"Derbyfieber" prangt auf drei Plakatwänden, die RB Leipzig derzeit auf Anhängern durch die Stadt kurven lässt. Nimmt jeder wahr, spart Geld für teure Plakatwerbung. Vor der Partie gegen den 1. FC Lokomotive könnte die Stimmung in den beiden Lagern unterschiedlicher nicht sein. Während RB als Favorit in Ruhe seine Hausaufgaben erledigen kann, schwebt über dem Traditionsclub Lok das Damoklesschwert der drohenden Insolvenz.
Mehr als 100.000 Euro haben die Lok-Enthusiasten inzwischen zur Rettung ihres Vereins zusammengetragen. Die Hilfsbereitschaft in der Fangemeinde ist riesig. Neben dem regulären Eintrittsgeld spenden hunderte Fans zudem – per sogenannter Retterkarte – freiwillig 5 Euro in die Clubkasse. Auf ein Geschenk von RB Leipzig brauchen die Probstheidaer dagegen nicht zu hoffen. “Wenn ich an den Tausch des Heimrechts denke, waren wir dieses Jahr Teil der Lösung und nicht Teil des Problems”, stellte Alexander Zorniger am Freitag nüchtern fest. “Von mir aus sollen sie ihren Weg gehen, aber uns dabei in Ruhe lassen.” Der Verein ist dem RB-Coach übrigens nicht unsympathisch. Lob zollte der Schwabe Trainer Marco Rose. “Marco macht einen guten Job.”
Zum Hinspiel am 2. September pilgerten 24.795 Zuschauer ins Zentralstadion. Die Rasenballer gewannen klar 3:1 (1:0). Der Erfolg soll am Sonntag – zumindest aus ihrer Sicht – wiederholt werden. “Die Vorfreude ist auf jeden Fall groß”, erzählt Kapitän Daniel Frahn. “Das ist für uns alle ein besonderes Spiel. Wir als Mannschaft freuen uns sehr darauf.” Die Platzmeister des Stadionbetreibers arbeiten seit Tagen auf Hochtouren, damit die Partie angepfiffen werden kann. Die Rasenheizung läuft auf höchster Stufe.
Sportlich ist ein kampfbetontes Spiel zu erwarten. “Sie wissen, dass es nur einen Weg gibt, die Liga zu halten”, so Rasenball-Coach Zorniger über den morgigen Kontrahenten. “Und sie haben eine Fangemeinde, die jeden gewonnenen Zweikampf wie ein Siegtor bewerten wird.” Sein Gegenüber Marco Rose stellt sich auf stürmische Leipziger ein. “RB wird von Beginn an Druck machen wollen, doch ich wünsche mir, dass auch wir die Entwicklung des Spiels mitbestimmen.”, so der Lok-Trainer. Eine Überraschung im Spielausgang schließt er trotz der ungleich verteilten Voraussetzungen allerdings nicht aus, weiß aber: “Natürlich muss sehr viel zusammen passen, damit wir RB schlagen können”.
Heiße Emotionen sind trotz Eiseskälte vorprogrammiert. Damit das Derby diesmal in positiver Erinnerung bleibt, haben sich die Beteiligten auf zwei Regeln verständigt. Erstens: Lok- und RB-Fans reisen auf getrennten Wegen ab. Und Zweitens: Alkohol ist im Stadion tabu.
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