"Das war ordentlich!", freute sich Trainer Hendrik Rudolph nach dem überzeugenden Sieg seiner Lok-Frauen zum Saisonauftakt gegen Holstein Kiel. Mit viel Druck und Tempo hatten die Leipzigerinnen ihren Gästen aus dem Norden bereits zur Halbzeit jeglichen Wind aus den Segeln genommen.
“Kiel ahnt noch gar nicht, was da morgen auf sie zukommt!”, lautete die Kampfansage von Lok-Spielerin Marie-Luise Herrmann am Vorabend der Auftaktpartie. Ausdruck eines neuen Selbstbewusstseins bei den im letzten Jahr so arg gebeutelten Leipzigerinnen? “Klar, das musst du haben!”, bestätigte sie hinterher. “Wenn du aus der 1. Bundesliga abgestiegen bist, gehst du ja schon als Favorit ins Spiel.” Zumal mit Holstein Kiel auch ein gerade erst aus der Regionalliga aufgestiegenes Team zu Gast war.
Diesem allerdings stand Lok in vergangenen Zweitliga-Jahren bereits des öfteren gegenüber und hatte dabei immer das Nervenflattern mit an Bord. “Ich hätte gedacht, dass es knapper wird, denn Kiel ist bisher immer unser Angstgegner gewesen und es gab immer enge Duelle”, erinnert sich Marie-Luise Herrmann. Nervös war auch der neue Lok-Trainer Hendrik Rudolph. In der Nacht vor dem Spiel hatte er kein Auge zugemacht, fieberte dem Auftakt entgegen. Der gelang nach Maß. Schon in der ersten Halbzeit brannte Lok ein Fußball-Feuerwerk ab, dass den Nordlichtern die Sinne schwanden. Knapp 16 Minuten dauerte es bis zum ersten Saisontor der Frauen aus Probstheida. Anna Green servierte von links in den Strafraum auf Erika Szuh, die aus Nahdistanz zum 1:0 einschob. Und Leipzig legte nach. Nur sechs Minuten später ließ Kapitän Anne Heller einen weiten Freistoß in den Strafraum einschweben, den Lysann Schneider zum 2:0 (22.) unter die Latte köpfte. Kurz vor der Halbzeit trug sich auch Kraftpaket Marlene Ebermann in die Torschützenliste ein. Nach ihrem Alleingang in der 42. Minute stand es vor 307 Zuschauern im Bruno-Plache-Stadion schon 3:0 – es hätte sogar noch mehr sein können.
“In der zweiten Halbzeit war dann etwas die Luft raus”, beschrieb Coach Rudolph die selbige. Zwar blieb Leipzig klar dominant, doch im Feintuning ruckelte die Kombinationsmaschine nun etwas. So kamen die Gäste in der 60. und 64. Minute zu ihren ersten zwei verheißungsvollen Gelegenheiten. “Spielt jetzt endlich wieder Fußball!”, forderten sich die Leipzigerinnen deshalb auf dem Platz energisch selbt auf. Trotzdem dauerte es bis zur 81. Minute, bis es zum vierten Mal im Kieler Kasten klingelte – und es war ein Foulelfmeter erforderlich. Die eingewechselte Lisa Reichenbach wurde im Strafraum zu Fall gebracht – Anne Heller ließ sich die Gelegenheit vom Punkt nicht nehmen.
Dann ging es plötzlich schnell: Gabriella Toth zog einen scharfen Schuss auf das Kieler Tor, Keeperin Victoria Bendt konnte nur abprallen lassen, und Erika Szuh stand richtig, machte ihren zweiten Treffer (5:0/ 83.). Die wackeren Kielerinnen – die sich vorab durch einen Formfehler selbst dezimiert hatten und statt über drei, unerwartet nur über eine Auswechselspielerin verfügen konnten – gaben sich nicht auf und wurden kurz vor dem Abpfiff mit dem Ehrentreffer belohnt. Eine Freistoß-Granate von Julia Kibbel (eben jener einzigen Einwechslerin), schätzte Sandra Schumann im Lok-Tor falsch ein, musste prallen lassen, was Selina Amrein zum Abstaubertor nutzte – Endstand 5:1.
“Die erste Halbzeit war richtig starker Fußball!”, freute sich Henrik Rudolph nach dem Schlusspfiff. Einen Hinweis darauf, wo er mit seiner Mannschaft leistungsmäßig aber wirklich steht, vermochte er nach diesem ersten Spieltag noch nicht zu erhaschen. “Das wissen wir nächsten Sonnabend um 18:45 Uhr wenn das Cloppenburg-Spiel vorbei ist”, lautete sein Kommentar. Der BV Cloppenburg ist vermeintlicher Liga-Favorit, bei dem sich Lok jedoch mit der Leistung vom Kiel-Spiel nicht zu verstecken bräuchte. “Die Saison kann losgehen!”, versprüht Marie-Luise Herrmann Entschlossenheit.
1. FC Lok Leipzig vs. Holstein Kiel 5:1 (3:0)
1. FC Lok Leipzig: Schumann, Janitzki, Schneider, Freitag, Green (82. Pfretzschner), Heller, Herrmann, Lübcke (72. Reichenbach), Szuh, Nauesse, Ebermann (72. Toth).
Holstein Kiel: Bendt, Ibrahimi, Becker, Bahr, Körner (46. Kibbel), Schäfer, Walczak, Begunk, Hofmann, Krohn, Amrein.
Torfolge: 1:0 Szuh (16.), 2:0 Schneider (22.), 3:0 Ebermann (42.), 4:0 Heller (81./ Foulelfmeter), 5:0 Szuh (83.), 5:1 Amrein (87.). Schiedsrichter: Katja Mattig (Müllrose). Gelbe Karte: Szuh (Lok). Zuschauer: 307 im Bruno-Plache-Stadion, Leipzig.
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