Der Waschbär ist ein possierliches Tier. Schon die alten Azteken schrieben ihm übernatürliche Kräfte zu. In Probstheida jedoch führte er sich eher unterirdisch auf, wühlte sich durch das Hauptfeld im Bruno-Plache-Stadion. Die Zweitliga-Frauen des 1.FC Lok mussten deshalb ihr Spiel am Sonntag gegen Hohen Neuendorf auf einem Nebengelass austragen. Das Ergebnis stimmte trotzdem.
Nach dem guten Saisonauftakt der Lok-Frauen, stand gegen die bisher punktlosen Aufsteiger aus Berlin nichts anderes als ein Sieg zur Debatte. Auch wenn Gästetrainer Sven Thoß einst selbst für die Blau-Gelben an der Linie stand und sich deshalb in Sachen Leipziger Frauenfußball auskennen sollte. Doch schon nach 5 Spielminuten wurden die ersten Weichen zugunsten der Leipziger Lok gestellt. Anna Green war über links durchmarschiert, hatte den Ball hereingeflankt, wo dieser via Christina Nauesse zu Angelina Lübcke gelangte, die die Kugel zum 1:0 über die Linie beförderte.
Hohen Neuendorf zeigte sich beeindruckt, Lok blieb gefährlich. In der 12. Minute spielte Kapitänin Anne Heller mit einem Zuckerpass Marlene Ebermann völlig frei. Diese stürmte einsam auf Gästekeeperin Doreen Kruscha zu, umspielte sie, doch legte sich dabei das Leder zu weit vor, um zum Abschluss zu kommen. Ganze 20 Minuten musste vergehen, bis Hohen Neuendorf den ersten halbwegs nennenswerten Schuss auf das Lok-Tor abgab. Doch auch dieser ging deutlich vorbei. Auf der anderen Seite brannte es dafür lichterloh. Eine Bogenlampe von Christina Nauesse konnte gerade noch von der Linie gekratzt werden (28.), der erneut völlig frei durchgebrochenen Ebermann pflückte Torhüterin Kruscha im letzten Moment die Kugel vom Fuß (35.) – und ein Schuss der überraschend ungestört in den Strafraum marschierenden Erika Szuh faustete Kruscha in höchster Not weg, auch der Nachköpfer von Nauesse verfehlte das nur Gehäuse knapp (45.).
So konnte man zur Halbzeit konstatieren, bisher ein Spiel auf ein Tor gesehen zu haben. Der einzige Schönheitsfehler daran: Es war eben auch nur ein Tor gefallen.
In der zweiten Hälfte änderte sich am Strickmuster zunächst nichts. Lok optisch überlegen, aber im Abschluss glücklos und oft zu unpräzise. Nach einer reichlichen Stunde allerdings schien die Entscheidung gefallen zu sein. Die kurz vorher eingewechselte Sophie Görner legte für Erika Szuh auf, die in der Mitte gegen ihre Gegenspielerin robust zur Sache ging und das Spielgerät mit Schmackes in die Maschen drosch – 2:0 (64.). Noch in der selben Minute hätte Ebermann alles klar machen können, kam aber erneut nicht an der gegnerischen Torhüterin vorbei.
Doch plötzlich wachte Hohen Neuendorf auf. Nach 66 Minuten musste Sandra Schumann – die vorher eher zu Dekorationszwecken zwischen den Leipziger Pfosten zu stehen schien – zum ersten Mal ihr Können zeigen. Elf Minuten danach geriet sie erneut in Gefahr. Sandra Sommer hatte Leipzigs Christin Janitzki stehen lassen und quer auf Monika Sinka gelegt. Ihr Schuss konnte von den Blau-Gelben noch zur Ecke abgeblockt werden. Die Leipziger Abwehr wirkte in dieser Phase unsortiert und hatte drei Minuten darauf Glück, dass Lysann Schneider einen auf’s leere Tor zusegelnden Ball noch von der Linie schlagen konnte (80.). “Stell dir vor, du kassierst hier den Anschluss…”, war es Lok-Trainer Hendrik Rudolph auch nach Abpfiff noch ein wenig unwohl.
Aber seine Truppe straffte sich in den verbleibenden Spielminuten. Zwei Chancen der diesmal glücklosen Ebermann (83./ 87.) sowie ein Pfostentreffer von Gabriella Toth (85.) waren zu notieren. Die eingewechselte Ungarin war es auch, die in der Nachspielzeit mit ihrem 3:0 (90.+1) den Schlusspunkt setzte. Nauesse hatte von rechts geflankte und Toth platzierte den Ball mit sehenswertem Schuss ins lange Eck.
Trotz des klares Resultats wusste Lok-Trainer Hendrik Rudolph das eben Gesehene nicht so richtig einzuordnen. “Das war ein ganz komisches Spiel”, stellte er fest. “Eigentlich haben wir das Spiel kontrolliert und phasenweise auch ganz gut gespielt. Aber es fehlte uns auch das Quentchen Glück und die Genauigkeit in der Spitze”. Das hatte Lok-Debütantin Sophie Görner ähnlich gesehen. “Vor dem Tor haben wir ein Abschlussproblem, da schießen unsere Stürmer nicht gleich direkt”, sagte die 19-Jährige, “aber das trainieren wir noch ein bisschen!”. Vielleicht trägt dieses Training schon beim nächsten Auswärtsspiel in Meppen Früchte. Anpfiff dort ist am Sonntag, 30. September, um 11:00 Uhr.
1.FC Lok Leipzig vs. SV BW Hohen-Neuendorf 3:0 (1:0)
1.FC Lok Leipzig: Schumann, Freitag (57. Görner), Herrmann, Green, Lübcke, Ebermann, Heller (70. Toth), Nauesse, Szuh, Schneider, Janitzki (90. Reichenbach). Trainer: Hendrik Rudolph.
SV BW Hohen Neuendorf: Kruscha, Grimske (67. Targatz), Heinz (54. Behrendt), Kollek, Sommer, Klausch, Pantelmann, Gesang, Gabriel, Sinka (81. Puhlmann), Janowitz. Trainer: Sven Thoß.
Torfolge: 1:0 Lübcke (5.), 2:0 Szuh (64.), 3:0 Toth (90.+1). Schiedsrichter: Stadler (Fulda). Gelbe Karten: Heinz, Grimske (beide Hohen Neuendorf). Zuschauer: 378 auf dem Nebenfeld 1 des Bruno-Plache-Stadions, Leipzig.
1.) Magdeburger FFC 3 Spiele/ 9 Punkte/ +4 Tore
2.) 1.FC Lok Leipzig 3/ 7/ +7
3.) BV Cloppenburg 3/ 7/ +5
4.) Herforder SV 3/ 6/ +3
5.) Turbine Potsdam II 3/ 6/ +2
6.) SV Meppen 3/ 6/ +1
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