Die Mitglieder der SG Leipzig Leutzsch (SGLL) sollen über die Änderung des Vereinsnamens befinden. Nach Wunsch des Vorstands läuft der Sechstligist künftig als "SG Sachsen Leipzig" auf. Offenbar erhoffen sich Funktionäre mit der Anlehnung an den Namen ihres insolventen Vorgängers bessere Vermarktungschancen. Eine angekündigte Sonderumlage hingegen könnte neben der Refinanzierung der Umbenennungskosten auch aus den roten Zahlen heraushelfen.
Am 31. Mai soll die Vereinsbasis über den neuen Namen abstimmen. Die ordentliche Mitgliederversammlung findet dieses Jahr im Kulturhaus “Sonne” in Schkeuditz statt. Der Name der Lokalität könnte Programm sein. Schließlich sah die Sportgemeinschaft bisher mehr Schatten als Licht. Probleme mit rechtsradikalen Fans zu Saisonbeginn, abkömmliche Jugendspieler und der Dauerzwist mit dem Traditions- und Stadtteilrivalen BSG Chemie bestimmten bislang große Teile des Vereinslebens.
Hinzu kommen finanzielle Sorgen. Dass sich Präsident Jan Hoppe selbst auf schriftliche Nachfrage hin nicht zu den anstehenden Themen Sonderumlage und Umbenennungsabsichten äußern wollte, ist ein weiteres Indiz für die Probleme, die sich durch die junge Vereinshistorie ziehen. Zwar spielt die SG Leutzsch derzeit den höherklassigeren Fußball als die Chemiker. Doch weil sich beide Vereine den Alfred-Kunze-Sportpark teilen, kracht es regelmäßig im Leutzscher Holz. Einziger Lichtblick bislang ist ein offenbar gut dotierter Sponsoring-Vertrag mit einem Lörracher Solarzellenvermittler, der in sächsischen Breiten noch eine unbekannte Größe ist.
Doch noch liegen weitere ungeklärte Fragen im Weg hin zu einem geordneten Vereinsleben im Leutzscher Holz. Schwebend nach wie vor der Vorwurf seitens der BSG Chemie gegen den SGLL-Schatzmeister Jamal Engel, dieser könnte die Betriebskostenabrechnung frisiert haben, um unrechtmäßig Gelder auf Kosten der BSG in die Taschen seines Clubs zu wirtschaften. Weil sich die Leutzscher bisher im Recht wähnen, bereiten die Chemiker gegenwärtig eine Strafanzeige vor.
Die angekündigte Sonderumlage hingegen lässt alte Zeiten wieder ins Gedächtnis kommen. Der Vorläufer der SG Leipzig-Leutzsch, der FC Sachsen, ging zwei Mal insolvent, wurde schließlich von Insolvenzverwalter Heiko Kratz liquidiert. Ein hoffnungsloser Patient, dessen Name wie kaum ein Zweiter im sächsischen Fußball für Inkompetenz, Misswirtschaft und Kungelei stand. Charakterzüge, die manch Leipziger längst bei der SG Leutzsch identifiziert haben möchte.
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Nach Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs ist eine Sonderumlage, wie sie die SGLL-Vorstände nun planen, nur zulässig, wenn von ihr der Fortbestand des Vereins abhängt. Der FC Sachsen griff in seiner letzten Regionalligasaison 2009/10 zu dieser Ultima Ratio, um den Spielbetrieb abzusichern. Andernfalls hätte der Absturz in die völlige Bedeutungslosigkeit gedroht. Dass seine Sanierung scheitern würde, konnten die Mitglieder damals freilich nicht ahnen.
Mit der jetzigen Sonderumlage soll die Basis die Kosten der Umbenennung refinanzieren. Die Rede ist von 100 Euro pro Mitglied. Kinder und Jugendliche zahlen die Hälfte. Insgesamt könnte so bei geschätzten 300 Leutzschern eine fünfstellige Summe zusammengetragen werden. Nun wäre die SG Leutzsch nicht der erste Verein, der seinen Namen ändert, was die Frage aufwirft, ob die Sonderumlage nur für die Umbenennung aufgewendet werden soll.
So taufte die BSG Chemie 2011 ihr “B” von Ballsportgemeinschaft in Betriebssportgemeinschaft um. “Das hat uns etwa 100 Euro gekostet”, erzählt Geschäftsführer Henry Aulich. Ein neues Klingelschild und Briefbögen und das war es schon fast.
Umso bezeichnender, dass sich der SGLL-Vorstand von den Mitgliedern entlasten lassen möchte, ohne bislang gründlichen Einblick in die finanziellen Situation zu geben. Bereits im Vorjahr hatte Vorstand Jamal Engel einem interessierten Fan den Einblick in den Jahresabschluss verweigert. Obwohl er laut Vereinsrecht dazu verpflichtet gewesen wäre.
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