Das mit Spannung erwartete Stadt-Derby zwischen RB Leipzig und dem 1.FC Lok kannte keine Verlierer. RB wird den - trotz Überlegenheit - verpassten Sieg verkraften können, hatte man doch am Vorabend, ohne selbst aktiv werden zu müssen bereits die Meisterschaft perfekt gemacht. Lok Leipzig hingegen kann richtig stolz sein auf das torlose Remis, denn gegen den Favoriten spielten die Blau-Gelben lange Zeit nur zu zehnt.
Beide Teams waren im Vorfeld heiß auf das Derby. Die Rasenballer, weil sie ihren Fans nach dem gestrigen Gewinn der Meisterschaft auf dem Sofa eine gute Show bieten wollten. Die Probstheidaer brauchten für die Mission Klassenerhalt jeden Punkt und sannen zudem auf Wiedergutmachung. Denn im Hinspiel im September 2012 hatte Lok gegen RB mit 1:3 den Kürzeren gezogen. Das Spiel elektrisierte seit Tagen die Leipziger Fans. Immerhin 20.348 Zuschauer fanden schließlich den Weg ins Zentralstadion und entfachten eine Atmosphäre, die eines Derbys jederzeit würdig war. Beide Fanszenen präsentierten beim Einlaufen der Teams bunte Choreografien samt der üblichen Nickeligkeiten.
Die Trainer Alexander Zorniger und Marco Rose vertrauten beide auf die Formationen, die sie schon vergangenes Wochenende auf’s Feld schickten. Lediglich der Einsatz von Ronny Surma überraschte. Der Lok-Verteidiger klagte am Sonntag nach dem Halberstadt-Spiel über einen dicken Knöchel.
Beide Mannschaften starteten beherzt in die Partie. Die Devise: Kein Abtasten, sondern Kampf mit offenem Visier. Die technisch überlegeneren Rasenballer nahmen ihre Favoritenrolle an und erkämpften sich im ersten Durchgang mehr Spielanteile. Die Probstheidaer beschränkten sich – im Gegensatz zu vielen anderen Gästeteams – nicht auf das Anrühren von Beton, sondern spielten nach Balleroberung flink nach vorn. Spätestens nach 13 Minuten – Theodosiadis setzte sich im Sechzehner läuferisch gegen Manndecker Hoheneder durch, schießt jedoch daneben – war den Rot-Weißen klar, dass Lok sein Glück im offenen Schlagabtausch suchen würde.
Das Chancenübergewicht erarbeitete sich jedoch RB, das bis zum Seitenwechsel mit einem halben Dutzend Hochkarätern für beste Regionalliga-Unterhaltung sorgte. Die beste Szene: Ein gefühlvoller Rockenbach-Freistoß aus 18 Metern, der sein Ziel nur knapp verfehlte und am Außennetz landete. Die Fans taten ihr Übriges, peitschten ihre Teams immer wieder nach vorn. In der 21. Minute ein Schreckmoment für alle RB-Fans: Goalgetter Daniel Frahn humpelte nach zwei harten Zweikämpfen verletzt vom Feld. Erste Diagnose: Innenbandanriss.
Nach Wiederanpfiff erhöht RB den Druck. Die “Loksche” igelte sich gezwungenermaßen in der eigenen Hälfte ein und lauerte auf Konter. Eigene Standards verschafften der blau-gelben Hintermannschaft Luft zum Durchatmen, aber kein Tor. In der 66. Minute setzte Kevin Kittlers Nervenkostüm kurzzeitig aus. Weil er nach einem Foul die falschen Worte an den Schiedsrichter richtete, sah der Abwehrmann die Ampelkarte. “Ich bin nett geblieben”, hatte er die Situation offenbar anders wahrgenommen als der Referée.
Die Rasenballer erspielten sich derweil bis zur 60. Minute eine handvoll sehenswerter Chancen. Doch dann schien das Spiel in sich selbst zu verharren. Kein Spieler wusste eine gute Viertelstunde lang einen nennenswerten Akzent zu setzen. Dagegen häuften sich die kleinen Nickeligkeiten, die zu einem Derby nicht nur auf den Rängen wohl dazugehören. Erst in der 77. Minute brennt vor Gängs Lok-Kasten wieder die Luft. Der eingewechselte Röttger köpft eine Ecke um Zentimeter über die Latte. Morys trifft nach Hereingabe über links – ebenfalls per Kopfball – den Pfosten (82.). Die Probstheidaer scheinen die Nullnummer, die für die Rose-Elf ein Achtungserfolg wäre, nun über die Zeit retten zu wollen. Rot-Weiß jedoch spielt weiter auf Sieg. Spätestens bei Keeper Gäng war allerdings Endstation.
Im Stadion blieb die Lage bis zum Abpfiff friedlich. Am Ende hatten alle Grund zu jubeln: RB Leipzig feierte die Regionalliga-Meisterschaft und die “Loksche” bejubelte einen hart erkämpften Achtungserfolg. “Die Jungs haben großartig gespielt”, lobte Marco Rose seine Elf. “Wir haben ein richtiges Derby gesehen mit allem, was dazugehört. Beide Mannschaften sind an ihr Limit gegangen.” Zorniger war weniger zufrieden. “Wir haben im Mittelfeld zu wenig Druck ausgeübt”, beklagte der RB-Coach, der heute mit der Abschlussschwäche seines Teams haderte. “Eine der Chancen muss einfach rein.”
Bereits am Wochenende steht wieder Regionalliga auf dem Programm. Die “Loksche”, deren Luft zum gefürchteten Abstiegsplatz nun auf 9 Punkte angewachsen ist, dampft am Samstag zum VfB Auerbach. Die Rasenballer empfangen am Sonntag den FSV Zwickau. Beide Partien werden um 13:30 Uhr angepfiffen. Die Probstheidaer werden im Vogtland auf die gesperrten Kittler und Theodosiadis verzichten müssen. Die Leipziger zittern um Kapitän Frahn, dürfen sich aber auf die Rückkehr von Schlussmann Coltorti freuen.
RB Leipzig: Bellot – Müller, Hoheneder, Franke, Schinke (67. Heidinger) – Fandrich, Kaiser, Schulz (73. Röttger) – Rockenbach – Kutschke, Frahn (C, 21. Morys). Trainer: Alexander Zorniger.
1. FC Lok Leipzig: Gäng – Seifert, Kittler, Surma, Werner (C) – Grandner, Hildebrandt, Spahiu (79. Seipel), Theodosiadis (89. Oechsner) – Rolleder (68. Saalbach), Schulz . Trainer: Marco Rose.
Schiedsrichter: Eugen Ostrin (Eisenach). Gelbe Karten: Kutschke, Hoheneder (beide Rasenball), Werner, Kittler, Grandner, Surma, Theodosiadis (alle Lok). Gelb-Rot: Kittler (66./ Schiedsrichterbeleidigung). Zuschauer: 20.348 im Zentralstadion Leipzig.
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