Das es für den Aufsteiger Lokomotive in der Regionalliga locker und flüssig von Sieg zu Sieg gehen würde, hat wohl keiner erwartet. Ein Platz im Mittelfeld jedoch scheint derzeit fern, der Saisonstart gestaltete sich bislang deutlich schwankend auf dem Platz. Und hinter den Kulissen scheint es ebenfalls seit einiger Zeit zu rumoren. Über einen Fußballclub zwischen sportlichen Sorgen, einem Aufsichtsrat, welcher dem eigenen Vorstand bei wichtigen Informationen nachlaufen muss und einer Fangemeinde, die derzeit offensichtlich nicht weiter wächst. Ein Interview mit Lok-Aufsichtsrat Olaf Winkler.
Herr Winkler, ein Drittel der Regionalliga-Saison ist vorbei. Der 1. FC Lok ist Tabellenvorletzter. Wie schätzen Sie die aktuelle sportliche Situation ein?
Niemand träumte von einem Spitzenplatz. Die Verantwortlichen haben immer realistisch gedacht. Wir hatten uns allerdings schon einen Mittelfeldplatz gewünscht, was aber leider bisher nicht erreicht ist. Unser Trainer ist engagiert bei der Sache, das Team arbeitet anständig, aber die momentane sportliche Situation ist trotzdem unbefriedigend.
Trotz des Aufstiegs ist von Euphorie im Umfeld des 1. FCL nichts zu spüren gewesen – das Spiel gegen RB Leipzig ausgenommen. Wie sehen Sie die niedrigen Zuschauerzahlen?
Kritisch, denn das spiegelt unsere derzeitige Situation wider. Wir verlieren fähige und engagierte Leute im Ehrenamt, das Vereinsleben ist der Größe und Popularität des Vereins nicht entsprechend. Und wenn man sieht, dass es nach Niederlagen kaum noch Reaktionen der Zuschauer gibt, ist das eine sehr gefährliche Situation, weil Resignation ein schlechter Begleiter ist. Auch wird meiner Meinung nach zu wenig unternommen, um Fans und Sponsoren für den Verein zu begeistern und mitzunehmen; ihre Sorgen und Anregungen werden auch zu wenig ernst genommen. Bei der aktuellen Situation im Leipziger Fußball sollten wir doch durch Transparenz und Sympathie überzeugen. Wir haben uns diese Regionalliga so sehr gewünscht und uns darauf gefreut, aber die Euphorie kam nicht.
Das Klima im Umfeld ist nicht gut, wie sieht es denn im Verein aus?
Ich habe bereits vergangene Woche bei Leipzig Fernsehen kritisiert, dass das Präsidium kompetente Leute ausgetauscht hat und wir gute Leute verloren haben. Es beansprucht zu Recht für sich, im Tagesgeschäft das Sagen zu haben. Im Gegensatz zum Aufsichtsrat, welcher nur überwacht und beratend tätig ist, trägt es demzufolge für den Zustand des Vereins und die aktuelle Situation die volle Verantwortung.
Das gilt insbesondere für den Finanzbereich, wo nach Meinung des Aufsichtsrats im Moment die Kompetenz für einen Verein unserer Größe nicht ausreichend ist. Wir haben das Präsidium in der Vergangenheit mehrfach darauf hingewiesen. Der Informationsfluss gestaltet sich generell als sehr schwierig. Das erschwert für uns, die wir das Präsidium kontrollieren sollen, die Arbeit enorm. Der Aufsichtsrat muss Detektiv spielen und bruchstückhafte Informationen zusammensetzen. Zudem fehlt ein Geschäftsführer, welcher mit Kompetenz und Vollmacht ausgestattet ist.
Wie wäre denn aus ihrer Sicht in der aktuellen Situation zu verfahren?
Als beratendes Gremium können wir nur das Präsidium auffordern, dafür Sorge zu tragen, dass zusätzlich zu den zweifellos vorhandenen fleißigen Helfern mehr kompetente Leute in alle Bereiche des Vereins integriert werden. Wenn das gelingt, geht es mit dem FCL wieder aufwärts.
Wir hätten gern auch mit dem Präsidium des 1. FC Lok gesprochen, welches allerdings nicht zu einem Gespräch bereit ist.
Ich habe kein Verständnis für den Boykott eines Mediums.
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