RB-Block geben “Fans” vom 1. FC Lok, Halleschem FC und Dynamo Dresden ihre Visitenkarte ab, etwa indem sie Gegenstände auf das Spielfeld werfen, eine Werbebande vom Zaun stoßen und rechte Parolen intonieren.
Das Spiel verläuft dramatisch. Die Entscheidung fällt erst in der Verlängerung Kutschke verwandelt den fälligen Elfmeter, nachdem Keeper Buchholz im Sechzehner Schulz von den Beinen geholt hat (110.). “Das ist es!”, brüllt der 25-Jährige, der im Sommer zum VfL Wolfsburg wechselt. Lotte jetzt wegen der Auswärtstorregel quasi chancenlos und kräftemäßig am Ende. Die Fans singen euphorisiert: “Vierte Liga war schön. Zeit für uns zu gehen!”
Der befürchtete Platzsturm bleibt aus. Die Rasenballisten sind brav und verlassen nach dem Abfeiern der Mannschaft artig den Block. Auf der Rückfahrt stoppt der Sonderzug kurz nach Abfahrt noch einmal im Tecklenburger Land. Spieler und Trainer steigen zu, um mit den Fans den Aufstieg zu feiern. Das Paderborner Bier fließt in Strömen. Manche Relegationshelden lassen es sich nicht nehmen, sich bei allen Mitreisenden einzeln für die tolle Unterstützung zu bedanken. Eine schöne Überraschung. Die Kunde verbreitet sich dank Facebook wie ein Lauffeuer.
Als der Zug gegen 22 Uhr am Leipziger Hauptbahnhof eintrifft, warten bereits rund 200 Daheimgebliebene und Autofahrer auf ihre Aufstiegshelden. Eine Blaskapelle spielt auf, Bastian Schulz übt sich an einer Tröte. Und wieder singen die Fans, viele bereits sichtlich erschöpft: “Vierte Liga war schön…”
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