Seit sich 2007 die erste Frauen-Fußballmannschaft beim SV Eintracht Leipzig Süd (ELS) gegründet hat, folgte Aufstieg um Aufstieg. Jedes Jahr ging es eine Klasse nach oben und so kletterte man in der Saison 2011/12 bis in die Regionalliga hoch. Damit ist ELS aktuell die zweite Macht im Leipziger Frauenfußball. Das Spieljahr in dieser dritthöchsten Liga schloss das Team auf einem starken 5. Platz ab. Im Interview mit L-IZ.de zieht ELS-Coach Sebastian Popp ein Saisonfazit.

Das erste Mal in der Vereinsgeschichte kein Aufstieg für die ELS-Frauen, wirklich unzufrieden sind Sie mit Regionalliga-Platz 5 aber sicherlich nicht, oder?
Wir sind als Aufsteiger mit der Zielsetzung Klassenerhalt in die Saison gestartet. Dass wir uns letztendlich sogar in der vorderen Tabellenhälfte etablieren konnten, stimmt uns sehr zufrieden. Wenn man dann noch die beiden Titel der Hallenlandesmeisterschaften im Fußball und Futsal mit in die Rückschau einbezieht, blicken wir auf eine erfolgreiche Saison zurück. Lediglich im Sachsenpokal sind wir mit dem frühen Ausscheiden gegen den Chemnitzer FC leider unter unseren Möglichkeiten geblieben.

Ab welchem Spieltag war Ihnen bewusst, dass Ihre Mannschaft in der Regionalliga tatsächlich eine gute Rolle spielen kann?
Ich war mir tatsächlich vor der Saison unsicher, wie sich unsere Mannschaft in der 3. Liga einfinden würde, da der Qualitätsunterschied zwischen Landesliga und Regionalliga schon beachtlich ist. Als wir das zweite Saisonspiel bei der individuell stark besetzten Mannschaft des Halleschen FC mit 3:2 gewinnen konnten, wurde mir bewusst, welche Fortschritte unser Team im taktischen und läuferischen Bereich bereits gemacht hatte. Nur 6 Monate zuvor hatten wir ein Testspiel gegen den HFC noch mit 5:2 verloren.

Was waren im Lauf der Saison die besonderen Stärken Ihres Teams und woran gilt es noch zu feilen?
Ich denke, dass unsere Stärken vor allem in der Spielintelligenz und der taktischen Disziplin des Teams liegen. Hinzu kommt die Erfahrung und die individuelle Klasse von einigen Spielerinnen, die bereits höherklassig gespielt haben. Verbesserungsbedarf sehe ich vor allem im Zweikampfverhalten, bei der körperlichen Präsenz des Teams und einer gewissen Cleverness und Robustheit, die man in der Regionalliga benötigt. Des weiteren müssen wir in der neuen Saison unsere Formschwankungen in den Griff bekommen und einfach beständig die gute Leistung zeigen, zu der wir im Stande sind.
Wie werden nun die Ziele für das kommende Jahr aussehen, ist Verein und Umfeld schon stark genug für eine Attacke auf die 2. Bundesliga?
Ich glaube nicht, dass wir von der 2. Bundesliga träumen sollten. Unser Ziel muss es sein, die solide und seriöse Entwicklung der Frauen- und Mädchenabteilung weiter fortzuführen und unser Umfeld beständig zu verbessern. Dies betrifft verbesserte Trainingsbedingungen, die Erweiterung unseres Sponsorenpools und die Spezialisierung unseres Funktionsteams. So wird es in der neuen Saison beispielsweise einen neuen Torwarttrainer, einen Teammanager und einen Sportpsychologen für die Regionalligamannschaft geben. Auch im Nachwuchs werden wir noch besser aufgestellt sein und eine B-Juniorinnen Großfeldmannschaft für den Spielbetrieb anmelden.

Wenn wir es schaffen, als Team noch homogener und beständiger aufzutreten, könnte ich mir als Zielsetzung einen Platz unter den ersten 3 Mannschaften vorstellen. Dabei ist aber entscheidend, dass alle Leistungsträger dem Verein treu bleiben und wir uns noch punktuell auf der einen oder anderen Position mit erfahrenen und ehrgeizigen Spielerinnen verstärken können.

Denken Sie, dass die Ausgliederung der Frauenabteilung des 1.FC Lok zukünftig Auswirkungen auf die Rangfolge in der Stadt haben könnte? Und inwieweit steht zu befürchten, dass auch die ELS-Frauen ein ähnliches Schicksal ereilen könnte?
Ich hoffe, dass die Ausgliederung dazu führt, dass der Frauenfußball die Aufmerksamkeit bekommt, die er verdient und dass der FFV Leipzig sich schnell einen guten Stand in der Region erarbeiten kann. Auf die von Ihnen angesprochene “Rangfolge” wird das meiner Ansicht nach keinen Einfluss haben, denn wir haben bei weitem nicht die Möglichkeiten, die der FFV Leipzig als Leistungszentrum mit finanzkräftigen Sponsoren im Hintergrund hat.

Ich denke, unseren Verein macht vor allem die familiäre Atmosphäre in Verbindung mit ambitionierten breitensportlichen Zielen aus, dies wollen wir auch so beibehalten. Da unser Verein und unser Vorstand hinter unseren Zielen und unserer Philosophie stehen, denke ich, dass ein ähnliches Schicksal wie beim 1. FC Lok nicht zu erwarten ist. Eine Veränderung der “Rangfolge” in der Stadt kann ich mir somit ehrlich gesagt nur vorstellen, wenn RB Leipzig das Thema Frauenfußball mittelfristig in die Hand nehmen sollte.

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