RB Leipzig vs. VFC Plauen 2:2: Leipziger am Rande der Pleite

Vogelgezwitscher, Temperaturen diesseits des Gefrierpunkts und der würzige Geruch frischen Grases können nur eines bedeuten. Der Frühling hat in Leipzig an die Tür geklopft. Sehr zur Freude von 5.269 Zuschauern im Zentralstadion. Im Auftsiegsrennen mussten RB derweil Federn lassen. Gegen den VFC Plauen kam der Liga-Krösus nicht über ein 2:2 (1:0) hinaus.

Zuerst die guten Nachrichten. Erstens: Erstmals können in der Rückrunde alle Spiele eines Spieltags angepfiffen werden. Zweitens: Germania Halberstadt trotzte Verfolger CZ Jena am Samstag ein Remis ab (1:1). Drittens: Der Rasen gleicht keinem Kartoffelacker mehr, sondern “nur” einem zerschlissenen Teppich. Viertens: Winter-Transfer Matthias Morys kann Tore schießen. In der 27. Minute landet ein langer Ball aus dem Mittelfeld vor den Füßen des Stürmers. Der 26-Jährige überläuft einen Verteidiger und umspitzelt Keeper Person. Das Zentralstadion jubelt.

Die Fans wissen, dass Trainer Alexander Zorniger immer für Überraschungen gut ist. Gegen die Vogtländer durfte Edel-Reservist Timo Röttger von Beginn spielen. Umut Kocin rückte auf die defensive Linksaußen-Position, weil Fabian Franke in der Innenverteidigung für den angeschlagenen Tim Sebastian aushelfen musste.

Die Rotation verlieh den Leipzigern heute keine Flügel. Die Viererkette erweckte den Eindruck, als ob sie die vergangene Nacht im Club L1 Party gemacht hat. Obendrein hatte Dominik Kaiser nicht seinen besten Tag erwischt. In der 38. Minute kam, was kommen musste. Wild flankt von rechts über alle Köpfe hinweg zu Knoll, der den Ball gegen die Laufrichtung Coltortis in Richtung Tor kickt. Glück für Leipzig: Der Pfosten ist ein Rasenballer, lenkt das Leder vom Kasten weg. Jetzt reagiert Zorniger. Momente vor dem Pausenpfiff bringt der Fußball-Lehrer Rockenbach und Ernst. Fandrich (schlechte Leistung) und Hoheneder (Verletzung) dürfen unter die Dusche (43.).”Zum Fußball gehört, dass man sich bewegt und Einsatz zeigt”, erklärte Zorniger wütend.
Die Pausenpredigt fiel dementsprechend deftig aus. Nach dem Seitentausch machte das Spiel der Gastgeber einen geordneteren Eindruck. Bis zur 56. Minute. Nach einer Ecke und anschließendem Abstimmungsproblem in der Hintermannschaft bugsiert Plauens Zimmermann den Ball über die Linie. Die Leipziger agieren in der Folge kämpferisch, die Fans blasen mit der Trompete zur Attacke. Hilft aber nichts. Zimmermann kontert in 68. Minute Leipzigs Defensive aus und vernascht Coltorti. Wie im Hinspiel müssen die Rasenballer einen Rückstand hinterher rennen.

Während die Fans auf den teuren Plätzen das eigene Team auspfeifen, zieht Zorniger das letzte Ass aus dem Ärmel. Kutschke soll als dritter Stürmer für neue Impulse sorgen (72./für Röttger). Tatsächlich ergaben sich trotz blutleeren Spiels zwei zwingende Chancen. Erst trifft Frahn aus gefühlten 15 Metern die Latte (77.). Als sich die Zuschauer schon auf die erste Pflichtspiel-Schlappe seit knapp einem Jahr eingestellt hatten, trifft Franke zum Ausgleich (90.). “Heute war es pures Glück, dass wir noch das 2:2 erzielt haben”, schimpfte Zorniger gegenüber der versammelten Presse. Dabei ging er hart mit sich selbst ins Gericht. “Die Startformation, die ich gewählt habe, hat nicht funktioniert.”

Unter dem Strich muss man in der Tat resümieren, dass die Gastgeber heute wohl mit dem falschen Fuß aufgestanden sind. Von der Leichtigkeit, mit der die Leipziger in der Hinserie einen Gegner nach dem anderen verspeist haben, war nicht mehr viel zu sehen. Die Gelb-Schwarzen sind das erste Team der laufenden Saison, das gegen RB Leipzig Hin- und Rückspiel nicht verloren hat. “Meine Mannschaft hat von der ersten Minute an versucht, hier was Zählbares mitzunehmen”, resümierte VFC-Coach Michael Hiemisch.

Bis zum Auswärtsspiel bei der U23 von Hertha BSC (14.4./13.30 Uhr) bleiben den Rasenballern sieben Tage Zeit, um die heutigen Defizite aufzuarbeiten.

RB Leipzig:
Coltorti – Judt, Hoheneder (43. Ernst), Franke, Kocin – Röttger (71. Kutschke), Karikari, Kaiser – Fandrich (43. Rockenbach) – Morys, Frahn (C)

VFC Plauen:
Person – Frisch, Rupf, Zimmermann, K. (C), Landgraf, Färber, Zimmermann, M.-P. (90. Wolf), Wild, Sajbidor (88. Nolde), Knoll (80. Hager), Fitkau

Tore:
1:0 Morys (27.), 1:1 Zimmermann, K. (56.), 1:2 Zimmermann, M. (69.), 2:2 Franke (90+2)

Zuschauer:
5269 im Zentralstadion

Schiedsrichter:
Andreas Becker (Kritzmow)