Seit zehn Jahren kennt sich Rechtsanwalt Friedbert Striewe gut in Probstheida aus. Als Insolvenzverwalter betreute er den VfB Leipzig bis zum letzten Atemzug, unterstützte den neuen 1. FC Lok und verklagt nun den Verein, obwohl er eigentlich dem Probstheidaer Fußball wohl gesonnen ist. Der Insolvenzverwalter über Nicht-Kommunikation, die aktuelle Führungsmannschaft und das Risiko, was das Präsidium des 1. FC Lok eingeht.

Herr Striewe, in der LVZ hieß es, eine Kommunikation zwischen Ihnen und dem 1. FC Lok findet nur einseitig aus Ihrer Richtung statt. Einst passte zwischen Ihnen und den Vereinsspitzen kein Löschpapier. Seit wann ist das Verhältnis verändert?

Seit dem Ausscheiden von Katrin Pahlhorn.

Lok-Vizepräsident Hartmut Dischereit behauptet in einem Interview auf der Lok-Homepage, dass Sie nicht auf Schreiben des 1. FC Lok reagiert hätten…

Ich war jederzeit bereit mit den Lok-Verantwortlichen zu sprechen. In den Schreiben des Vereins werde allerdings ich aufgefordert, mich um einen Termin beim Präsidium zu bemühen. Es muss allerdings anders herum sein, denn Lok will etwas von mir.

Manche Fans sehen in dieser (Nicht-)Kommunikation Vorsatz. Haben Sie eine Erklärung dafür?

Nein, es sei denn, ich würde spekulieren.

Können Sie beschreiben, welches Potenzial in einer guten Beziehung zwischen Vermieter und Mieter in diesem Fall liegt, auch im Hinblick auf den Erwerb des Erbbaupachtrechts?

Ich habe in der Vergangenheit aus der Miete über 200.000 Euro in das Gelände reinvestiert, dazu bin ich gegenüber den Banken persönlich ins Risiko gegangen. Lok hat mithilfe seiner Fans, Sponsoren und Mitglieder Leistungen in das Gelände gesteckt. Die guten Absprachen haben immer sichergestellt, dass das Gelände bisher in allen Ligen – mit Ausnahme von sogenannten Sicherheitsspielen akzeptiert war. Ohne meine Mitwirkung bei den Verhandlungen mit DFB und Sicherheitsbehörden hätte es die schon wieder hinfällige Erweiterung auf 7.000 Zuschauer nicht gegeben. Durch den Erwerb des Erbbaurechts, für den ich nach acht Jahren Verhandlungen den günstigsten Preis und die Unterstützung des Rathauses ausgehandelt hatte, hätten diese Investitionen für den Verein gesichert werden können.

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Inwieweit waren Sie als Vermieter des Geländes in Probstheida in die Projekte “Stadionneubau” und Verkauf der Namensrechte (bisher) überhaupt involviert?

Gar nicht. Die Namensrechte stehen Lok nicht zu. Wie bei der Einstellung der Mietzahlungen zwingen mich die öffentlichen Ankündigungen, anwaltliche und gegebenenfalls gerichtliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Wie hoch ist der aktuelle Schuldenstand des Vereins Ihnen gegenüber und inwieweit ziehen Sie eine Klage ernsthaft in Betracht?

Die Rückstände belaufen sich auf monatlich 4.800 seit September 2012. Die Klage ist anhängig beim Landgericht Leipzig. Dazu gibt es noch ein Problem mit der Miete aus 2011.

Was müsste sich ändern, dass Sie diese Absicht ad acta legen?

Ausgleich der Rückstände und/oder werthaltige Sicherheit, normale Kommunikation und Transparenz.

Sie gelten als Freund des Vereins. Haben Sie noch Hoffnung, dass es den 1. FC Lok auch noch in einem Jahr gibt?

Wenn sich die Führungspersonen weiter so verhalten wie zuletzt, wird man keine Hoffnung mehr haben dürfen.

Die Fans planen eine AoMV, bei der eine Abwahl der aktuellen Gremien, zumindest des Präsidiums möglich erscheint. Spätestens dann braucht der Verein fähige Führungsleute. Stünden Sie zur Verfügung?

Ich bin Verpächter des Geländes und habe nicht die Absicht, eine Interessenkollision zu produzieren. Ich lege Wert auf klare Verhältnisse. Ich bin auch nicht Mitglied des Vereins. Meine früheren Hilfsangebote für die Zeit nach Beendigung des VfB-Insolvenzverfahrens kann ich unter den bestehenden Bedingungen nicht aufrecht erhalten. Der Verein müsste zu den Prinzipien eines ordentlichen Kaufmanns zurückkehren, realistisch planen, nur das Geld ausgeben, das ihm zur Verfügung steht, seine Fans, Sponsoren und Mitglieder für voll nehmen, transparent kommunizieren und wieder das Ehrenamt und das Gebot der Fairness auf dem Platz, den Zuschauerrängen und im Geschäftsverkehr beherzigen.

Was macht eigentlich die Abwicklung des VfB Leipzig e.V.?

Mit Ausnahme des Verkaufs des Erbbaurechts ist das Verfahren abgearbeitet. Ich habe schon vor Jahren einen Abschlag auf die Quote ausgeschüttet. Ich habe acht Jahre für den Verein die Möglichkeit ausgehandelt, das Erbbaurecht für 130.000 Euro kaufen zu können, nachdem die Banken zunächst 400.000 Euro haben wollten. Das jetzige Präsidium konnte oder wollte das nicht wertschätzen und annehmen. Der Präsident hat seine Zusage, dem Verein die Mittel darlehensweise zur Verfügung zu stellen, zurückgezogen. Nun muss ich einen neuen Verwertungsansatz finden. Das wird Zeit brauchen und für Lok Risiken bringen. Dem Erwerber steht ein Sonderkündigungsrecht zur Verfügung.

Info: Im “Taco Taco”, Katharinenstraße 15 , liegen am Dienstag und Mittwoch zwischen 17:00 und 19:30 Uhr Unterschriftenlisten für die Einberufung einer außerordentlichen Mitgliederversammlung aus.

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