Der 1. FC Lok hat die nächste Klasseleistung im Bruno-Plache-Stadion abgeliefert. Am Mittwochabend besiegten die Leipziger Hertha BSC II mit 4:0 (3:0). Der Sieg gegen das bisher zweistärkste Rückrundenteam war eine Folge einer konzentrierten Leistung von elf bitterbös-brutalen Duracell-Häschen vor 1.805 begeisterten Zuschauern. Gleich dreimal durfte sich Christoph Schulz in die Torschützenliste eintragen.

“Aus meiner Sicht hat Lok heute eine Klasseleistung abgeliefert.” Was sollte Karsten Heine als Trainer der eben geschlagenen Hertha-Bubis auf der anschließenden Pressekonferenz auch anderes sagen? Die zweitstärkste Rückrundenmannschaft wollte “den Weg hier fortsetzen und punkten”, hat aber nur “vier, fünf Minuten das Spiel kontrolliert.” Klingt zynisch und ist auch etwas zu kritisch. Hertha BSC II war die schwerste Heim-Aufgabe für den FCL seit Zwickau im März. Spritzig, entgegen allen Erwartungen an zweite Mannschaften trotz drei A-Jugendlichen in der Anfangsaufstellung körperlich robust, technisch stark, aber, und das kennt man von zweiten Mannschaften gelegentlich: zu verspielt, im Abschluss fahrlässig und den Tick ungieriger als Lok. “Der Gastgeber hat heute seine Chancen bitterbös-brutal genutzt”, so Heine.

Allen voran Christoph Schulz, der nach einer schlechteren Leistung in Magdeburg wie aufgezogen spielte und schon nach fünf Minuten traf und eine halbe Stunde später alle 1.805 Zuschauern in Staunen versetzte. Nach Kopfballverlängerung von Steve Rolleder hatte der Ex-Hallenser 50 Meter freie Bahn zum Tor. Anstatt aber den 1,96 Meter großen Phillip Sprint zu umkurven, entschied sich Schulz für einen sehenswerten Lupfer. “Er stand ja auch 11 Meter vor dem Tor, da kann man das schon mal probieren”, schmunzelte der Baustatik-Student nach dem Spiel.
Sein Sturmpartner erhöhte sogar noch vor der Pause auf 3:0, nachdem Sprint einen Werner-Schuss abtropfen ließ. Und das obwohl die Gäste deutlich mehr Ballbesitz hatten und vor allem das Lok-Mittelfeld um Hildebrandt und Theodosiadis viel Arbeit hatte, Bälle zu erkämpfen. Gewann einer der Gäste mal einen Zweikampf, konnte er sich allerdings sicher sein, dass bald der nächste Leipziger “vorbeischauen” würde. Mit hoher Laufbereitschaft stellten die Blaugelben viele Überzahlsituationen in Ballnähe her und schafften es oft über den spielstarken Theodosiadis oder Hildebrandt den erkämpften Ball zu sichern.

Ihre trotzdem durchaus vorhandenen Chancen ließen die Gäste, die ohne Verstärkung aus dem 2. Liga-Kader antraten, allesamt liegen.
Auch die in der 47. Minute als Gäng vor dem freien Saberdest sauber abtauchte und den schnellen Anschluss verhinderte. “Da hätte es vielleicht noch etwas werden können, aber so war es mit dem 4:0 erledigt”, befand ein frustrierter Heine. Das 4:0 von Schulz folgte auf dem Fuß, vorbereitet vom flotten Seifert. In der Folge verpasste nun der dominierende Gastgeber, auch Schulz, Chancen für ein 5:0, 6:0 oder 7:0. Und schließlich verloren auch die jungen Herthaner die Spiellaune. “Ich bin selbst immer wieder überrascht, was meine Jungs im Stande sind zu leisten”, kommentierte ein gelöster Marco Rose, den die anwesenden Fans erstmals in dieser Saison ausgiebig feierten. Wohl auch, weil Rose nicht sicher ist, ob er bleiben wird.

Ein Wechsel wäre schade, denn sein Team zeigt deutliche Fortschritte, holte mit einer klar erkennbaren Handschrift, bestehend aus den “Buchstaben” Aggressivität, hohe Laufbereitschaft, intelligente Zweikampfführung und schnelles Umschalten aus den letzten drei Heimspielen gegen Teams aus der oberen Tabellenhälfte sieben Punkte bei 7:0 Toren. “25 Punkte reichen allerdings nicht”, gab sich Rose weiter fokussiert. “Wir müssen weiter hart arbeiten.” Mit einem Sieg am Samstag bei Optik Rathenow (13:30 Uhr) könnte Lok weiter nach oben klettern.
1. FC Lok Leipzig: Gäng – Seifert, Surma, Kittler, Werner – Grandner, Hildebrandt (46. Brumme), Theodosiadis, Spahiu (23. Seipel) – Rolleder (68. Stratmann), Schulz.
Hertha BSC II: Sprint – Radjabali, S. Breitkreuz, (45. Horoszkiewicz), Dem, Leinau – Diring (72. Obst), Andrich, Zingu, P. Breitkreuz, März (46. Neuendorf) – Saberdest.

Torfolge: 1:0 Schulz (5.), 2:0 Schulz (35.), 3:0 Rolleder (43.), 4:0 Schulz (51.). Schiedsrichter: Felix Anger. Zuschauer: 1.805 im Bruno-Plache-Stadion, Leipzig.
:
8. Hertha BSC II (22 Spiele/ 31 Punkte/ +4 Tore)
9. Germania Halberstadt (20/ 29/ -1)
10. FSV Optik Rathenow (21/ 25/ -5)
11. 1. FC Lok Leipzig (23/ 25/ -8)
12. VFC Plauen (23/ 21/ -4)
13. Union Berlin II (22/ 21/ -9)
14. Energie Cottbus II (22/ 18/ -11)
15. VfB Auerbach (22/ 18/ -12)
16. Torgelower SV Greif (20/ 6/ -38)

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