Vier Tage noch bis zum ersten Regionalliga-Spiel des 1. FC Lok 2013. Wie viele Spieler dann noch für den Verein auf dem Platz stehen werden, ist wegen der erbetenen Gehaltskürzungen unklar. Klar ist: Die Fans lassen nicht locker und versuchen vorsichtshalber das Stadion leer zu kaufen. Ex-Trainer Mike Sadlo signalisierte ebenfalls erstmal Hilfsbereitschaft.

Eigentlich hat er genug von der Lok-Führungsetage. Nach dem ganzen Hin und Her um seine Entlassung und unzähligen Gerichtsverhandlungen wollte Ex-Lok-Trainer Mike Sadlo nichts mehr vom aktuellen Präsidium des 1. FC Lok wissen. Noch immer wartet er, wie er L-IZ.de verriet, auf sein Geld. Erst im November weilte deshalb eine Gerichtsvollzieherin im Plache-Stadion, um Einnahmen aus dem Rathenow-Heimspiel zu pfänden. Selbiges droht dem Verein am Sonntag, 13:30 Uhr gegen den VFC Plauen, erneut. Wäre ärgerlich, denn die nun immer zahlreicher auftauchenden Lok-Fans versuchen, ihr Stadion leer zu kaufen, haben im ersten Tag des Vorverkaufs am Montag schon ordentlich zugelangt. “Ich habe sogar schon nach dem ersten Tag Karten nachordern müssen”, erzählt Heike Zehrfeld vom Lok-Fanshop in der Prager Straße.

Auch Frank Oetzle vom Teekontor in der Südvorstadt berichtet von ungewöhnlichen Kaufaktionen. “Hier kamen Fans und haben zwischen 20 und 25 Karten gekauft – obwohl sie eine Dauerkarte haben.” Würde nur wenig nützen, wenn Sadlos Gerichtsvollzieherin Sonntag ebenfalls kommen würde – ohne Karte. Doch der ehemalige Stürmer lässt nicht angreifen. “Aus Respekt und Achtung vor dem, was die Fans machen”, so der 41-Jährige, dem der Verein an sich noch sehr am Herzen liegt. Bei seiner Entlassung nach einer durchschnittlichen Hinrunde im Dezember 2011 berief sich die Vereinsführung auf einen Paragrafen, wonach Sadlo die Papiere kriegen darf, falls der Aufstieg in Gefahr sein sollte. Eine schwammige Klausel, die das Gericht zu ungunsten des Vereins auslegte und dem Geschassten weiterhin volles Gehalt bis Juni 2012, bei Aufstieg sogar bis Juni 2013 zusprach. Daraufhin einigten sich Verein und Sadlo zunächst auf 14.000 Euro Abfindung. Doch das war Präsident Michael Notzon zuviel. Nun soll es viermal so viel sein. Sadlo ist damit einer der großen Gläubiger des Clubs, der aber helfen will, auch wenn ihn keiner der Vereinsbosse darum gebeten hat.
Gleichzeitig wurden schon über 50 Paletten des Energy-Drinks Rox bei Ebay ersteigert. Der österreichische Hersteller verspricht bis zu 2.000 Paletten á 24 Dosen zu verkaufen und den kompletten Erlös an den Verein weiterzuleiten.

Der kann diesen, wie jedes frisches Geld, gut gebrauchen, auch um die Stimmung in der Belegschaft zu heben. Neben der ersten Herrenmannschaft sollen auch die zweite Herren und beide Damenmannschaften sowie die Mitarbeiter der Geschäftsstelle bis März auf die Hälfte ihres Gehalts verzichten. Würde kurzfristige Entspannung bringen, bringt zurzeit aber nur Unruhe. Wie sich die Mannschaften positionieren werden, ist noch unklar. Sollte das Signal auf grün gestellt werden, will auch Präsident Michael Notzon noch einmal ein Darlehen geben. Das könnte dann genutzt werden, um die ausstehenden Gehälter und die nächsten Raten an das Finanzamt zu zahlen. Aber es hilft nur kurzfristig. Übrigens haben die Spieler die Möglichkeit, die Gehaltskürzung abzulehnen und den Verein zu wechseln. Für Spieler, die ihren Lebensunterhalt nicht ohne die fehlenden 50 Prozent meistern können, will das Präsidium einen “Nottopf” einrichten.

Die Fans müssen weiter Gas geben – treffen sich zur großen Besprechung am Donnerstag 20:15 Uhr in der Sporthalle Brüderstraße, denn von dem von ihnen gewählten Vorstand kommt schlicht gar nichts. Für den Mittwochabend hat Marketingchef Frank Müller Sponsoren eingeladen. Ziel: 500 finden, die zusätzlich 500 Euro berappen. Brächte, wenn Weihnachten und Ostern auf einen Tag fallen, 250.000 Euro, ist also nicht die alleinige Rettung. Die bereits von L-IZ.de angesprochene Trikotauktion könnte weiteres Geld einspielen, wäre mit 150 Euro auch etwas für die weniger Finanzkräftigen.

Folgende Mitteilung richtet der 1. FC Lok an mögliche Spender:
“In den letzten Tagen erreichten uns viele Mitteilungen. Wie kann ich dem 1.FC Lok Leipzig schnell helfen ohne lange warten zu müssen bis Hilfsaktionen anlaufen, die verständlicherweise geplant werden müssen. Deswegen haben wir ein Spendenkonto eingerichtet, das ab sofort zur Verfügung steht.
Kontodaten: Kontonummer: 129423006, BLZ: 86070024, Bank: Deutsche Bank Leipzig, Empfänger 1. FC Lokomotive Leipzig e.V.
Eine Spendenquittung, wenn erwünscht, gibt es natürlich auch. Wendet euch nach der Überweisung diesbezüglich an die Geschäftsstelle unter: geschaeftsstelle@lok-leipzig.com

Die Entwicklungen der letzten Tage auf L-IZ.de
29. Januar 2013 – 1.FC Lok: Notzon gibt Geld, Lindner gibt nichts, Mannschaft kriegt nur noch die Hälfte
27. Januar 2013 – 1. FC Lok: Außerordentliche Mitgliederversammlung soll kommen – Fantreffen am Donnerstag
26. Januar 2013 – 1.FC Lok: Fans spannen sich vor ihre eingerostete Loksche

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