RB Leipzig ist Sachsen-Pokalsieger 2013. Die Leipziger setzten sich gegen Drittligist Chemnitz mit 4:2 (1:2) durch. 16.864 Zuschauer erlebten einen fesselnden Pokalfight, in dem die Rasenballer zwei Mal in Rückstand gerieten. Späte Treffer von Röttger (81.) und Morys (88.) brachten die Entscheidung zu Gunsten der Leipziger.
Nicht zuletzt, weil dem Sieger die Teilnahme am DFB-Pokal winkte, schickten beide Trainer ihre besten Teams auf’s Feld. Die Rasenballer Abwehr hatten die Ausfälle von Sebastian und Judt zu kompensieren. Mangels Alternativen griff Trainer Alexander Zorniger auf die Dienste von Mittelfeldmann Sebastian Heidinger zurück, der die linke Außenbahn übernahm.
Die Himmelblauen nutzten die vermeintliche Schwäche nach wenigen Minuten eiskalt aus. Angriff über rechts, auf Strafraumhöhe eine flache Hereingabe, der Ball rutscht an den RB-Verteidigern vorbei zu Makarenko, der aus wenigen Metern einnetzt. Coltorti ohne Chance. Die Leipziger machen sofort Dampf, spielen mutig nach vorne und liefern sich mit dem Drittligisten einen Pokalfight auf Augenhöhe. Je weiter die Halbzeit voranschreitet, desto mehr geraten die Chemnitzer ins Schwimmen.
Würde Fußball nach Haltungsnoten entschieden, hätten die RB-ELf zur Pause haushoch vorn gelegen. Das Trio Rockenbach/ Kammlott/ Kutschke überrollte die Chemnitzer Hintermannschaft ab der 25. Minute wie ein Orkan. Als Rockenbach in der 39. Minute das Leder endlich an CFC-Keeper Pentke vorbei ins Gehäuse hebt, steht es nach Großchancen bereits 6:2 für Leipzig. Die Himmelblauen dürfen froh sein, dass Minuten später Kaisers Distanzschuss von ihrem Schlussmann knapp über’s Tor gelenkt wird (43.).
Kein Regisseur der Welt hätte sich eine bessere Dramaturgie ausdenken können. Als die Gäste angezählt in den Seilen zu hängen scheinen, steht ihr Torjäger Anton Fink wie aus dem Nichts frei vor Coltorti. Für den Knipser die leichteste aller Übungen. Der CFC liegt wieder in Führung (44.). Zornigers Pausenansprache: “Wir spielen exakt so weiter wie bisher.”
Nur Minuten nach Wiederanpfiff darf Pentke wieder hinter sich greifen. Kammlott hatte eingenetzt, das Stadion bebt. Doch Schiri Lutz Rosenkranz entscheidet auf Stürmerfoul (48.). Keine Frage. RB brennt auf den Pokalsieg. Die Chemnitzer übernehmen nur selten die Initiative, weisen aber die bessere Chancenverwertung auf und gehen beherzter in die Zweikämpfe.
Die Leipziger müssen sich nun jede Gelegenheit hart erarbeiten. Kaisers Freistoß, eine gedachte Flanke, verfehlt aus 20 Metern knapp das lange Eck (58.). Auf der anderen Seite können die Himmelblauen die RB-Abwehr samt Coltorti ausschalten, doch Heidinger klärt Makarenkos Schuss Zentimeter vor der Linie (65.). Vielleicht die Schlüsselszene der Partie. Denn nun wendet sich das Blatt zu Gunsten der Gastgeber. Erst hämmert Schulz den Ball aus 16 Metern an die Latte (69.). Schließlich schlägt die Stunde von Fabian Franke. Der Innenverteidiger bekommt das Leder nach Kurzpässen im himmelblauen Sechzehner vor die Füße und netzt links unten zum Ausgleich ein (70.).
Die Rasenballer treten jetzt wie ein souveräner Drittligist auf. Ein Klassenunterschied? Nicht zu sehen. Insofern bemerkenswert, weil der CFC seit zwei Jahren zum oberen Drittel der Liga gehört. Die Leipziger drängen auf die Führung. Rechtsverteidiger Müller probiert sein Glück flach aus 17 Metern, doch diesmal ist Pentke zur Stelle (72.).
Die Schlussphase lebt von der Spannung, auch weil sich Coltorti wenige Meter links vor dem Kasten im Duell gegen Jansen einen bösen Schnitzer erlaubt (79.). Der Chemnitzer kann den Ball nicht verwerten. Leipzig kontert. Über Kutschke. Der scheitert an Pentke. Der Ball wandert zu Franke. Der Verteidiger vergibt erneut, doch die Szene bleibt brenzlig. Röttger ist an der Reihe, wartet kurz, legt sich den Ball in Ronaldinho-Manier, zieht aus 18 Metern ab. Die Arena explodiert im kollektiven Freudentaumel (81.).
Die Himmelblauen müssen nun reagieren, möchten sie den Pokal zurück nach Hause nehmen. Chemnitz drückt, hat Chancen. Doch Matthias Morys macht in der 87. Minute, als Pentke einen RB-Freistoß nicht kontrollieren kann, alles klar (88.). Sofort verlassen erste Gästefans, rund 3.000 sind gekommen, enttäuscht das Stadion. Den Leipzigern ist der erste “Big Point” der Saison nicht mehr zu nehmen. Bedeutet: Die Rasenballer treten im August im DFB-Pokal gegen einen Proficlub an. Die Fans skandieren: “Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin.”
Während die Nachspielzeit läuft, ziehen sich die Auswechselspieler die obligatorischen Pokalsieger-Shirts über. Als Rosenkranz um 21:19 Uhr abpfeift, liegen sich Kicker, Trainer und Betreuer in den Armen. Die Chemnitzer versinken derweil enttäuscht auf der Wechselbank oder ziehen sich in die Katakomben zurück.”Wir sind optimal ins Spiel gekommen, aber haben aus der Führung zu wenig gemacht”, resümiert CFC-Coach Gerd Schädlich. “RB hat verdient gewonnen.” Zorniger freute sich. Und gratulierte fair seinem Kollegen: “Es hat Spaß gemacht, zuzuschauen. Gratulation zu einem großartigen Finale deiner Truppe.”
Friedlich ging es übrigens auch rund ums Zentralstadion zu. Die Polizei registrierte keine besonderen Vorkommnisse.
RB Leipzig: Coltorti – Müller, Hoheneder, Franke, Heidinger – Röttger (C, 89. Röttger), Kaiser, Schulz – Rockenbach (83. Ernst) – Kutschke, Kammlott (67. Morys).
Chemnitzer FC: Pentke – Birk, Hazaimeh, Bankert, Le Beau (82. Förster) – Sträßer (C), Jansen – Makarenko (74. Landeka), Kegel, Pfeffer – Fink.
Torfolge: 0:1 Makarenko (7.), 1:1 Rockenbach (39.), 1:2 Fink (44.), 2:2 Franke (70.), 3:2 Röttger, (81.), 4:2 Morys (87.). Schiedsrichter: Lutz Rosenkranz (Plauen). Gelbe Karten: Kutschke, Schulz (beide Rasenball), Birk (Chemnitz). Zuschauer: 16.864 im Zentralstadion Leipzig.
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