Das war nach so viel Gleichgültigkeit nicht zu erwarten: Seit Bekanntwerden der starken finanziellen Probleme des 1. FC Lok, der schon bis Monatsende frisches Geld braucht, schwappt eine Welle der Hilfsbereitschaft durch die Fangemeinschaft. Zahlreiche Freunde des 1. FC Lok haben Ideen entwickelt, wie kurz- und langfristig der Verein zu retten ist. Das Präsidium des 1. FC Lok ist derweil nicht präsent.
Von wegen ein Verein voller Problemfans: Die Rettung des 1. FC Lok ist Fansache, nicht Chefsache. Während Lok-Präsident Michael Notzon in dieser schweren Situation für zwei Tage nach Kronau gefahren ist, um sich dort in seiner Funktion als Aufsichtsratsmitglied der Rhein-Neckar-Löwen einzubringen, Hartmut Dischereit mit seiner Frau in den Urlaub gefahren ist, kümmern sich wenigstens die Fans um ihren Verein. Und das nicht zu knapp.
Nachdem gestern 1. Mannschaft und Trainer via Facebook um Hilfe bei der Schneebeseitigung im Stadion gebeten haben, gingen gleich 26 Fans am Freitagvormittag zu Werke. Gemeinsam mit dem Trainer und acht Spielern ermöglichten sie, dass am kommenden Sonntag (3. Februar, 13:30 Uhr) gegen den VFC Plauen gespielt werden kann – sofern Petrus nicht noch einmal zuschlägt. Das Spiel soll eine Möglichkeit werden, um für den Verein an frisches Geld zu kommen. Angeblich braucht der Club so schnell wie möglich frischen Zaster, um kurzfristig Gläubiger bedienen zu können. Langfristig, also bis zum Saisonende werden die Finanzprobleme nicht kleiner, die Spieler warten aktuell schon auf das Dezembergehalt.
Dass den Jungs die Liebe an ihrem Verein abhanden kommt, davon ist nicht auszugehen. Rose hat einen verschworenen Haufen geformt, der mit Werner, Seifert, Kittler, Krug, Brumme und Co genügend Spieler hat, die mit dem Verein wie ein Tau verwachsen sind, um diese Phase zu überstehen. Für dieses Überleben bedarf es allerdings nicht nur des Heimspiels gegen den VFC Plauen, auch wenn der Kartenvorverkauf stark angelaufen ist und die Fans zumindest alle verfügbaren 4.999 Karten kaufen wollen.
Das kann jedoch nur ein Signal von vielen sein. Für weitere haben Freunde des Vereins bereits zig Vorschläge unterbreitet. Der Vater eines D-Jugendlichen des 1. FC Lok sandte gleich einen Acht-Punkte-Plan zur Rettung des Vereins an die Geschäftsstelle und rechnete vor, wie alleine er dadurch 295 Euro in den Verein tragen würde. Angefangen von einer Mitgliederumlage bis hin zu einem Benefizspiel. An Letzterem wird schon seit einiger Zeit gearbeitet. Ein FC Bayern, Schalke 04 oder Borussia Dortmund in Leipzig würde garantiert für ein gut gefülltes Zentralstadion sorgen. Zudem schlug er eine Trikotaktion vor. Die haben bereits drei andere Fans geplant und werden diese Ende kommender Woche vorstellen. Nicht unwahrscheinlich, dass sie mit dieser Idee von Fans überrannt werden und damit eine sechsstellige Summe reinholen. Schon vor der Vorstellung sind zahlreiche Interessenten gewonnen worden.
Auf die Vorschläge des Vaters reagierte die Geschäftsstelle des 1. FC Lok erfreut, bat aber sogleich um Geduld. Tenor: Derzeit erreichen uns unglaublich viele Ideen.
Präsidium und Aufsichtsrat tagen indes wieder am Montagabend. Ebenfalls anwesend: “Mäzen mit (dickem) Fragezeichen” Stefan Lindner. Der Kaufmann mit den goldenen Kontakten nach Russland will angeblich endlich einen Überweisungsträger mitbringen. Mitbringen reicht nicht, die richtige Summe sollte der Mann eintragen und unterschreiben. Dann würde er seine Ankündigungen in die Tat umsetzen und eine Hilfe bei der bisher offenbar nur von den Fans ernsthaft vorangetriebenen Rettung sein, die wie der Neuanfang möglicherweise das Potenzial zur größten Überraschung der vergangen Fußballjahre in Probstheida hat. Nach all der Tristesse im Herbst.
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