Spitzenreiter. RB Leipzig hat am Samstag beim FSV Optik Rathenow die Tabellenspitze erobert. Die Leipziger schlugen die Hausherren in einer umkämpften Partie mit 4:2 (2:2). Die Rasenballer mussten in der ersten Halbzeit zweimal einem Rückstand hinterherlaufen. Erst im zweiten Durchgang machten Frahn und Schulz die Sache klar.
Der Weg in die Bundesliga führt quer durch Deutschlands Fußballprovinz. Rathenow liegt an der Havel, ist Kreisstadt, beherbergt rund 25.000 Einwohner. Ein asphaltierter Waldweg führt an heruntergekommenen Plattenbauten und Kleingärten vorbei zum Stadion Vogelgesang. Überraschung: Die Spielstätte entpuppt sich als ausgebauter Sportplatz. Traversen rundherum, zwei Steh-, eine Sitzplatztribüne. Keine Videowand, keine Balljungen, keine Presselounge. Journalisten werden wie die VIPs behandelt, dürfen sogar neben der Rathenower Lokalprominenz sitzen – oder vor RB-Geschäftsführer Ulrich Wolter und Sportpsychologe Philipp Laux.
1.351 Zuschauer erleben ein packendes Spiel. RB-Coach Alexander Zorniger hatte gefordert, die Mannschaft möge die Derby-Euphorie mit ins Havelland nehmen. Pustekuchen. Nach misslungener Kopfballrückgabe durch Dominik Kaiser sieht Rathenows Murat Turhan nur noch Keeper Fabio Coltorti vor sich. Der Schweizer geht zu ungestüm in den Zweikampf. Schiri Andreas Becker zeigt auf den Punkt. Patrick Scholz verwandelt sicher zum 1:0 (6.).
Die Leipziger – mit Rockenbach als Spielmacher in die Partie gestartet – plötzlich unter Druck. Erst verfehlt Franke nach einer Ecke knapp das Tor (13.), dann hat auch Kutschke keinen Erfolg (15.). Schließlich schlenzt Außenverteidiger Juri Judt das Leder aus dem Mittelfeld vor die Füße von Daniel Frahn. Der RB-Kapitän startet durch und trifft zum verdienten Ausgleich (1:1/16.).
Die Partie gestaltet sich in der Folge offen. Rathenow spielt mutig nach vorne. Die Rot-Weißen dagegen taktisch eine einzige Katastrophe. Wo sind nur die guten Spielanlagen aus dem Derby geblieben? Gaben die Leipziger vor zwei Wochen gegen den 1. FC Lok noch durchweg den Ton an, ließen sie die Gastgeber in der ersten Hälfte schalten und walten, wie sie wollten. Die Konsequenz: Tore auf beiden Seiten. Erst erhöht Turhan per Kopf auf 2:1 (36.). Dann gleicht Frahn kurz vorm Pausenpfiff nach viel Rumgestochere im Strafraum wieder aus (45.).
Zorniger stellte seine Mannschaft nun um, tauschte Timo Röttger gegen Bastian Schulz aus und ließ mit drei Sechsern spielen. Eine Einwechslung, die Folgen haben sollte. Doch zunächst ein scharfer Freistoß durch Rockenbach aus 25 Metern. Marcel Subke lässt abklatschen, doch Dennis Hildebrand nimmt im dann folgenden Kuddelmuddel die Hand zu Hilfe. Wieder Elfmeter. Frahn erhöht auf 3:2 (73.). Jetzt zu Bastian Schulz. Der Mittelfeldmann nimmt sich in der 81. Minute ein Herz, zieht aus 17 Metern ab – und trifft. Die Entscheidung.
“Wir haben uns das Leben unnötig schwer gemacht”, kommentierte Daniel Frahn den dritten Auswärtssieg in Folge. “Wir waren heute ein bisschen holprig in der 1. Halbzeit.” Scharfe Kritik gab’s von Alexander Zorniger: “Jeder wollte das Richtige machen, aber nicht als Team.” Rathenows Trainer Ingo Kahlisch haderte vor allem mit dem Unparteiischen: “So ein Spiel kann man nur gewinnen, wenn an dem Tag alles passt – auch der Schiedsrichter.” Aus Sicht des Coaches hätte Coltorti wegen einer Notbremse vom Platz gestellt werden müssen. Referee Becker zückte nicht einmal Gelb. Kahlischs Fazit: “Wir haben uns ordentlich verkauft und gegen einen Top-Gegner ein gutes Spiel geboten.”
RB Leipzig: Coltorti – Müller, Hoheneder, Franke, Judt – Röttger (46. Schulz), Kaiser, Rockenbach (82.Ernst), Heidinger (76. Schinke) – Kutschke, Frahn (C) – Trainer: Alexander Zorniger.
FSV Optik Rathenow: Subke – Klötzing, Scholz, Coric (20. Hildebrand), Delvalle – Hellwig, Tsiatouchas (77. Kapan) – Fikic, Cankaya, Wilcke (77. Pfefferkorn) – Turhan – Trainer: Ingo Kahlisch.
Torfolge: 1:0 Scholz (6., Foulelfmeter), 1:1 Frahn (16.), 2:1 Turhan (36.), 2:2 Frahn (45.+1), 2:3 Frahn (74., Handelfmeter), 2:4 Schulz (81.). Schiedsrichter: Andreas Becker (Kritzmow). Gelbe Karten: Cankaya, Tsiatouchas, Hildebrand (alle Rathenow), Franke, Judt (beide Rasenball). Zuschauer: 1.351 im Stadion Vogelgesang.
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